Spannendes Programm im Jugendzentrum
Nach drei Jahren Tanzverbot: Was im Mühldorfer M24 bei der Halloween-Party abgehen soll
- VonDr. Nicole Petzischließen
Tanzverbot war gestern: Nach drei Jahren Corona-Pause soll am Freitag, 28. Oktober, von 18 bis 22 Uhr im Jugendzentrum M 24 in der Mühlenstraße 24 die Post abgehen. Für Leiterin Agnes Sarr ist die „Halloween Disco Party“ ein Gradmesser, wo die Kids nach der Pandemie-Pause stehen.
Mühldorf – „Unter der sozialen Isolation haben die Jugendlichen extrem gelitten“, konstatiert die Leiterin des Jugendzentrums in der Mühlenstraße 24, Agnes Sarr. Das zeigte sich nicht nur im großen Andrang bei den Beratungsgesprächen, die in der Pandemie angeboten wurden. Das diesjährige Ferienprogramm, das über ein sattes Angebot verfügte, schlug mit 808 Teilnehmern ein „wie eine Bombe“.
Agnes Sarr kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Nein, verloren habe man über die Lockdowns so gut wie niemanden. Aktuell sind es rund 120 Jugendliche zwischen elf und 21 Jahren, die die JUZ-Einrichtungen regelmäßig besuchen. „Die Kids kommen vor allem aus Mühldorf. Es werden aber immer mehr aus dem Umland“, so die studierte Psychologin.
Jugendliche sind ausgehungert
Der nächste Gradmesser komme mit dem Start der „Nach-Corona“-Party-Saison. Freitagabend geht sie nach langer Pause mit einer „Halloween Disco Party“ von 18 bis 22 Uhr los. „Wir sind gespannt, ob sich wieder viele Jugendliche in unsere hauseigene Diskothek trauen. Schließlich galt ja zuletzt Tanzverbot“. Agnes Sarr zeigt sich zuversichtlich, dass auch bei den Jugend-Diskos großer Nachholbedarf besteht – auch wenn die letzte Disko 2019 mit rund 120 Teilnehmern schon eine Hausnummer war. Da will man wieder hin. Und ja: „Die Jugendlichen sind einfach ausgehungert“, ist sich Sarr sicher.
Zu bieten hat der Disko-Raum im Erdgeschoss des Jugendzentrums einiges. Abgesehen von einer jugendgerechten Einrichtung mit Lounge-Sesseln und geräumiger Tanzfläche darf freilich nicht das DJ-Pult mit Profi-Musikanlage fehlen. Ran dürfen in erster Linie Jugendliche selbst, die aktuelle Charts, Hip Hop oder Rap auflegen. „Wir bieten DJ- oder Tontechnik-Workshops an und können so auf einen Pool an jungen Talenten für die Partys zurückgreifen“, erklärt die JUZ-Leiterin. Besonders stolz ist sie neuerdings auf Rap-Kurse, wo die Kids eigene Songs machen können. Dass Musik verbindet, ist eine Binse.
Das JUZ lebt Inklusion
Anschaulich zu sehen ist sie bei den Jugend-Diskos, die Agnes Sarr zusammen mit ihrem Team organisiert. „Wir sind eine inklusive Einrichtung“, betont sie. Nicht nur, was Jugendliche mit Handicap anbelangt, sondern auch solche mit Migrationshintergrund. Dass die Jungs und Mädels gerne Songs aus ihrer Heimat bei den Partys spielen lassen, machen die Veranstaltungen so besonders. Dass es sich hier beispielsweise weniger um albanisches Volksliedgut, eher um modernen albanischen Rap handelt – geschenkt.
Geboten werden bei der Motto-Party dieses Mal auch eine Schminkstation sowie ein Kostümwettbewerb. Man müsse schon für eine gewisse Attraktivität sorgen, erklärt Agnes Sarr mit einem Augenzwinkern. Dazu gehört auch, dass das Party-Buffet etwa – wie bei der letzten Party – mit Wiener Würstchen, die mit einer Mandel als Fingernagel sowie etwas Ketchup wie ein abgeschnittener Finger anmuten oder Gummibärchen, die wie Augen ausschauen, aus denen mit einem Biss etwas Undefinierbares herausquillt. Motto-Food eben.
„Wichtig ist, dass wir alle Speisen und Getränke halal und vegan anbieten, damit auch unsere muslimischen Jugendlichen zulangen können“, so die 41-jährige Mühldorferin. Dass alkoholfreie Cocktails angeboten werden, ist selbstredend.
Spaß, Chillen und Prävention
Denn natürlich gehe es dem Jugendzentrum nicht nur darum, dass die Kids ihren Spaß haben, sondern das auch sinnvoll tun. Dass im Lauf ihrer zehnjährigen Leitung das JUZ deutlich mehr Besucherzahlen verzeichnet, liegt auch am gestiegenen Angebot. Nicht nur, was Freizeitaktivitäten wie Billard, Dart oder Tischtennis angeht. Auch Beratung und Prävention in Sachen Sucht, Mobbing oder sexualisierte Gewalt werden ernst genommen. „Wir sind mit unseren Aufgaben gewachsen“, erklärt Sarr, die einst mit zwei MitarbeiterInnen gestartet war und nun ein Team von rund zehn Leuten zur Seite hat, darunter auch zwei Studierende der Sozialen Arbeit vom Campus Mühldorf.
Fruchtbare Kooperationen etwa mit Mittelschule, Stiftung Ecksberg oder Don Bosco sorgen für ein breites Netz, das viele junge Leute auf die richtige Spur und das JUZ – anders als vergleichbare Jugendeinrichtungen im Landkreis – am Laufen hält. „Wir begleiten die Jugendlichen oft über Jahre, erleben den ersten Liebeskummer, den Führerschein, helfen bei der Bewerbung“, so Agnes Sarr.
Besonders wichtig für die engagierte JUZ-Leiterin ist, dass alle Angebote niedrigschwellig genutzt werden können. So auch die Jugend-Diskos, die pro Kopf einen symbolischen Euro – drei Euro für den Eintritt, dafür gibt es einen Zwei-Euro-Buffetgutschein zurück – kosten.
(pet)