Erneute Havarie auf der Strecke München - Mühldorf
Zwei brennende Züge binnen 36 Stunden: Zorn der Bahnkunden wächst, Polizei ermittelt
- VonMarkus Honervogtschließen
Zweimal binnen nicht einmal 36 Stunden blieben Züge der Südostbayernbahn auf dem Weg nach Mühldorf liegen, weil Rauch nach einem Defekt an der Lok in die Waggons eindrang. Allmählich platzt Bahnkunden der Kragen, die Bahnpolizei ermittelt.
Mühldorf - Wie sehr die ständigen Pannen an den Nerven der Pendler nagen, zeigt ein Foto, das Christian Einecke am Donnerstagabend, 2. Februar, aus dem Zug auf den Feuerwehreinsatz gemacht und per Email geschickt hat. „Sie können Ihre Story über die Südostbayernbahn weiter schreiben“, teilt er dazu mit, „wieder Brand am Zug kurz vor Walpertskirchen.
Denn es war kaum 36 Stunden her, dass ein Zug am Mittwoch bei Hörlkofen liegen geblieben war. Aus einem defekten Turbolader war Rauch in die Waggons gedrungen, vier Menschen erlitten Rauchvergiftungen, sie kamen ins Krankenhaus.
Auch Georg Ringler saß am Donnerstag im Zug und ist frustriert. „Die Zuverlässigkeit des Bahnverkehrs auf der Strecke zwischen München und Mühldorf hat über die letzten Wochen einen neuen Tiefstand erreicht“, schreibt er in einem Brief an die Bahn, der auch der Heimatzeitung vorliegt. Er spricht von ständigen Ausfällen von Zügen wegen Reparaturen.
Pünktliche Züge auf der Strecke nach München eher selten
Auch Arbeiten an der Strecke machen das Reisen zu einem Ärgernis. „Nicht nur sorgen verschleppte Reparaturen und verlängerte Bauarbeiten mit chaotischen Nichtersatzverkehren für Probleme, auch sonst finden sich offenbar genug Ursachen für Verspätungen und Ausfälle.“ Für Pendler seien zwei pünktliche Fahrten am Tag mittlerweile die Ausnahme.
Bahndauerkunde Manfred Kapsegger listet seit Oktober bei den Morgenfahrten 20 Stunden Verspätung auf, obwohl er nur die Hälfte seiner Arbeitszeit in München verbringt und den Rest im Homeoffice. Der Mühldorfer fährt seit Jahren als Pendler in die Landeshauptstadt. „Viele sind sehr geduldig“, sagt er, „aber allmählich kippt es.“
Neueste Erschwernis: Die Bahn informiert ab Sonntag um 23.30 Uhr darüber, welche Züge am nächsten Morgen fahren. „Wenn man um 5 Uhr zum Zug muss, wird die Nacht sehr kurz“, sagt Kapsegger. Er wolle zwar weiter die SOB nutzen, weil das Auto auch keine Alternative sei. „Aber amüsant ist es für Bahnkunden derzeit nicht.“
Spott auf Facebook
Auf Facebook erntet die Bahn für die Aufforderung, sich zu nächtlicher Stunde über die „vereinzelten Zugausfälle“ am nächsten Morgen zu informieren viel Spott. „Hoffentlich bekommt bald ein anderer Anbieter den Zuschlag, das Schienennetz zu betreiben“, schreibt einer. „SOB, Ihr habt es kaputt gespart.“ Ein anderer fordert modernere Lokomotiven: „Die Zeit der 218 ist vorbei. Hoffentlich kommt bald die 248 und 159!“
Die Bahn hat zu wenige Loks
Grund für den Hinweis der Bahn auf Facebook ist die „Anpassung des Fahrplans bis zunächst 10. Februar“. Angepasst wird er wegen „technischen Schwierigkeiten an Fahrzeugen“, wie es auf der Internetseite der Bahn heißt. „Daher stehen vorübergehend weniger Züge für den laufenden Betrieb zur Verfügung.“
Polizei nimmt Ermittlungen auf
Nach Angaben der Bundespolizei war die vielbefahrene Strecke am Donnerstagabend mehr als drei Stunden bis kurz nach 21.30 Uhr gesperrt. 100 Menschen waren nach Angaben des Polizeisprechers von der Havarie betroffen, im Gegensatz zum Vortag konnten sie aber mit Hilfe der Feuerwehr die Waggons verlassen und sich abholen lassen. Alle anderen Bahnkunden auf der Strecke mussten sich an diesem Abend auf Zugausfälle und lange Verspätungen einstellen.
Eine Schaffnerin hatte laut Polizei den Rauch bemerkt und den Lokführer informiert. Der leitete eine Schnellbremsung ein, der Zug blieb auf freier Strecke bei Walpertskirchen stehen. Aus einem Tank war Öl ausgelaufen und verbrannt. Diese Angaben bestätigt die Bahn und betont: „Ein Zusammenhang mit der rund 30 Stunden vorher an ähnlicher Stelle brennenden Lokomotive ist nicht erkennbar!“
Strafrechtliche Konsequenzen werden die Vorfälle trotz der Verletzten am Mittwoch wohl nicht haben, sagt der Sprecher der Bundespolizei. Die Beamten waren zwar vor Ort und ermittelten, grundsätzlich stehe der Anfangsverdacht der fahrlässigen Körperverletzung im Raum. „Es war aber kein Fremdverschulden erkennbar“, die Polizei geht von einem technischen Defekt aus.
Bisher keine weitergehenden Ermittlungen
Damit geht nur eine Meldung an die Staatsanwaltschaft. „Denn es ist keine persönliche Haftung etwa für Wartungsfehler nachzuweisen.“ Der Polizeisprecher weiß im Bereich des Liniensterns Mühldorf von keinem Fall, in dem solche Lokdefekte zu weitergehenden Ermittlungen oder gar einer Strafe geführt hätten.