Grausiger Fund auf Schwindegger Wertstoffhof
Tote Krähen im Biomüll – Wer hat zwei Dutzend der geschützten Vögel umgebracht?
- VonHarald Schwarzschließen
Das Entsetzen am Schwindegger Wertstoffhof war groß: Drei von vier Containern für Biomüll boten einen gruseligen Anblick.
Schwindegg - Ein trauriger Anblick bot sich den Bürgern am Wertstoffhof. Darunter war auch Günther Weitzer, der Vorsitzenden der Kreisgruppe Mühldorf des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV), der einem Hinweis aus der Bevölkerung nachging und einen Blick in die Biomüllcontainer am Recyclinghof in Schwindegg warf.
Tote Krähen im Biomüll
Am Freitag, 2. Dezember, lagen in drei von vier Containern für Biomüll zahlreiche tote Krähen. „Da blutet jedem Naturschützer das Herz“, sagt der engagierte LBV-Kreisvorsitzende, der selbst in der Gemeinde Schwindegg wohnt. Der Vorfall wurde sofort bei der Polizei angezeigt, die auch wenig später vor Ort war, den Sachverhalt aufnahm und die Container bis zum Eintreffen eines Vertreters des Veterinäramtes versiegelte. Auch die Naturschutzbehörde im Landratsamt wurde sofort über den Vorfall informiert.
23 tote Vögel geborgen
Letztendlich wurden 23 tote Vögel aus den Containern geborgen, darunter neben vielen Rabenkrähen auch mindestens eine Saatkrähe und eine Dohle, die ganzjährig geschützt sind und nicht gejagt werden dürfen. Sie sind durch Paragraf 44 des Bundesnaturschutzgesetzes und der europäischen Vogelschutzrichtlinie geschützt.
Die genaue Todesursache der Vögel wird nun näher untersucht, um festzustellen, ob ein Tierschutzverstoß vorliegt. Wenn ja, dann hätte das strafrechtliche Konsequenzen. Als möglicher Grund kommen für Günther Weitzer Vergiftung, Fallen oder ein Abschuss in Frage. Auch ein Verstoß gegen das Naturschutzrecht ist zu prüfen.
Fall soll bestmöglich aufgeklärt werden
„Mir ist auf jeden Fall wichtig, dass der unglaubliche Vorfall bestmöglich aufgeklärt und in der Öffentlichkeit transparent gemacht wird“, sagt der Vogelschützer.
So sehen es nach Weitzers Einschätzung auf viele Schwindegger, die mit Entsetzen und verständnislosen Kopfschütteln reagiert hätten, als sie bei der Entsorgung ihres Biomülls mit den toten Vögeln vor Ort konfrontiert worden seien.
Tiere weisen zahlreiche Verletzungen auf
Das Veterinäramt hat mittlerweile einige der toten Tiere untersucht. „Die erste Untersuchung von elf Tieren durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Veterinäramts ergab, dass die Krähen verschiedene Traumata (Verletzungen) an Kopf, Flügel und Ständer aufwiesen. Bezüglich einer möglichen Straftat nach dem Tierschutzrecht wurde die Staatsanwalt Traunstein kontaktiert“, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes. Das Veterinäramt ergänzt, dass auch ein Vergehen nach Naturschutz- und Jagdrecht im Raum steht, weil sich unter den toten Tieren auch Saatkrähen und Dohlen befanden. Hinzu kommt der Tatbestand einer illegalen Abfallentsorgung.
Fassungslos musste Weitzer allerdings feststellen, dass nur einen Tag später, nachdem die toten Krähen aus den Biomüll-Containern entfernt worden sind, am Samstag, 3. Dezember, erneut vier tote Krähen in den Containern gelandet sind.
Schutzstatus ist nicht notwendig
Ulrich Niederschweiberer, der Kreisvorsitzende des BBV, findet es „nicht in Ordnung, die toten Krähen über den Wertstoffhof zu entsorgen“. Er findet die große Zahl überraschend, da „Krähen intelligente Vögel sind, die schwer zu jagen sind“. Er macht aber auch keinen Hehl daraus, dass er aus Landwirtssicht nicht so gut auf Krähen zu sprechen ist. So picken die Krähen beispielsweise im Frühjahr die Maissaat aus den Feldern, dass man „immer wieder nachsäen muss“. Aus seiner Sicht sei der Schutzstatus der Krähen nicht mehr notwendig. Er weiß aber auch, dass das Jagen der Krähen nicht so einfach ist. Saatkrähen sind geschützt, Rabenkrähen dagegen nicht. Die Krähen leben aber meistens in gemischten Kolonien zusammen. „Jäger reißen sich nicht darum, Krähen zu jagen. Wenn sie eine falsche erwischen, sind sie ihren Jagdschein los“, erzählt Niederschweiberer.
Der BBV-Vorsitzende hat noch ein anderes Beispiel parat, wo Krähen mehr als nötig geschützt werden. Der Bereich um Mößling sei ein Wasserschutzgebiet, deshalb dürfen Landwirte dort keine Gülle fahren. Dort haben aber auch zahlreiche Krähen ihre Nester; und sie verunreinigen mit ihrem Kot ebenfalls den Boden massiv. „Das wird aber geduldet, was im Sinne des Trinkwasserschutzes nicht logisch ist“.
In den letzten Jahren haben sich auch immer häufiger Bürger beschwert, die vom Lärm und Dreck nistender Krähen direkt betroffen sind. So hat sich in Mühldorf entlang der Hangkante eine Kolonie mit fast 200 Vögeln niedergelassen, die in jedem Frühjahr für massive Verstimmung bei den Nachbarn sorgen.