Diskussionen wegen Plänen der Weidinger Firma Infood
Besser als für die Klospülung? Thema Trinkwasser erhitzt Gemüter bei Pollinger Bürgerversammlung
- VonRobert Wagnerschließen
Zahlreiche Gäste strömten in den Saal des Grünerbacher Hofes, weil einige Fragezeichen im Raum standen, die Bürgermeister Lorenz Kronberger in der regen Diskussion zu spüren bekam. Zentrales Thema war das Trinkwasser und die Bestrebungen der Weidinger Firma Infood, 600.000 Kubikmeter Wasser aus dem bestehenden Brunnen als Mineralwasser zu vermarkten.
Polling - Stühle wurden zur Mangelware, als am Mittwochabend die Besucher in den Saal des Grünbacher Hof strömten. Vieles bewegt die Menschen in der Gemeinde offenbar, ganz zuvorderst das Thema Trinkwasser und die Bestrebungen der Firma Infood, in Weiding 600.000 Kubikmeter Wasser aus dem bestehenden Brunnen als Mineralwasser gewerblich zu vermarkten.
Ein weiterer Grund für das Erscheinen zahlreicher Gäste war die Schüler- und Sportlerehrung, die in den letzten Jahren corona-bedingt nicht stattfinden konnte und nun auch für die vergangenen Jahre nachgeholt wurde (gesonderter Bericht folgt), Bürgermeister Lorenz Kronberger (UWG) zeigte sich hocherfreut über den großen Zuspruch und eröffnete die Versammlung mit einem Rückblick auf die Geschehnisse in der derzeit 3280 Einwohner zählenden Gemeinde sowie einer Vorschau über die Ziele in den kommenden Jahren.
Hinsichtlich der Einwohnerzahl bewege man sich in den letzten Jahren stets auf einem konstanten Niveau, ebenso wie bei den Geburten, die im Durchschnitt der letzten elf Jahre bei 24 pro Jahr lägen. Ein leichter Anstieg ist sowohl beim Bedarf an Kinderbetreuung sowie bei der Auslastung der Schule zu verzeichnen, wie aus den Ausführungen hervorging.
Bei Trinkwasser auf „gutem Weg“
Erfreuliches gab es auch von der Entwicklung der Trinkwasserqualität im Leitungsnetz der Gemeinde zu berichten. Hier sei man mittlerweile seit 2015 auf einem guten Weg, die Nitratwerte gingen langsam zurück und der Wert liege momentan bei etwa 0,28 Milligramm (Grenzwert 0,5 Milligramm).
Mit einem Blick auf die Jahresrechnung sei festzustellen, dass man sowohl im Einnahmen- als auch im Ausgabenbereich seit Jahren eine konstante Struktur habe und nicht mehr den großen Schwankungen wie vor Jahren unterworfen sei, so der Bürgermeister. Die finanzielle Ausstattung der Gemeinde sei solide, Rücklagen von 3,2 Millionen Euro stünden Schulden in Höhe von 1,57 Millionen Euro gegenüber, die Prokopfverschuldung liegt bei 481 Euro.
Auf Stromausfall gut vorbereitet
Zu den Zielen für die Zukunft standen insbesondere die Mitwirkung beim Bau der Geothermieanlage, Energetische Sanierungsmaßnahmen, der zweigruppige Anbau an die bestehende Kinderkrippe, die Ausweisung weiteren Baulands und der Ausbau der eigenständigen Energieversorgung im Fokus seiner Ausführungen. In Bezug auf die Sicherheit der Wasserversorgung, habe man nun ein weiteres Notstromaggregat angeschafft: „Solange wir Diesel haben, so lange können wir unsere Trinkwasserversorgung auch bei einem Stromausfall sicherstellen“, erklärte der Bürgermeister.
Rege Diskussion unter den Bürgern
Wortmeldungen bei der Bürgerversammlung: Wolfgang Lohr (von 1990 bis 2014 selbst Gemeinderat in Polling) bemängelte die fehlende Information und Einbindung der Grundstückseigentümer hinsichtlich der Hochwasserfreilegung in Unterflossing und dem angedachten Radwegbau von Monham nach Unterflossing. Zu einem vom Bürgermeister erwähnten Treffen der Grundstückseigner sei er nicht eingeladen worden. Er wünsche sich, dass dieses Thema gemeinsam mit den Beteiligten, dem Gemeinderat und anderen involvierten Stellen in einer Runde besprochen werde.
Bürgermeister Kronberger versprach, dies in den nächsten Sitzungen des Gemeinderates zu besprechen, vor einem Gespräch mit allen jedoch den beauftragten Grunderwerbsplan abwarten zu wollen. Zu einer weiteren Frage Lohrs hinsichtlich der Personalentwicklung – „in meinen 24 Jahren als Gemeinderat hatten wir nie eine Kündigung, in letzter Zeit gab es deren drei! Hat man sich darüber schon einmal Gedanken gemacht, wo hier die Gründe liegen“ – wollte Kronberger keine Antwort geben: „Ich werde hier keine Gründe für die Personalentwicklung in einer öffentlichen Versammlung diskutieren, dafür ist der Ausschuss der Verwaltungsgemeinschaft zuständig“.
Dort werde dies auch besprochen, so der Bürgermeister. Franz Strasser nahm das beherrschende Thema zur Tiefenwasserentnahme für gewerbliche Nutzung in Weiding ins Visier. Für ihn gehe es nicht an, dass die Gemeinde jährlich 600.000 Kubikmeter Wasser „verschenke“. Wasser sei mittlerweile ein knappes Gut. Zudem würde diese gewerbliche Nutzung eine immense Steigerung des LKW-Verkehrs bedeuten: „Ich frage mich, ob Du dort leben willst, wenn täglich 200 LKWs vorbei donnern“, sagte Strasser, der auch das Argument, es gebe Steuereinnahmen in Frage stellte: „Du wirst doch nicht glauben, dass eine französische Firma bei uns Steuern entrichtet.“
Er plädiere dafür, die derzeit genehmigte Entnahme von 1,6 Millionen auf eine Million Kubikmeter zu kürzen, dann sei das Thema erledigt. Bürgermeister Kronberger verwies darauf, dass hier keine Einflussnahme gegeben sei, die Entscheidung liege beim Landratsamt. Dazu nahm Landrat Max Heimerl Stellung und erklärte: „Wir sind als unterste Staatsbehörde angehalten, den rechtlichen Grundlagen Folge zu leisten. Bis dato liegt uns keine Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamtes vor, eine Prüfung ist noch nicht erfolgt.“ Sollte sich herausstellen, dass es seitens der Wasserwirtschaft Bedenken gibt, werden diese definitiv berücksichtigt. Sollte es keine Bedenken geben, bleibt uns nichts anderes übrig, als dies zu genehmigen, so Landrat Heimerl weiter. Allerdings liegt bis dato noch kein Antrag der Firma Innfood vor. Kronberger verteidigte seine Einstellung pro diesem Vorhaben und meinte, dass dieses Wasser natürlich kostbar sei und es doch besser wäre, es dem Verbrauch als Trinkwasser zur Verfügung zu stellen, als es für Klospülung und Co zu verwenden.
Barbara Fuchshuber meldete sich daraufhin zu Wort und stellte unmissverständlich klar: „Du bist unser gewählter Bürgermeister und Deine Wähler haben ein Recht, dass Du auf Ihrer Seite stehst.“ Antwort des Bürgermeisters: „Das tue ich auch.“
Katharina Löffler (Elternbeirat Kindergarten) wandte sich mit einer Bitte an den Bürgermeister: „Wir als Elternbeirat haben das Gefühl, in den letzten Jahren wenig gehört worden zu sein. Anscheinend beschränkt sich unsere Aufgabe auf das Ausrichten des Kindergartenfestes, aufs Grillen und Getränke servieren. Dabei steht in der Bayrischen Schulordnung, dass der Beirat gehört werden kann. Wir würden hier gerne mehr mitwirken.“ Dazu meinte Kronberger, er nehme dieses Angebot gerne an.
(pet)