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„Ich stech‘ Dich ab“ - So retteten fünf Männer am Bahnhof Mühldorf ein Mädchen (17)

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Von: Markus Honervogt

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Antonio B. steht entspannt vor seinem Taxi am Mühldorfer Bahnhof. Am Abend davor erlebte er dort eine gefährliche Situation und half, eine Jugendliche zu retten.
Antonio B. steht entspannt vor seinem Taxi am Mühldorfer Bahnhof. Am Abend davor erlebte er dort eine gefährliche Situation und half, eine Jugendliche zu retten. © Markus Honervogt

Schock für eine 17-Jährige am Mühldorfer Bahnhof: Am Dienstagabend (29. November) bedrängte ein 42-jähriger Mann die Jugendliche, als sie vor dem Fahrkartenautomaten stand. Zu ihrem Glück gab es in der Nähe mutige Retter.

Mühldorf - Massiv bedrängt hat ein 42-jähriger Deutscher am Dienstagabend, 29. November, eine 17-Jährige am Bahnhof Mühldorf. Nach ersten Ermittlungen der Polizei wollte die Spanierin um 22.40 Uhr am Automaten eine Fahrkarte kaufen, als der Mann auf sie losging. Was er genau getan hat oder wollte, steht nach Angaben der Polizei noch nicht fest. „Er hat sie bedrängt, es war aber wohl keine sexuelle Sache“, sagt Markus Peter von der Bundespolizei.

Als sich die Jugendliche, die in Deutschland lebt, losmachen will, versucht der 42-Jährige sie festzuhalten. Sie kann sich trotzdem ins Taxi von Antonio B. flüchten. „Das Mädel kam raus und wollte weglaufen“, erzählt der 38-Jährige am Tag danach, „der Typ ist dann hinterher.“ B. steht mit vier Bekannten an seinem Taxi und geht kurz entschlossen auf den Angreifer zu. „Ich habe ihm gesagt, er soll die Pfoten von ihr lassen, sonst vergesse ich mich.“ Es sei ihm nicht darum gegangen, den Mann zu bedrohen, sondern ihm Angst zu machen. „Wenn wir nicht eingegriffen hätten, wäre was Schlimmeres passiert“, ist B. überzeugt.

Jugendliche im Taxi in Sicherheit gebracht

B. hat selbst eine 14-jährige Tochter, er kann die Angst der Jugendlichen und ihre Bedrohung gut nachvollziehen. Er öffnet der 17-Jährigen die Tür zu seinem Taxi, sie setzt sich hinein, er verschließt die Türen und ruft die Polizei.

Angreifer verletzt keinen der Helfer

Noch bevor die kommen kann, geht der 42-Jährige auf B. und die anderen jungen Männer los. Die sind laut Polizei alle etwa 20 Jahre alt und lassen sich nicht einschüchtern. „Der Deutsche zog eine Nagelschere aus seiner Tasche, klemmte sie sich zwischen seine Finger und ballte seine Hand so zur Faust, dass die Spitze der Schere hervorstand“, beschreibt Polizeisprecher Peter den Fortgang der Auseinandersetzung. „Anschließend fragte er einen der Männer, die sich dem 42-Jährigen in den Weg gestellt hatten, ob er diesen abstechen solle.“ B. erzählt es drastischer: „Er sagte, ich leg Dich um.“ Als die fünf Männer trotz der Drohung nicht zurückweichen, holt der Mann einen Kugelschreiber hervor und droht, „ihnen die Augen auszustechen“, wie Polizist Peter sagt. Obwohl er in ihre Richtung sticht, verletzt er keinen.

Bundespolizisten machen den Angreifer schließlich dingfest. „Dabei beleidigte der 42-Jährige fortlaufend einen der Zeugen und trat weiterhin äußerst aggressiv auf“, sagt Peter. Die Beamten bringen den Mann auf die Wache, wo ein Atemalkoholtest einen Wert von 1,43 Promille ergibt.

Zivilcourage gezeigt

B. macht wenig Aufhebens um sein Eingreifen. „Ich habe halt Zivilcourage gezeigt“, sagt er. Seinen Namen oder Wohnort will er aber nicht in der Zeitung lesen. „Wer weiß, dann kommt der Typ noch zu mir.“ B fährt nach dem Ereignis seine Nachtschicht zu Ende.

Nachts oft niemand am Bahnhof

Die 17-Jährige hatte Glück, dass sie noch auf Helfer am Bahnhof traf. Denn der Bereich ist um diese Uhrzeit eher verlassen, auch die Geschäfte im Bahnhof sind nicht mehr geöffnet, der Fahrkartenschalter unbesetzt. Es stehen auch nicht immer Taxis vor dem Gebäude, oft halten sich dort keine Menschen mehr auf.

Bisher keine Übergriffe bekannt

Für Bundespolizeisprecher Peter trotzdem keine unsichere Gegend. „In letzter Zeit ist dort nichts mehr vorgekommen“, betont er, „das war ein einmaliger Vorfall.“ Das bestätigt auch Taxifahrer B., der seit einem guten Jahr für „Enzos Taxi“ unterwegs ist. „Das war das erste Mal, dass ich so etwas am Bahnhof Mühldorf erlebt habe.“

Motiv ist noch unklar

Zum Motiv des 42-Jährigen konnte Bundespolizist Peter gestern noch nichts sagen, die Hintergründe der Tat müssten erst weitere Ermittlungen ergeben, erklärte er. Der Angreifer ist wieder auf freiem Fuß.

Über die jungen Helfer wollte Peter nichts Näheres sagen. Sie leben im Landkreis, unter ihnen seien Deutsche und Nichtdeutsche gewesen, sagte der Bundespolizist. Die 17-jährige Spanierin lebt ebenfalls in Deutschland, konkretere Angaben machte Peter nicht.

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