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23 Stücke in zwei Stunden: So schweißtreibend war der LaBrassBanda-Auftritt in Schönberg

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Von: Josef Enzinger

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Blechblasfertigkeiten auf allerhöchstem Niveau (von links): Martin Stadler, Korbinian Weber und Stefan Dettl.
Blechblasfertigkeiten auf allerhöchstem Niveau (von links): Martin Stadler, Korbinian Weber und Stefan Dettl. © Josef Enzinger

2000 Menschen im 1000-Einwohner-Dorf: Das schafft nur LaBrassBanda. Wobei schon im Vorprogramm alle Register gezogen wurden: Der Schönberger Feuerwehrkommandant riss sich das Hemd vom Leib. Was später folgte, war Ekstase pur.

Schönberg – Wenn Schönberg was macht, dann gescheit. Den besten Beweis dafür lieferten die Floriansjünger aus der 1000-Einwohner-Gemeinde, die anlässlich des 150. Geburtstages ihrer Ortsfeuerwehr alle Register zogen und mit LaBrassBanda die Partyband schlechthin nach Schönberg gelotst hatten. Stimmung pur war damit schon vorprogrammiert, wobei bereits das Vorprogramm im Festzelt die Laune ansteigen ließ.

Aufheizer, Einpeitscher, Motivator: Stefan Dettl und LaBrassBanda waren in Schönberg in bester Laune. Gerne ließen sich davon die 2000 Konzertbesucher anstecken.
Aufheizer, Einpeitscher, Motivator: Stefan Dettl und LaBrassBanda waren in Schönberg in bester Laune. Gerne ließen sich davon die 2000 Konzertbesucher anstecken. © Josef Enzinger

Die regionale Coverband „Shitparade“ heizte mit Akkordeon, Gitarre, Tuba und Schlagzeug den knapp 2000 Feierlustigen gut ein. So gut, dass sich einer sogar das Hemd vom Leib riss. Als nämlich Kommandant Benjamin Bock auf die Bühne kam, um das volle Zelt auf die Kultband einzustimmen, nutzte er die Möglichkeit, die Shitparade gesanglich zu unterstützen. Erst flog die Feuerwehrkrawatte, danach riss er sich das Hemd vom Leib, heizte die Menge ein - und alle machten mit. Die Stimmung bereits zu diesem Zeitpunkt: verdammt nah am Siedepunkt.

Wohin mit der Trompete, wenn Stefan Dettl beide Hände benötigt, um die Menge zu motivieren? Immer zwischen die Beine.
Wohin mit der Trompete, wenn Stefan Dettl beide Hände benötigt, um die Menge zu motivieren? Immer zwischen die Beine. © Josef Enzinger

Als dann Stefan Dettl mit LaBrassBanda die Bühne betreten, gibt es sowieso kein Halten mehr. „Einfach danz‘n, des muaß a ned cool ausschauen“, raubte der Frontmann der Traunsteiner Kultband der Fangemeinde sämtliche Hemmungen. Und die 2000 lassen sich gerne darauf ein. Was LaBrassBanda in Schönberg zum Besten geben, ist eine bunte Auswahl quer durch alle Alben, vom im Jahr 2008 erschienenen „Habedieehre“ bis zur letzten Platte „Danzn“, die 2021 herausgekommen ist.

Martin Stadler cool wie ein Eisberg

Und dennoch wartet die Band, die es seit 16 Jahren wie niemand anders schafft, Blasmusik in ein Techno-Kostüm zu stecken, in Schönberg mit einer Besonderheit auf. Denn neben dem Aschauer Tubisten Matthias Hoffmann, der bereits 2021 fest zur Barfuß-Fraktion aus Traunstein zählt, steht diesmal ein gebürtiger Oberbergkirchener mit auf der Bühne. Martin Stadler hatte sich in den vergangenen Tagen das Programm einverleibt und zündet an seinem Mundstück ein musikalisches Feuerwerk.

Brillianter Beat: Tubist Matthias Hoffmann in Aktion.
Brillianter Beat: Tubist Matthias Hoffmann in Aktion. © Josef Enzinger

Denn obwohl Sänger Stefan Dettl im Bühnenzentrum stets ein wahnsinniges Tempo vorgibt: Martin Stadler geht nicht nur das Tempo mit seiner ihm eigenen Lässigkeit mit. Er spielt bis zum letzten Ton mit einer unfassbaren Sauberkeit, Lieder im Techno-Stil mit böhmisch-mährischer Intonation und entsprechender Klangqualität. Kaum zu glauben, dass da ein Musiker auf der Bühne steht, der die Musik nur als Hobby betreibt. Absolut bemerkenswert sein Solo bei der Liedkombination „Ofree“ und „Da Dub“, das er in höchster blasmusikalischer Qualität runterjazzt.

23 Stücke in zwei Stunden

„Bauwog‘n“, „Australia“, „VW Jetta“, „Discobauer“ - es geht Schlag auf Schlag. Insgesamt 23 Stücke hämmert die Combo in knapp zwei Stunden durch das Programm. Für das treibende Fundament sorgt Schlagzeuger Manuel da Coll, lautstark und kräftig unterstützt von Tubist Matthias Hofmann, der nicht nur bei seinem Lieblingsstück „Tubissimo“ sein Können zeigen darf.

Und immer wieder bindet Dettl die Zuhörer mit ein. Er hört nicht auf, die Feuerwehrler zu loben, weil sie so ein großes Fest auf die Beine gestellt hätten. Er appelliert an den Zusammenhalt, mahnt Menschlichkeit an und klatscht wie der Rest im Zelt für die gute Nachbarschaft. „Ringalbleame“ muss er gar nicht selbst singen – das erledigen die Menschen vor der Bühne.

Mit LaBrassBanda auf der Bühne: Die Kinder ließen sich diese Einladung nicht zweimal sagen.
Mit LaBrassBanda auf der Bühne: Die Kinder ließen sich diese Einladung nicht entgehen. © Josef Enzinger

Immer wieder gestikuliert Dettl wild, fast Joe-Cocker-mäßig, und stiftet alle an zu tanzen, ob bei „Bauersbua“ oder dem Grand-Prix-Vorentscheidungs-Hit „Nackert“. Bei „Alarm“ dreht sich sogar das Blaulicht auf dem Rest eines alten Feuerwehrfahrzeuges, das aus dem Bühnenbild herausragt. Herrlich verrückt ist das alles. Und die Leute lassen sich treiben, beginnen zum pogen, wie sonst auch, der Punk geht ab. Plötzlich fällt ein Tänzer hin, Dettl reagiert sofort. Das Stück endet abrupt, Dettl fragt: „Alles gut?“ Aus der Zeltmitte signalisiert ein erhobener Daumen: „Jawohl!“ Und schon gehts weiter: „Oans, zwoa, drei, vier!“ Das Stück „Holland“ geht dort weiter, wo es gerade aufgehört hat.

Kinder und Jugendliche, ab auf die Bühne!

Dettl ist kein Künstler mit Starallüren, lässt die Kinder und Jugendlichen zu sich auf die Bühne, fordert diese auf, auszuflippen, was sich die nicht zweimal sagen lassen. Überhaupt genießen die Kinder das Konzert in vollen Zügen. Wenn es ihnen vorne zu wild ist, dann gerne im hinteren Bereich des Zeltes. Dafür hat LaBrassBanda eine erhöhte Bühne errichten lassen. In erster Linie für die Rollstuhlfahrer, und eben für die Kinder.

„Der Boooock“: Feuerwehrkomandant Benjamin Bock legte zu Beginn des Konzertes mit der Vorband „Shitparade“ eine kleine Striptease-Einlage hin.
„Der Boooock“ in Aktion: Feuerwehrkomandant Benjamin Bock legte zu Beginn des Konzertes mit der Vorband „Shitparade“ eine kleine Striptease-Einlage hin. © Josef Enzinger

Dettl und Co. sind bestens aufgelegt bei diesem Heimspiel von Hoffmann und Stadler. Da ist es dann auch egal, wenn zweimal dasselbe Stück gespielt wird. „Ringalbleame“, Nackert“, „Autobahn“, jetzt halt als Medley. Die Band legt zum Ende des Konzertes nochmal an Tempo zu, befindet sich auf der Überholspur. Ekstase pur um 22 Uhr. Ein gemütliches Prosit kommt noch, zum Runterkommen und als Erinnerung, dass es vielleicht nicht schaden würde, Flüssigkeit nachzufüllen. Denn die zwei Stunden waren schließlich nicht nur für die Musiker schweißtreibend.

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