Dame überlebt als einziges Tier in Privatgehege
Tod von zwei Bisons bei Froschau: Wird die Bullero Ranch die neue Heimat für Bella?
- VonNicole Petzischließen
Nachdem zwei von drei Bisons tot im Gehege eines Privathalters gefunden wurden, war der öffentliche Aufschrei riesig. Jetzt steht eine neue Herde für den dritten Bison Bella bereit. Auf dem Weg dahin muss sie aber einige Hürden nehmen.
Obertaufkirchen - Zig Mails hat Richard Forster nach dem Artikel über die in einem Privatgehege bei Froschau verendeten Bisons bekommen. „Das Interesse ist enorm. Die Mails kann ich gar nicht alle lesen“, sagt der Chef der Bullero Ranch bei Obertaufkirchen. Viele Menschen nehmen Anteil am Schicksal der verbliebenen Bisondame namens Bella. Das bezeugen auch Leserbriefe an die OVB-Heimatzeitungen mit dem Appell, bei „Tierleid“ nicht wegzuschauen.
Richard Forster schaut nicht weg
Bison-Halter Richard Forster, der - seines Wissens nach - als einziger im Landkreis eine Herde halten darf, ist keiner, der wegschaut. Er hat sich bereit erklärt, Bella in seiner ansehnlichen Herde aufzunehmen. Vom bisherigen Halter aus Mühldorf, gegen den Ermittlungen in die Wege geleitet worden waren, sei ihm das Tier „zwangsweise“ geschenkt worden, sagt Forster mit einem Augenzwinkern. „Ein Glück, dass der Bison ein Weibchen ist. Eine Kuh wird in der Gruppe leicht akzeptiert. Bei einem jungen Bullen wäre das schon schwieriger gewesen“, so Forster.
Dass ein guter Stern über dem weiteren Schicksal von Bison Bella liegt, darauf deuten weitere Glücksfälle hin. Die Befürchtungen, dass das seit Tagen in dem Privatgehege vereinsamte Herdentier nur schwer einzufangen wäre, haben sich nicht bewahrheitet. „Ich habe noch nie so leicht ein Bison eingefangen“, erklärt der Ranch-Inhaber. Statt Stunden oder Tage haben er und ein Amtsveterinär weniger als eine Stunde gebraucht.
Leichte Betäubung war ausreichend
Ein Schuss mit leichter Betäubung, etwas Heu - und schon trabte Bella seelenruhig in den Hänger. „Es schien so, als ob der Bison froh war, von dort wegzukommen“, vermutet Forster. Alles im Übrigen unter Beobachtung des ehemaligen Besitzers, mit dem Forster nicht viele Worte gewechselt habe. „Der wird gescheit Ärger kriegen“, vermutet der Tierzüchter, der allerdings nichts unterstellen möchte. „Für diese Wildtiere braucht man eine Genehmigung von Gemeinde und Landratsamt. Die bekommt man nicht so leicht.“
Was Bella angeht, für sie sind die bürokratischen Querelen natürlich weit weg: Bei der Fahrt in ihre neue Heimat auf der Bullero Ranch nutzte die Bisondame die Gelegenheit für ein ausgiebiges Nickerchen im Hänger. Auch was den Allgemeinzustand anbelangt, scheint die junge Kuh - zur Überraschung Forsters - Glück gehabt zu haben. Was Körperbau und Allgemeinzustand angeht, schaue das Tier nicht schlecht aus, so sein Urteil.
Guter Allgemeinzustand der Kuh
In einer Herde gebe es immer Tiere, die in besserem oder schlechterem Zustand seien und möglichen widrigen Umständen nach ihren Möglichkeiten trotzen. Das könne Forster auch in seiner eigenen Herde, die über 30 Bisons ausmache, beobachten. Vielleicht habe der bisherige Halter einfach nur Pech gehabt, dass gleich zwei seiner Tiere - ob nun wegen eines Unfalls, an Hunger oder an Krankheiten - gestorben sind, überlegt Forster. Zumindest bei der Besichtigung des Privatgeheges konnte er eine mit Heu gefüllte Raufe ausmachen.
Er wartet auf das Ergebnis der Untersuchung des zuletzt verstorbenen Tiers, die das Veterinäramt angeordnet hat. Dann weiß Richard Forster mehr. Auch mit Blick auf Bella.
Aus der Quarantäne in die Herde
Denn auch Bella wird nun mithilfe einer Blutprobe auf Herz und Nieren durchgecheckt. Sollte sie gesund sein und keine Parasiten beziehungsweise Würmer haben, steht ihrer Integration in die Herde nichts entgegen. Bis dahin muss die junge Kuh noch ein paar Tage allein in Quarantäne verbringen.
Drei Tiere machen keine Herde aus
Erst dann beginnt ein neues Leben für Bison Bella im Schoß einer großen Herde, wie es für eine ordnungsgemäße Haltung dieser Wildtiere eigentlich notwendig sei, weiß Richard Forster. Er ist immer noch fassungslos, dass es Menschen gibt, die aus welchen Gründen auch immer einfach drei Bisons kaufen (ein Tier kann mehrere Tausend Euro kosten) und dann als Herde irgendwo abstellen. Auch wenn er zugeben muss, dass die Inn-Auenlandschaft bei Froschau nahe Waldkraiburg eine reizvolle Landschaft ist: Drei Bisons allein machen nach Forsters Ansicht keine ordnungsgemäße Herde aus. Die muss laut Forster mindestens aus zehn Tieren bestehen.