Was Mühldorfs Landrat von der Regierung fordert
Werden Corona-Jäger nun Flüchtlingsbetreuer? Das steckt hinter dem Plan von Max Heimerl
- VonChrista Lattaschließen
Seit April 2020 gibt es im Landkreis Mühldorf das Team zur Nachverfolgung positiver Corona-Tests. Mit dieser Arbeit ist das gut 30-köpfige Team aber nicht mehr ausgelastet. Wofür Landrat Max Heimerl diese Kräfte jetzt einsetzen will.
Mühldorf - Die meisten Corona-Erkrankungen spielen sich zwar mittlerweile außerhalb der offiziellen Statistik des Robert-Koch-Instituts ab. Denn Covid-Selbsttests, die daheim im stillen Kämmerlein gemacht werden, erreichen das Gesundheitsamt nicht. Doch positive PCR-Testergebnisse werden noch immer nachverfolgt und das leistet für das Gesundheitsamt das Contact-Tracing-Team (CTT) im Landratsamt.
Corona ist weiterhin eine meldepflichtige Erkrankung gemäß Infektionsschutzgesetz. Deshalb muss das Ermittlerteam bei jedem Patienten die relevanten Daten - Impfungen, Vorerkrankungen, Symptome, Krankenhausaufenthalt - erheben. „Die ausgewiesenen Fälle sind derzeit oft weniger als 50 Prozent der gemeldeten Fälle, da nach Vorgabe des Robert-Koch-Instituts nur PCR bestätigte Fälle in die Statistik eingehen“, sagt Landratsamtssprecherin Julia Lerch. Ermittlungs- und meldepflichtig an das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) sind aber auch alle positiven Antigen-Schnelltests sowie alle Tests aus Heimen und sonstigen Einrichtungen.
Verträge laufen bis 30. Juni
„Zu unserem Contact-Tracing-Team zählen derzeit noch 31 Personen, viele davon in Teilzeit“, teilt das Landratsamt den OVB-Heimatzeitungen auf Nachfrage mit. „Vereinzelt haben sie bereits gekündigt, da sie neue Stellen in Aussicht haben. Zudem werden derzeit angesammelte Überstunden und Urlaubstage abgebaut.“ Die Laufzeit der einzelnen Arbeitsverträge ist bis längstens 30. Juni 2023 befristet.
Aufgrund der im Vergleich zu den vergangenen Monaten geringeren Fallzahlen wird das CTT mittlerweile auch zur Erledigung anderer Aufgaben im Landratsamt herangezogen. „Primär werden sie im Gesundheitsamt zur Erledigung von Aufgaben eingesetzt, die pandemiebedingt in Rückstand geraten waren“, gibt Lerch Auskunft. „Darüber hinaus erledigen sie auch weitere dringende staatliche Aufgaben. Dazu zählen unter anderem die Themen Flüchtlingsbetreuung, Ausländerwesen oder Wohngeld.“ Ein gutes Dutzend der CTT-Kräfte ist damit schon beschäftigt.
Dringende staatliche Aufgaben
Wie Mühldorfs Landrat in jüngster Zeit mehrmals öffentlich erklärt hat, will er, dass die von der Regierung von Oberbayern für die Corona-Kontaktverfolgung eingestellten Arbeitskräfte für längere Zeit andere Aufgaben für den Landkreis übernehmen. Was er bereits unternommen hat, um die Weiterbeschäftigung zu erreichen, hat er den OVB-Heimatzeitungen verraten. „Aufgrund der Belastung im Rahmen der aktuellen Flüchtlingssituation habe ich bei Staatsminister Joachim Herrmann darum gebeten, zumindest die im Bereich Asyl und Flüchtlinge eingesetzten CTT-Kräfte auch über den 30. Juni hinaus als staatliches Stellenkontingent behalten zu dürfen“, erklärt Heimerl seinen Vorstoß.
„Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen Herausragendes“, lobt der Landrat. „Es muss aber dringend gewährleistet werden, dass es zu keiner Überforderung der Beschäftigten kommt. Daher setze ich mich für eine Weiterbeschäftigung der zusätzlich eingesetzten Kräfte in diesen Bereichen ein.“
Seit April 2020 im Einsatz
Eingestellt von der Regierung von Oberbayern wurden diese Contact-Tracing-Teams (CTT) in allen bayerischen Landkreisen installiert. Begonnen hatte der Einsatz dieses Ermittlerteams im Landkreis Mühldorf im April 2020, Einsatzzentrale war damals der große Sitzungssaal des Landratsamtes - denn auch zwischen den Contact-Tracern musste der lange Zeit vorgeschriebene Mindestabstand eingehalten werden. Die Corona-Nachverfolger kontaktieren Betroffene bei positiven Laborbefunden, ordneten Quarantäne an und ermittelten Kontaktpersonen.