Verein „Für das Erinnern“ gegen „Bürgerschreck“ Max Brym
„Unverschämt“ - Streit um die Entstehung der KZ-Gedenkstätte Mühldorfer Hart
- VonDr. Nicole Petzischließen
Der in Waldkraiburg aufgewachsene Max Brym sagt, dass er vor Jahrzehnten die Genese der KZ-Gedenkstätte Mühldorfer Hart publizistisch angestoßen hat. Eva Köhr und Franz Langstein widersprechen dieser Aussage.
Waldkraiburg/Mettenheim - „Anscheinend haben die Erinnerungen des sogenannten Bürgerschrecks märchenhafte Erscheinungen mit absurden Behauptungen“, sagt Eva Köhr, die im Namen des 2002 gegründeten Vereins „Für das Erinnern - KZ-Gedenkstätte Mühldorfer Hart“ ihre Stimme erhebt. Anlass ist eine Aussage des Münchner Autors Max Brym im Rahmen eines Artikels der OVB-Heimatzeitungen über seine Erinnerungen an Waldkraiburg. An den Ort, wo er als Sohn eines jüdischen Holocaust-Überlebenden seine Kindheit und Jugend verbracht und als linker Aktivist und Publizist für Auseinandersetzungen gesorgt hatte.
Das ist allerdings lange her. Woran sich Eva Köhr und Franz Langstein vom Vereinsvorstand stören, ist, dass sich Brym als „ein wenig stolz“ geriert, zu der Entstehung der Gedenkstätte seinen Teil beigetragen, ja sogar „dies angestoßen“ zu haben. Und zwar in Gestalt von Artikeln, die nach seinen Angaben in der damaligen, an den Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD angelegten Monatszeitschrift „Der Rote Landbote“ besonders in den 1970er-Jahren erschienen sind.
Sowohl Franz Langstein als auch Eva Köhr haben ihren Aussagen nach nichts davon mitbekommen.
Viele Geburtshelfer der Gedenkstätte
Das Bunkergelände war laut Langstein in den 70er- und 80er-Jahren kein Thema. Erste Bemühungen, darunter die Ausstellung des ehemaligen Mühldorfer Museumsleiters Rudolf Spagl haben Kritik geerntet.
Auch medial sei die Geschichte nicht aufgegriffen worden, wie Eva Köhr das schwierige und komplexe „Klima“ noch vor wenigen Jahrzehnten beschreibt: „Es war von der Presse her nicht gewollt“, konstatiert die ehemalige stellvertretende Landrätin. „Auch vom Landkreis her wurde vieles unter der Decke gehalten.“ Jedoch die Aussage Bryms, wonach er selbst Anschubarbeit in der Genese der Gedenkstätte geleistet habe, bezeichnet sie schlicht als „unverschämt“.
„Arbeitskreis KZ-Außenlager Mühldorfer Hart“
„Damit stellen wir allen Vorkämpfern und Mitstreitern samt ihrem jahrelangen Engagement ein Armutszeugnis aus“, fügt Langstein hinzu. Neben Spagl seien der Waldkraiburger Geschichtslehrer Peter Müller mit ersten Forschungsarbeiten und Abhandlungen in der Zeitschrift des Heimatbundes, dann Sepp Wagner als „Totenchronist“ und zusammen mit Rainer Ritzel als Filmemacher („Als alles in Scherben fiel“, 1982) oder die Geschichtswerkstatt Mühldorf unter der Leitung der Eheleute Egger zu nennen.
Mit dem 2010 formierten „Arbeitskreis KZ-Außenlager Mühldorfer Hart“ und den Bemühungen Eva Köhrs, die auf Landesebene vom Landtagsabgeordneten Dr. Marcel Huber und auf Bundesebene vom Bundestagsabgeordneten Stephan Mayer weiter forciert wurden, und zusätzlich der Entstehung der Dauerausstellung im Haberkasten im Jahr 2015 sei der Weg zur Gedenkstätte geebnet worden.
Mit Erfolg: 2015 wurde die Stiftung Bayerischer Gedenkstätten vom Land Bayern mit der Einrichtung der Gedenkstätte betraut. Seit April 2018 sind das ehemalige Waldlager und das ehemalige Massengrab als Gedenkorte erschlossen.