Neue Pfade beim Betreuten Wohnen
So bereitet Erharting seinen Senioren einen schönen Lebensabend
- VonJosef Enzingerschließen
Betreutes Wohnen auf der einen Seite, Tagespflegeeinrichtung auf der anderen: In Erharting tut sich einiges, um betagten Mitbürgern einen schönen Lebensabend zu ermöglichen. Die Gemeinde setzt auf barrierefreies Wohnen im Alter. Der Stift St. Veit betritt mit einer Tagespflegeeinrichtung neue Pfade.
Neumarkt-St. Veit/Erharting – Es wird bereits fleißig gebaut im Baugebiet „Am Fischerweg“ in Erharting. Einige Einfamilienhäuser stehen bereits, ein weiteres Gebäude steht bereits im Rohbau. Es handelt sich um ein Mehrfamilienhaus, einen Dreispänner, in welchem Privatwohnungen untergebracht sein werden. Das Erdgeschoss hingegen ist reserviert für eine Tagespflegeeinrichtung.
Interessant auch für Pflegekräfte
„Wir haben schon lange mit dem Gedanken gespielt. Doch die Corona-Pandemie hat die Realisierung der Pläne etwas verzögert“, erzählt Karin Wimmer, Geschäftsführerin und Leiterin des Altenheims Stift Sankt Veit in Neumarkt. Jetzt aber habe man mit Bernhard Schierer einen Investor aus Roßbach einen Partner gefunden, der die Immobilie in Erharting errichtet.
Der Stift Sankt Veit wird 300 Quadratmeter im Erdgeschoss für die Tagespflege anmieten. Für die Leiterin des Seniorenheimes in Neumarkt-St. Veit zwar Neuland, aber eine Entwicklung, die dem Zeitgeist entspreche. „Die Tagespflegegäste kommen in der Früh und können bis abends bleiben. Sie werden von unseren Pflegekräften versorgt und auch betreut.“ Die Tagespflegegäste sollen eine feste Struktur erhalten. Und vor allem eins: Sie sollen den Tag nicht alleine verbringen müssen“, skizziert Wimmer die Idee.
Stift Sankt Veit auf neuen Pfaden
Das Konzept ist nicht neu. Gerade in Neumarkt-St. Veit gibt es bereits Tagespflegeeinrichtungen mit den Anbietern Somitas und Herbstsonne. Der Stift Sankt Veit beschreitet damit aber ganz neue Wege. Ein Weg, der dem Wandel der Zeit geschuldet ist, wie Heimleiterin Karin Wimmer erklärt.
Immer mehr Bedeutung der Tagespflege
Vieles sei im Umbruch. Die Betreuung pflegebedürftiger alter Menschen in rein stationärer Form, wie sie aktuell in St. Veit der Fall ist, bliebe zwar bestehen. Doch der Tagespflege komme immer mehr Bedeutung zu. „Weil die Senioren ihren Lebensabend daheim im familiären Umfeld verbringen wollen.“ Und hier kommt die Tagespflege ins Spiel. Wenn pflegende Familienangehörige berufstätig sind, haben diese keine Zeit, ihren Müttern oder Vätern im gesetzten Alter eine Rundum-Betreuung zu geben. „Und das auch nicht als Einzelperson, sondern in der Gruppe mit Gleichaltrigen.“
Andere Beschäftigungsprofile für Pflegekräfte
Die Betreuung von Senioren in der Tagespflege sei auch für Arbeitnehmer interessant, holt Wimmer noch weiter aus – weil sich andere Beschäftigungsprofile für Pflegekräfte ergeben. „Wir haben jetzt schon einen Fachkräftemangel. Für viele Pflegekräfte, die auf geregelte Arbeitszeiten angewiesen sind, weil sie eben selbst auch eine Familie zu versorgen haben, ist dieses Modell von Vorteil.“ Die Belastung von Pflegekräften, die durch schwere körperlicher Arbeit vielleicht schon gesundheitliche Schäden davongetragen hätten, könnten ein Betätigungsfeld vorfinden, das die Ausübung des Pflegeberufs weiterhin möglich macht, bei weit weniger körperlicher Belastung. „Die Idee der Tagespflege ist bei unseren Mitarbeitern auf positive Resonanz gestoßen“, verrät Wimmer.
Gedanken an Tagespflege seit 2018
Schon 2018 sei der Gedanke einer Tagespflegeeinrichtung gereift. Dann kam Corona – und die Pläne verschwanden in der Schublade. Jetzt sei mit Bernhard Schierer ein Bauherr und Investor aus Roßbach auf den Stift zugekommen. 20 bis 24 Klienten könnten voraussichtlich ab Herbst 2023 von 7 bis 19 Uhr betreut werden, so Wimmer. Die Versorgung werde über die Großküche der Stiftung Ecksberg erfolgen. „Kleinigkeiten können wir aber natürlich auch vor Ort herrichten.“
Alte Menschen sollen im Ort bleiben
Einer, den das Projekt der Stiftung Ecksberg, zu dem das Altenheim Sankt Veit gehört, besonders freut, ist Erhartings Bürgermeister Matthias Huber. Er spricht von Synergieeffekten, die man im neuen Baugebiet am Fischerweg nutzen will. Denn die Gemeinde selbst will Wohnungen für betreutes Wohnen anbieten.
Vier bis sechs Wohnungen von der Gemeinde
Von vier bis sechs Wohnungen spricht das Gemeindeoberhaupt. „Wir wollen älteren Erhartinger Bürgern, die mit dem Erhalt der eigenen vier Wände altersbedingt überfordert sind, eine Alternative anbieten. Sie sollen weiterhin in Erharting wohnen können, wenn sie ihr Haus aufgeben müssen. Sie sollen dort daheim bleiben, wo ein Leben lang deren Mittelpunkt lag.“
Baubeginn schon 2023
Im Frühjahr oder Sommer 2023 soll Baubeginn sein für den Wohnblock der Gemeinde. Man will damit auch städtebauliche Akzente setzen: Dort, wo früher der Hof des „Fischerbauers“ stand, soll das spätere Erscheinungsbild ebenfalls einem Gehöft nachempfunden sein, mit Grünanlage und Tiefgarage.