Brennende Züge, kaum Komfort
Mühldorfer Bahn-Kunden auf dem Abstellgleis? Grüne machen Stimmung gegen „oids Glump“
- VonChrista Lattaschließen
Der Regionalzugverkehr im Linienstern Mühldorf wurde neu ausgeschrieben. Wer den Zuschlag erhält, ist noch offen. Aber eines steht für die Mühldorfer Grünen schon fest: Mit moderner Technik hat die Zukunft des Sterns nichts zu tun. Was sie jetzt von den Entscheidern fordern.
Mühldorf - „Die beiden brennenden Züge auf der Strecke München-Mühldorf haben uns nicht überrascht“, leitete Bianca Hegmann, Landtagskandidatin der Mühldorfer Grünen, das Treffen im Grünen Büro in Mühldorf ein. „Die Bahn setzt hier oids Glump ein und das wird sich bis 2038 wahrscheinlich nicht ändern.“ Professor Andreas Kagermeier beklagte die magere Beschleunigungsleistung der „alten Gurke“, mit der er auf der Schiene aus Landshut angereist war. Und der Landtagsabgeordnete Dr. Markus Büchler musste im Münchner Hauptbahnhof einen Sprint hinlegen, um wegen Ausfall des Regionalexpresses den „Bummelzug“ nach Mühldorf noch zu erwischen. Für viele Bahnpendler aus der Region trauriger Alltag.
„Alle zehn Jahre wird die Strecke des Mühldorfer Sterns neu ausgeschrieben und an den günstigsten Anbieter vergeben“, erläuterte der Landtagsabgeordnete Dr. Markus Büchler. Grund des Treffens sei es, grüne Forderungen aufzustellen, denn in der Regel komme es mit einer Neuvergabe zu Verbesserungen für die Fahrgäste, beim Linienstern Mühldorf aber nicht. „Die vier Ausschreibungs-Varianten schließen Fahrzeuge aus dem letzten Jahrhundert der Deutschen Bahn wie den Dieseltriebwagen VT628 sowie ältere Gebrauchtfahrzeuge anderer Eisenbahnverkehrsunternehmen ein“, verdeutlichte Büchler. „Weder Barrierefreiheit noch WLAN oder Fahrgastinformation sind in der Ausschreibung vorgesehen.“
Ländlicher Raum zahlt die Zeche
Es gehe um die Weichenstellung für dieses und das nächste Jahrzehnt, aber der verkehrspolitische Sprecher der Grünen Landtagsfraktion unterstellt der Landesregierung, in deren Auftrag die BEG handelt, massiven Sparzwang. Nach dem „Desaster beim zweiten S-Bahntunnel in München“ befürchten die südostbayerischen Grünen, dass „Bahnreisende im ländlichen Raum die Zeche dafür zahlen müssen und sich die BEG aus Kostengründen für die alten Züge aus dem letzten Jahrhundert entscheidet“.
Bianca Hegmann pendelt selbst oft zwischen Mühldorf und München und fordert eine zeitgemäße Ausstattung: „Wir brauchen im ländlichen Raum Bahnverkehr mit Qualität, moderne Triebzüge mit Barrierefreiheit, Klimatisierung und WLAN. Der Mühldorfer Stern ist keine Resterampe.“ Auch Kagermeier beklagte, dass die BEG die für die Regionalstrecken gedachten Finanzmittel klammheimlich nach München verschiebe: „Auf Kosten des ländlichen Raums.“ Südostbayern sei ein Dieselloch, in der Ausschreibung stehe explizit, dass „keine weiteren Angebotsverbesserungen“ vorgesehen sind.
Weg von der Straße, hin auf die Schiene
Da jetzt die Entscheidung anstehe, wollen die Grünen die Bevölkerung aufrütteln und Druck auf die Entscheider ausüben. „Wir fordern jetzt zur besten Lösung auf, um die Verkehrswende für die Menschen in Südostbayern attraktiv zu machen“, so Hegmann und Büchler. „Es braucht moderne Züge für den Südosten Bayerns, Barrierefreiheit, Züge, die zur Förderung des Tourismus taugen und keine Experimente mit Billigheimern!“ Pro Jahr würden allein 450 Millionen Euro in die Staatsstraßen investiert, deshalb verlangt Kagermeier: „Der Freistaat muss das Geld besser verteilen. Weg von der Straße, hin auf die Schiene.“
Das sagt die BEG zur Neuvergabe des Liniensterns
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) vergibt den Regionalzugverkehr im Linienstern Mühldorf für den Zeitraum von Dezember 2024 bis Dezember 2035 neu. Das Netz umfasst 454 Betriebskilometer sämtlicher dieselbetriebener Strecken in Südostbayern und verbindet der Linienstern die Landkreise Mühldorf, Altötting, Landshut, Rottal-Inn, Rosenheim, Traunstein, Berchtesgadener Land, Passau und Straubing-Bogen. Der sogenannte „Mühldorfer Stern“ ist der zentrale Bahnknotenpunkt Südostbayerns.
Auf die Frage der OVB-Heimatzeitungen, wie viele Angebote für den „Mühldorfer Stern“ eingegangen sind, antwortete Wolfgang Oeser, Pressesprecher der BEG: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir hierzu während eines laufenden Vergabeverfahrens keine Auskunft geben.“ Er gab jedoch preis, dass der finale Zuschlag für Mitte 2023 geplant sei - und: „Die BEG ist für die Durchführung des Vergabeverfahrens zuständig und erteilt am Ende auch den Zuschlag. Als 100-prozentige Beteiligungsgesellschaft des Freistaats Bayern benötigt die BEG vor einer Zuschlagserteilung die Genehmigung ihres Aufsichtsrats. Der bayerische Verkehrsminister ist der Vorsitzende des Aufsichtsrats der BEG.“