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Politiker auf Info-Radltour

Wenn das Geld fehlt: Menschen und soziale Einrichtungen im Landkreis Mühldorf im Sog von Corona

Einrichtungsleiter Ludwig Doben (Dritter von rechts) informierte die Vertreter aus Politik und Verbänden über die Arbeit der Diakonie in Waldkraiburg. Bei der Info-Radltour wurde auch deutlich, wo die Probleme der sozialen Arbeit im Landkreis Mühldorf liegen.
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Einrichtungsleiter Ludwig Doben (Dritter von rechts) informierte die Vertreter aus Politik und Verbänden über die Arbeit der Diakonie in Waldkraiburg. Bei der Info-Radltour wurde auch deutlich, wo die Probleme der sozialen Arbeit im Landkreis Mühldorf liegen.
  • Peter Becker
    VonPeter Becker
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Corona hat viele Menschen und soziale Einrichtungen vor große Herausforderungen gestellt. Welche das sind, zeigte sich bei einer Info-Radltour durch den Landkreis Mühldorf.

Mühldorf/Waldkraiburg – Angelika Kölbl, die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft der vier großen Wohlfahrtsverbände, zeigte sich zufrieden, auch wenn nur wenige Politiker-Kollegen der Einladung gefolgt waren.

Soziale Einrichtungen haben einige Probleme

Die sollten sich ein Bild davon machen, wie wichtig die sozialen Einrichtungen sind und hören, mit welchen Themen und Problemen die Mitarbeiter befasst sind. So beklagte Carolina Dammerau, die Leiterin des AWO-Projekthauses Jagus in Waldkraiburg, Zuschusskürzungen, die dazu führen, dass die Ausbildung zum Maler dort künftig nicht mehr möglich sein werde.

Zukunft von Azubis in Gefahr

„Im letzten Jahr haben bei uns sechs Azubis erfolgreich die Lehre abgeschlossen“, betonte Kölbl, die stellvertretende Kreisvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt ist, „weswegen wir diesen Bescheid der Staatsregierung überhaupt nicht verstehen.“

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In dieser Einrichtung befindet sich nämlich neben einem Wohlfahrts- und einem Gebrauchtwarenladen auch eine Schreiner- und eine Malerwerkstatt, sowie ein Friseur, bei denen Jugendliche, die beispielsweise wegen familiärer Probleme ihre Schulausbildung nicht abschließen konnten, eine echte Chance bekommen.

BRK: Der Rotkreuz-Shop war die letzte Station in Waldkraiburg, bevor es samt Pause durch den Hart nach Mühldorf in den Pfarrsaal ging.

Platz für 20 Heranwachsende, die zu Hause Probleme haben

Insgesamt kümmert sich die Einrichtung derzeit um rund 20 Heranwachsende, die kein intaktes familiäres Umfeld mehr haben und meist durch traumatische Erfahrungen in der Jugend auch psychisch angeschlagen sind. Innenstaatssekretär Stephan Mayer (CSU) versicherte, dass er sich erkundigen werde, weshalb so einer sinnvollen Einrichtung die Mittel gekürzt würden.

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Im Tageszentrum der Diakonie in Waldkraiburg finden psychisch Kranke einen ruhigen Lebensmittelpunkt. „Viele Klienten haben einen stationären Aufenthalt hinter sich und treffen sich hier, um nicht in die soziale Isolation zu fallen“, erklärte Stefan Rösler von der Diakonie. Menschen würden durch einen Bruch im Lebenslauf gebrandmarkt und täten sich oft schwer, Anschluss zu finden. In der Einrichtung gehe es keineswegs um eine feste berufliche Integration, sondern um eine unbelastete Freizeitgestaltung. So können sich die Besucher im Café günstig verköstigen und es gibt ein großes Angebot an Kursen und Gruppenunternehmungen. Auch im Spieleladen finden die Klienten Ablenkung von ihren Problemen.

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Im BRK-Shop in Waldkraiburg erfuhren die Radler Tina Bachner vom BRK, dass ohne das Engagement Ehrenamtlicher die tägliche Versorgung Bedürftiger nicht möglich sei.

Die Auswirkungen der Coronakrise kamen vor allem bei der letzten Station im Pfarrsaal in Mühldorf in den Blick, wo sich die Caritas-Schuldnerberatung vorstellte. So sagt Schuldnerberaterin Jessica Sossau-Thiede:

Nach den Corona-Wellen kommen die Armutswellen

„Hinter den Corona-Wellen wird noch Einiges nachschwappen!“. Schon jetzt seien die Wartelisten lang, denn die Einrichtung habe eine Kapazitätsgrenze erreicht, an der man weitere Betroffene nicht mehr effizient begleiten könne. Sie warb daher bei den Anwesenden um Verständnis für die Probleme verschuldeter Menschen. „Da laufen dann ständig Überlegungen im Hinterkopf ab, die einfach Leistungsfähigkeit kosten.“ Sie nannte als Beispiel einen durchschnittlichen Hartz-IV-Empfänger, dem am Tag nur 4,80 Euro für drei Mahlzeiten zur Verfügung stünden: „Das auf die Reihe zu bekommen; da wird Unglaubliches geleistet!“ Die Herausforderungen gelten nach ihrer Ansicht vor allem für Menschen, die ihre Rücklagen während der Coronakrise aufgebraucht oder mit Kurzarbeitsgeld laufende Kosten nicht mehr decken könnten.

Engagement gewürdigt

Stellvertretende Landrätin lse Preisinger-Sontag resümierte, dass das, was sie in den guten persönlichen Gesprächen erfahren habe, „kaum vorstellbar“ war. Bürgermeister Michael Hetzl lobte das ehrenamtliche Engagement der Sozialverbände. BRK-Geschäftsführerin Tanja Maier war angetan vom „Blick auf Augenhöhe“, den sie in den Einrichtungen gewonnen habe. Bezirksrätin Claudia Hausberger bedauerte, dass nicht noch mehr Lokalpolitiker an der Info-Radltour teilgenommen hätten.

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