Im Video: Wasser schwappt auf Straße
Schockmoment in Mühldorf: Innkanal übergelaufen – Betreiber nennt die Gründe
- VonMarkus Honervogtschließen
- Dr. Nicole Petzischließen
Kurzer Schockmoment für Spaziergänger und Autofahrer entlang des Innkanals an der Bürgermeister-Hess-Straße in Mühldorf. Dienstagvormittag schwappt das Wasser kurz bis auf die Straße, um sich dann wieder in den Kanal zurückzuziehen. Ein Video zeigt, wie das Wasser aus dem Innkanal unvermittelt über die Straße läuft.
Mühldorf am Inn - Ratlos geht der Blick über den bis zum Rand gefüllten Innkanal. Das Wasser scheint jetzt ruhig seine Bahnen zu ziehen. Noch eine halbe Stunde zuvor am Vormittag des 7. März 2023 war es auf Höhe von Penny und Edeka in Mühldorf Nord über den Kanal bis auf die Bürgermeister-Hess-Straße geschwappt. Scheinbar aus heiterem Himmel.
Aufmerksame Spaziergänger haben ihr Handy gezückt und das Schauspiel aufgezeichnet. Das Video betrachtet nun eine Gruppe von verwunderten Einsatzkräften von Feuerwehr, Stadtwerken und Stadtbauamt. Angekommen am Schauplatz war nämlich nicht mehr viel zu sehen von dieser kleinen Flutwelle. Was war passiert?
Sagen könne man noch nichts dazu, sagt ein Mitarbeiter der Stadtwerke gegenüber den OVB-Heimatzeitungen. Man warte auf das Eintreffen der „Verantwortlichen“ vom Verbund. Dem österreichischen Unternehmen gehören die Kraftwerke und der Kanal. Der Verbund müsse etwas wissen, mutmaßen die Helfer vor Ort. Köpfe zusammenstecken, als der Mitarbeiter des Verbund- geschäftig telefonierend - nach einiger Zeit an Ort und Stelle eintrudelt. Viel dringt nicht nach draußen; kommentiert werde das Geschehen nicht, so der Verbund-Mitarbeiter gegenüber den OVB-Heimatzeitungen vor Ort.
Kanalstrecke nach weiteren Überschwemmungen abgesucht
Zumindest scheint die Weisung ausgegeben worden zu sein, die Kanalstrecke auf- und abwärts der Überschwemmungsstelle in Augenschein zu nehmen. Am Nachmittag gab der Verbund Entwarnung: Es gab keine weiteren Überschwemmungen.
Augenblicklich mehr weiß Kreisbandrat Harald Lechertshuber auf Nachfrage ebenfalls nicht. Er sei vom Feuerwehrkommandanten, der vor Ort war, über die Sachlage informiert worden, auch Lechertshuber verweist auf den Verbund als Ansprechpartner. Von einem natürlichen Ereignis wie etwa einer Überschwemmung aufgrund starker Regenfälle sei in diesem Fall nicht auszugehen. Lechertshuber vermutet einen „technischen Hintergrund“.
Denn der Innkanal und die Wassermenge in ihm werden an der Wehranlage in Jettenbach gesteuert. Damit dürfte nie mehr Wasser im Kanal sein, als er aufnehmen kann. Der Verbund hatte den Kanal erst im vergangenen Jahr ausgebaut und die Uferbereiche höher hinaufgezogen, sodass er mehr Wasser fassen kann. Damit soll die Stromerzeugung in den ebenfalls neuen Kraftwerken am Stauwehr und in Töging erhöht werden.
Technischer Defekt als Grund
Der Verbund macht dann am frühen Nachmittag den Ausfall eines Versorgungssystems für das Kraftwerk Töging für die Flutwelle verantwortlich. Nach Angaben von Sprecher Wolfgang Syrowatka bildete sich durch den kurzfristigen Ausfall in Töging ein 40 Zentimeter hoher Wasserstau, der sich als zurücklaufende Welle in Richtung Jettenbach ausgelaufen hat. „Nach Wiederanfahren der Maschinen hat sich zeitnah der reguläre Betriebswasserstand wieder eingestellt“, betont Syrowatka.
Das Kraftwerk Töging verfügt laut Verbund über mehrere Zuleitungssysteme für die Frischwasserversorgung. Sie stammt aus einem Brunnen und dient der örtlichen Trinkwasserversorgung als Ersatzsystem. „Dieses Wasser wird benötigt, um Anlagenteile unabhängig vom Innkanal mit Wasser zu füllen und die Betriebswasserversorgung sicherzustellen“, erklärt Syrowatka.
Verbund: Keine Gefahr für Standsicherheit des Kanals
Während Arbeiten an dem Versorgungssystem sei ein Versorgungsweg ausgeschaltet worden und der zweite - die kommunale Wasserversorgung - um 10.06 Uhr kurzfristig ausgefallen. Das habe zu dem Rückstau und der kleinen Welle geführt. Die Störung habe zehn Minuten gedauert, dann sei das Hauptsystem wieder angeschlossenen gewesen.
„Die Gründe für den Ausfall der kommunalen Wasserversorgung sind aktuell noch nicht bekannt.“ Der Verbund habe aber angeordnet, dass Wartungsarbeiten nur noch bei reduziertem Wasserstand im Innkanal ausgeführt werden dürfen, damit eine erneute Überschwemmung verhindert werden könne. „Sollten die Untersuchungen ergeben, dass weitere Schritte zu unternehmen sind, so werden diese selbstverständlich umgesetzt werden.“
Die Standsicherheit und Dichtigkeit des Kanals sei zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen.