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Faktencheck vs. gefühlte (Un-)Sicherheit

Über 50 Prozent mehr Straftaten in 2022: Wie gefährlich ist Zugfahren in Mühldorf wirklich?

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2022 stieg die Zahl der erfassten Straftaten in den Zügen im Landkreis Mühldorf um 52 Prozent an. Die Bundespolizei hat dafür aber eine eindeutige Erklärung - und gibt Entwarnung.
  • Jörg Eschenfelder
    VonJörg Eschenfelder
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2022 gab es gegenüber dem Vorjahr in den Zügen in Mühldorf um 52 Prozent mehr Straftaten. Die Bedrohung nimmt gefühlt zu. Stimmt die Gefühlslage mit den Fakten überein? Das sagen Bundespolizei und die Deutsche Bahn.

Mühldorf/Freilassing - „Zugfahren wird ja immer gefährlicher“, meint Uwe W., der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Er ist der Vater des 19-jährigen Waldkraiburgers, der im vergangenen August in einem Zug der Südostbayern-Bahn von drei Jugendlichen unter anderem mit einem Messer bedroht wurde. Uwe W.: „Da gibt es ja fast täglich einen Vorfall.“

Bahnfahren wird also (gefühlt) immer gefährlicher. Bei Angriffen und Bedrohungen mit Messern stimmt das nicht, wie die Bundespolizeiinspektion Freilassing auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen erklärt. „Im Jahr 2021 wurde kein Delikt in Zusammenhang mit einem Messer im Zug festgestellt. Im Jahr 2022 wurde ein Delikt mit einem Messer in einem Zug festgestellt“, schreibt Pressesprecherin Carolin Lembert. 

Registrierte Straftaten steigen binnen eines Jahres um 52 Prozent

Die Bundespolizei ist für die Gefahrenabwehr auf den Bahnanlagen, in den Bahnhöfen sowie in den Zügen zuständig. Sie registrierte, so Lembert, 2022 in den Zügen im Landkreis Mühldorf 141 Straftaten; 2021 waren es nur 93. Das ist binnen eines Jahres ein Anstieg um mehr als 52 Prozent. 

Polizeisprecherin Lembert verweist dazu auf den „deutlichen Anstieg der unerlaubten Einreise“ im vergangenen Jahr. Diese habe sich verdoppelt. 2021 gab es 5.324 Fälle der unerlaubten Einreise; 2022 waren es allerdings 11.005. Ein Anstieg von über 100 Prozent. „Da über zwei Drittel der unerlaubt eingereisten Personen Züge nutzen“, so Lembert, „ist auch die Zahl der Feststellungen 2022 in den Zügen im Landkreis Mühldorf gestiegen.“

2021 war von den 93 festgestellten Straftaten jede dritte (32) ein Verstoß gegen das Aufenthaltsgesetz. 2022 waren zwei von drei (97) der 141 registrierten Straftaten ein Verstoß gegen das Aufenthaltsgesetz. Diese Delikte haben sich also mehr als verdreifacht.

In Summe sind die Straftaten in den Zügen im Landkreis 2022 gegenüber 2021 um 52 Prozent gestiegen. Doch beim Blick ins Detail zeigen sich sehr gegenläufige Tendenzen.

Weniger als ein Vorfall pro Woche

Ohne die Delikte gegen das Aufenthaltsgesetz ist das Bahnfahren im Landkreis Mühldorf 2022 sicherer geworden. Die Zahl der übrigen Delikte ging von 61 auf 44 zurück. Das macht im Schnitt weniger als einen Vorfall pro Woche. Ein Trend, der sich zu Jahresbeginn bestätigte: Für den Januar vermeldet die Bundespolizei Freilassing drei Fälle: einen Betrug, eine Sachbeschädigung sowie ein Drogendelikt.

Eine Sprecherin der Deutschen Bahn betonte auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen, dass die DB alles daran setze, „dass unsere Reisenden und Mitarbeitenden an Bahnhöfen und in Zügen sicher sind.“ Dafür gebe sie jährlich über 180 Millionen Euro aus, entwickele mit den Behörden von Bund und Ländern sowie mit den Verkehrsverbünden Sicherheitskonzepte und entwickele sie je nach Entwicklung weiter. Über die Ausstattung der Regionalzüge mit Videoüberwachung würden die jeweiligen Aufgabenträger der Bundesländer (Verkehrsverbünde) entscheiden. 

Knapp 10.000 Beamte und Sicherheitskräfte sorgen für Sicherheit

„Gemeinsam mit knapp 5.500 Beamten der Bundespolizei, die für Strafverfolgung und Gefahrenabwehr im Bahnbereich zuständig sind, bestreifen rund 4.300 Sicherheitskräfte rund um die Uhr Bahnhöfe und Züge, um Bahnkunden und Mitarbeitende zu schützen“, so die Bahn-Sprecherin weiter.

Bei Brennpunkten werde die Präsenz deutlich angepasst, erklärte Polizeisprecherin Lembert: „Anlassbezogen können Schwerpunktmaßnahmen, dabei unter anderem auch verdeckt oder mit einem erhöhtem Kräfteeinsatz, durchgeführt werden.“ Weitere Erklärungen könne sie aus „einsatztaktischen Gründen“ nicht geben.

Hilfe gibt es beim Zugpersonal und bei der Bundespolizei

Wenn etwas passiert, können sich die Fahrgäste jederzeit an das Zugpersonal wenden oder die Sprechstellen in den Einstiegsbereichen der Züge nutzen, so die Bahn-Sprecherin: „Die Mitarbeitenden vor Ort werden umgehend die notwendigen Maßnahmen einleiten.“

Die Bundespolizei ist außerdem auch vorbeugend tätig, so Polizeisprecherin Lembert: „Präventionsbeamte informieren zudem Reisende, Jugendliche und Kinder vor Ort über Schutzmöglichkeiten und geben dabei wichtige Hinweise.“ 

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