Roboterkatze zum Kuscheln

Gesellschaft für Senioren: Roboterkatzen werden in der Altenpflege – vor allem bei Demenzpatienten – eingesetzt. Mit ihren einfachen Bewegungen und Geräuschen beruhigen und beschäftigen sie die Senioren. Ein Besuch zum Welt-Alzheimertag im Seniorenpflegeheim Maria Schnee.
Heldenstein – Ganz zärtlich streichelt eine Bewohnerin der schwarz-weißen Katze über den Rücken, krault sie hinter den Ohren. Ein Lächeln huscht über das Gesicht der Frau, als das Tier zu schnurren beginnt, sich nach wenigen Augenblicken auch noch auf den Rücken dreht und mehr Streicheleinheiten einfordert. Doch sie wird unsicher, hat Angst, die Katze falsch zu behandeln. Doch Gerlinde Tresp beruhigt sie: „Da kann man nichts falsch machen.“
Gerlinde Tresp hat die Einrichtungsleitung im Seniorenpflegeheim Maria Schnee in Heldenstein inne. Dort gibt es seit diesem Sommer zwei Roboter-Katzen: die rot-weiße Miezi und den schwarz-weißen Oskar. Über einen Artikel in einer Fachzeitschrift ist sie auf die Roboterkatzen aufmerksam geworden und hat für die Bewohner eine Katze gekauft. Die Bewohner durften selbst über den Namen für das Tier abstimmen: Miezi heißt die rot-weiße Katze mit der roten Schleife.
Weil die aber so beliebt war bei den Bewohnern, wurde von dem Erlös einer Tombola beim Sommerfest ein Spielkamerad für Miezi angeschafft – der schwarz-weiße Oskar. „Ich hätte nicht gedacht, dass das mit den Tieren so gut funktioniert“, sagt die Heimleiterin, die seit acht Jahren im Seniorenpflegeheim in unterschiedlichen Positionen tätig ist.
Auch wenn die Katzen auf den ersten Blick wie Spielzeug wirken, entwickelt worden sind sie für Demenzkranke. Die Geräusche sollen beruhigend auf die Patienten wirken. Nicht unbedingt nur Demente würden das Kuscheln mit den Katzen genießen: „Manche hatten früher selbst Tiere zu Hause“, sagt sie. Die würden es genießen, wieder ein Tier auf dem Schoß zu halten. Eigene ins Seniorenheim mitzunehmen, ist nämlich nicht möglich.
Vögel oder Aquarien, wie es sie in manchen Pflegeheimen gebe, können zwar auch beruhigend wirken: „Die sind aber nicht zum Greifen und kann man nicht lieb haben.“ Bis vor einiger Zeit habe es im Seniorenheim Maria Schnee eine echte Katze gegeben, aber: „Um die muss man sich kümmern und pflegen. Außerdem lassen sich Katzen oft nicht streicheln, wenn man es gerade selbst will“, sagt Gerlinde Tresp. Die Roboter-Katzen hingegen sind geduldig mit den Heimbewohnern: Sie heben ihr Pfötchen, wackeln mit den Ohren oder drehen sich auf den Rücken. Wenn sie gestreichelt oder das Fell gebürstet wird, fangen sie an zu schnurren. Statt Nassfutter brauchen sie nur gelegentlich neue Batterien, gebissen oder gekratzt wird keiner.
60 Bewohner gibt es in Maria Schnee, etwa 40 würden sich regelmäßig mit den Tieren beschäftigen. „Wahrscheinlich schaffen wir uns auch noch eine dritte Katze an“, sagt sie. Automatisch würden die Bewohner anfangen, die Tiere zu streicheln und zu kraulen, sobald sie vor ihnen sitzen. Diese wiederum geben laute Geräusche von sich und vibrieren leicht. „Die Bewohner bekommen damit das Gefühl, dass etwas da ist, was auf sie reagiert“, sagt sie. Senioren hätten eine andere Realität und damit das Gefühl, dass vor ihnen ein echtes Tier sitzen würde.
Im Seniorenheim gibt es keine festgelegten Kuschelzeiten mit den Katzen. Nachmittags dürfen sich die Bewohner abwechselnd mit den Tieren beschäftigen. „Manchmal sitzen sie zu dritt um eine Katze und streicheln sie“, erzählt Gerlinde Tresp über die Bewohner, die längst zu einem Teil ihrer Familie geworden seien. Viele seien dankbar über die Abwechslung, genießen die Kuschelzeit mit den Katzen und wollen sie am liebsten gar nicht mehr loslassen.