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Anschlagsserie von Waldkraiburg im Rückblick: Millionenschaden und Anklage wegen versuchten Mordes

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Von: Hans Grundner

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Die Stationen einer schrecklichen Anschlagsserie, die im Frühjahr 2020 die ganze Stadt und vor allem die türkischen Mitbürger in Angst versetzte.
Die Stationen einer schrecklichen Anschlagsserie, die im Frühjahr 2020 die ganze Stadt und vor allem die türkischen Mitbürger in Angst versetzte. © OVB

Ab 2. März muss sich Muharrem D., der 26-jährige deutsche Staatsbürger kurdisch-türkischer Abstammung, in einem Mammutprozess vor dem 6. Strafsenat des Oberlandesgerichts München verantworten. Er steht unter dem Verdacht des mehrfachen versuchten Mordes und zahlreicher weiterer Delikte, die ihm die Generalbundesanwaltschaft im Zusammenhang mit einer Anschlagsserie in Waldkraiburg zur Last legt.

Waldkraiburg – Dreimal war es Sachbeschädigung mit relativ geringem Schaden. Doch einmal liegt der Schaden bei der Anschlagsserie von Waldkraiburg im Millionenbereich. Und besonders schwer wiegt der Vorwurf des mehrfachen versuchten Mordes gegen Muharrem D.

D. habe aus einer radikal islamistisch-jihadistischen Überzeugung gehandelt, so die Ermittler, die im Dezember Anklage erhoben. Wie sich nach der Festnahme herausstellte, soll der heute 26-Jährige bereits Anfang April versucht haben, die Waldkraiburger Moschee in Brand zu setzen und das Haus, in dem der Imam mit Frau und drei Kindern lebt.

Ein ausführliches Geständnis abgelegt

Der Angeklagte, der sich in ersten Vernehmungen selbst als „Bombenleger von Waldkraiburg“ bezeichnete und ein ausführliches Geständnis ablegte, verfügte über Täterwissen und machte den Ermittlern zufolge Einlassungen über weitere geplante Anschläge auf das türkische Generalkonsulat in München und andere Moscheen, deren Imame er habe erschießen wollen.

Bei seiner Festnahme und anschließenden Wohnungs- und Kfz-Durchsuchungen hat sich nach Angaben der Ermittlungsbehörden ein Arsenal an Rohrbomben, Sprengstoff und eine Beretta Kaliber 765 gefunden.

Wollte Täter Spirale der Gewalt auslösen?

Angetrieben von Hass auf die Türkei wegen deren Syrienpolitik und auf Menschen türkischer Abstammung habe der über Jahre radikalisierte Anhänger des Islamischen Staates diese Taten geplant und verübt, mit dem Ziel, die Türken zu Gewalt zu provozieren und eine Spirale der Gewalt und Gegengewalt herbei zu führen. Davon geht die Bundesanwaltschaft aus.

Medien berichten über Karriere als Kleinkrimineller

In Garching an der Alz war er aufgewachsen. Nach der Mittelschule machte er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, war in einem Sportclub in Altötting, fand Arbeit in einem Chemieunternehmen in Aschau-Werk. Erst Anfang 2020 soll Muharrem D. nach Waldkraiburg gezogen sein, in einen in die Jahre gekommenen Wohnblock in Innenstadt-Nähe.

Lesen Sie auch: Prozess um Waldkraiburger Anschlagsserie ab März ist „wichtiger Schritt“ für Betroffene

Wegen der islamistischen Radikalisierung des jungen Mannes soll es in der Familie Konflikte gegeben haben. Medienberichten zufolge fiel er als Kleinkrimineller auf, kam mit dem Betäubungsmittelgesetz in Konflikt und hatte Ärger, weil er an einem illegalen Autorennen teilgenommen haben soll.

Alle Artikel zur Anschlagsserie von Waldkraiburg und zur Gerichtsverhandlung finden Sie auf unserer OVB-Themenseite

Zuletzt hatte er keinen Führerschein mehr. Von narzisstischen Persönlichkeitszügen eines Mannes, der die Aufmerksamkeit genoss, berichteten die Polizeibeamten.

Eingeschränkt schuldfähig?

Laut einem Beschluss des Bundesgerichtshofes Ende November hält ein Gutachter den Mann nach vorläufiger Einschätzung nur für eingeschränkt schuldfähig. Es liege eine Schizophrenie mit paranoiden Zügen vor. Trotz möglicher Strafmilderung gingen die BGH-Richter jedoch von einer „empfindlichen“ Gesamtstrafe aus und ordneten die Fortdauer der Untersuchungshaft an.

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