Versammlung zum Deutschen Reich am Samstag geplatzt
Wirt sagt Reichsbürger-Treffen bei Mühldorf ab - Das sind die Gründe, so reagieren die Veranstalter
- VonMarkus Honervogtschließen
Die am Samstag (17. Dezember) geplante Reichsbürger-Versammlung in der Nähe von Mühldorf ist Geschichte. Der betroffene Gastwirt hat abgesagt. Gegner der Reichsbürger wittern hinter der Veranstaltungsreihe ein besonderes Anliegen.
Mühldorf - Die Versammlung von Reichsbürgern am Samstag (17. Dezember) in der Nähe von Mühldorf findet nicht statt. Das hat der Wirt am Freitagnachmittag, 16. Dezember, auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen mitgeteilt. Im Vorfeld hatte ihn der Staatsschutz über den Charakter der Veranstaltung informiert.
„Ich will damit nichts zu tun haben“, sagte der Wirt, der namentlich nicht genannt werden will und auch darum bittet, Namen und Ort seines Gasthauses nicht zu schreiben. „Ich möchte nicht zwischen die Fronten kommen, wo es für die Gastro eh so schwierig ist.“
75 Anmeldungen für das Treffen zum Deutschen Reich
75 Menschen waren nach Angaben der Organisatoren für die Reichsbürger-Veranstaltung „Deutsches Reich 1871 bis heute“ am Samstagabend in der Nähe von Mühldorf angemeldet. Björn, der Auenländer, einer der Organisatoren, ist über die Absage sauer. In einer Sprachnachricht auf dem Telegram-Kanal „Bayern 17.12.“ spricht er von Einschüchterung des Wirts: „Er ist an dieser Stelle wohl eingeknickt“, weil er unter Druck gesetzt worden sei. Es sei jetzt an der Zeit, enger zusammenzurücken denn je. Björn fordert die Sympathisanten aus der Region aus, privat eine Scheune oder ein großes Wohnzimmer zur Verfügung zu stellen.
„Es ist immer dieselbe, blöde, einfache Masche“, sagt Bjorn. Demgegenüber betont der Wirt der Gaststätte: „Ich wusste gar nicht, wer sich da angemeldet hat.“ Versammlungen gehörten für ihn zum täglichen Geschäft, deshalb habe er sich keine Gedanken gemacht. „Ich habe geglaubt, es gehe um die Krise, um Strom- und Gaspreis und so.“ Im sei grundsätzlich jeder herzlich willkommen. „Aber ich will nicht von außen als Buhmann hingestellt werden. Meine Existenz steht auf dem Spiel.“
Aktivistin glaubt: Es geht nur ums Geld
Dass es in Wirklichkeit um etwas ganz anders geht, davon ist eine der Aktivistinnen überzeugt, die sich in einer Stadt in der Region im Netzwerk „bunt“ engagieren. Sie beobachtet in Südbayern die Reichsbürger-Szene, ist selbst in verschiedenen Telegram-Netzwerken unterwegs und will deshalb anonym bleiben.
2250 Euro Einnahmen pro Abend
Sie sagt: „Es ist ein Geschäftsmodell.“ Nach ihren Angaben macht die Gruppe um Bjorn und den zweiten Redner, Dr. Mattes Haug, durchschnittlich vier solcher Veranstaltungen pro Monat und kassiert dafür 30 Euro Eintritt. Der wird in den Telegram-Gruppen als „Energieausgleich“ betitelt und wurde auch für die Veranstaltung in der Nähe von Mühldorf aufgerufen. Macht für einen Abend wie in Mühldorf 2250 Euro, wenn alle angemeldeten auch tatsächlich kommen.