Bunter Abend in Mühldorf mit „Top Team“ - 30 Jahre danach
Einfach top! Das haben die Disco-Macher von damals den Jugendgruppen heute voraus
- VonNicole Petzischließen
Bei diesem „Klassentreffen“ gab es keinen kalten Kaffee. Warum beim Treffen von Günther Knoblauchs Jugendgruppe „Top Team“ auch nach 30 Jahren immer noch Discofieber ausbricht - aber dennoch kein Revival geplant ist.
Mühldorf am Inn - Zu ganz besonderen „Typen“ haben sich heute die jungen Leute des „Top Teams“ von damals entwickelt. Günther Knoblauch freut sich, dass ein lange geplantes Treffen seiner Jugendgruppe „Top Team“, die er als damaliger städtischer Jugendreferent und späterer Bürgermeister ins Leben gerufen hatte, geklappt hat; nach rund 30 Jahren. Die dabei ins Auge gefasste Location des Mühldorfer Hollywood-Inn-Restaurants „Tasty Gorilla“ wurde zufällig ausgewählt. Dennoch - jugendlich und schmissig war es allemal, wie eben diese „Typen von damals“.
Artikel, Fotos und Filme
Und natürlich: Viel Nostalgie war auch an diesem Abend mit im Spiel beim gemeinsamen Durchschauen alter Fotos und Zeitungsartikel über die Aktivitäten der Gruppe wie beispielsweise den viel beachteten „Alabama“-Jugenddiscos, wo BR-Größen Fritz Egner und Thomas Gottschalk auflegten, sowie selbst gedrehten Videos aus der „Jugend-Filmschmiede am Inn“ aus den 80er-und 90er-Jahren. „Der eine hat sich hier, der andere dort wieder gesehen. Alle waren sichtlich stolz, ein Teil des Ganzen gewesen zu sein“, so Günther Knoblauch.
Jedoch „im Ganzen“ waren es doch eigentlich zwei Gruppen, die sich bei dieser Gelegenheit beschnuppern konnten: Diejenigen, die früh mit im Boot und auch Teil der Filmcrew waren, die 1987 sogar in Israel „tourte“ wie beispielsweise Erika Fischer und Raimund Drechsler. Auf der anderen Seite solche, die später neu dazugestoßen waren und die Disco-Ära bis Anfang der 90er-Jahre begleitet hatten. Insgesamt Dreiviertel der damaligen Truppe konnte Knoblauch zusammen mit dem ehemaligen Top Team-Vorsitzenden Christian Schelske und der Schriftführerin Marianne Bauer aufspüren und nach Mühldorf locken. Verstreut haben sie sich nicht nur in Oberbayern, sondern europaweit.
Regelmäßige Treffen in Planung
„Wir sind noch dabei, alle Adressen, E-Mail-Adressen und Telefonnummern aufzulisten. Denn eins steht fest: Wir werden uns nun wieder regelmäßig treffen“, ist sich Günther Knoblauch sicher. Um Erinnerungen auszutauschen, aber auch, um Neues zu erzählen. Da wären wir wieder bei den „Typen“, die den Altbürgermeister so faszinieren, weil sie offenbar aus der Kreativität der Jugendarbeit von damals viel mit in ihre ganz persönlichen Entwicklungen genommen haben.
Besondere „Typen im Disco-Fieber
Einer der Helden von damals ist Stephan Sedlaczek, der mit seinem langen Rauschebart und der Biker-Aufmachung mächtig Eindruck an dem Abend gemacht hat. Als 15-Jähriger trat er dem Jugendteam bei, um bis zum Schluss besonders in der Disco-Organisation mitzumachen. Viel Selbstbewusstsein habe er als junger DJ in den Großraumdiscos vor Hunderten feiernder Jugendlicher - ob nun im Stadtsaal oder später im „Eden“ - sammeln können. Heute ist der 52-jährige Niedertaufkirchner gern auf Reisen beziehungsweise auf seiner Harley Davidson unterwegs. „Damals fuhr ich noch das langsamste Mofa von allen. Eine Verbesserung also“, flachst Sedlaczek.
Eine „coole Zeit“ seien die 80er-Jahre gewesen, die man Stephan Sedlaczek zufolge allerdings nicht mehr zurückholen könne. Auch mit Blick auf seine heute erwachsenen Kinder in ihren 20ern. Eine andere Generation sei das. Anders als die Generation heute habe man damals viel Aufwand ohne Profitdenken auf sich genommen, um diese Events mit einem sozialen Rahmenprogramm auf die Beine zu stellen. „Ich habe mit Freunden die schwere Musikanlage aus Günthers Keller hoch geschleppt und später aufgelegt. Verdient haben wir alle nichts.“ Wenn Stephan Sedlaczek an die aktuellen Zeltdiscos oder groß angelegten Geburtstagspartys mit gepfefferten Eintritts- und Getränkepreisen denkt, kann er die Welt nicht mehr verstehen.
Kondome an Jugendliche verteilt
Daher glaubt er auch nicht, dass die Jugend heute von der Erfahrung eines „Top Teams“ profitieren könne. Monatliche Großveranstaltungen für die Kids als Hobby neben Schule oder Job ehrenamtlich zu organisieren und über Jahre hinweg immer wieder neue Ideen umzusetzen, „dran zu bleiben“, das sei heutzutage nicht mehr machbar. „Wir haben damals Kondome an die Teenies in der Disco verteilt - das war eine Revolution! Wer traut sich heute noch mit Neuem anzuecken?“
Eventmanager neben Sozialpädagogen gefragt
Dennoch - der Ball liegt im Feld des Top Teams. Zumindest Günther Knoblauch ist der Idee nicht abgeneigt, auf Jugendgruppen der Region, JUZ oder Jugendparlament in Zukunft zuzugehen, um Anregungen zu geben. Er sagt auch warum: „Im Jugendzentrum heute gibt es vor allem Sozialpädagogen, die sich damit beschäftigen, wie man mit dem einzelnen Jugendlichen umgeht. Was fehlt sind die Eventmanager, die die Frage stellen: Wie könnte man die Jugendlichen wieder für die „Truppe“, für das gemeinsame Projekt begeistern?“