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Exklusiv: Bei Knappe in Mühldorf mit einer Waffe bedroht

„Die Polizei kam erst nach 20 Minuten“ - Zeuge erinnert sich an dramatischen Juwelier-Überfall

Mühldorf am Inn - Rainer Deutinger vor dem Juweliergeschäft Knappe in Mühldorf. Er war Zeuge des Blitzüberfalls 2015.
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Rainer Deutinger vor dem Juweliergeschäft Knappe in Mühldorf. Er war Zeuge des Blitzüberfalls 2015.
  • Nicole Petzi
    VonNicole Petzi
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Ein kurzer Einkaufsbummel im Juweliergeschäft Knappe nahm für Rainer Deutinger eine unerwartete Wendung. Kam die Polizei zu spät? Juristisch wurde der Raubüberfall am Donnerstag (26. Januar) abgeschlossen, aber dieses sehr bedrohliche Erlebnis wird er wohl nie vergessen. Ein OVB-Exklusivgespräch.

Mühldorf am Inn - Einige längst abgehakt geglaubte Erinnerungen seien ihm beim Anruf der Polizei Mühldorf vor wenigen Wochen wieder „hochgekocht“. Rainer Deutinger war bei dem Blitzeinbruch vor acht Jahren in das Mühldorfer Juweliergeschäft Knappe als Kunde zugegen. Dabei war er von den beiden bereits vor Jahren gefassten und schuldig gesprochenen Litauern, die den Überfall begangen und dabei 69 Uhren von Edel-Marken wie Rolex, Breitling und Glashütte im Wert von rund 340.000 Euro erbeutet hatten, mit einer Waffe bedroht worden.

Nun - da ein dritter Verdächtiger geschnappt werden konnte - sollte er - falls nötig - erneut als Zeuge im Prozess vor der Sechsten Strafkammer am Landgericht Traunstein aussagen. Auch wenn es dazu nicht gekommen ist, lässt der 54-jährige Diplomhandelslehrer im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen die Abläufe des Raubüberfalls vom 5. März 2015 Revue passieren.

Aus Bummel wird bitterer Ernst

„An diesem späten Nachmittag kam ich zufällig an diesem Schmuckgeschäft vorbei und hatte gerade Zeit, mir ein paar Glashütte-Uhren, die mein Interesse geweckt hatten, anzuschauen“, erzählt Deutinger. Dass diesen harmlosen Gedanken actionfilmreife Szenen folgten, hätte er nicht im Traum gedacht. Wenige Minuten nachdem er das Geschäft betreten hatte und mit der Verkäuferin ins Gespräch gekommen war, nahm er im Augenwinkel zwei dunkel gekleidete Gestalten mit Gesichtsmasken wahr, die zur Tür herein kamen. Im nächsten Moment ziehen die beiden Axt und Baseballschläger aus einem Sack, erzählt Deutinger. „Es braucht ein wenig im Hirn, bis man realisiert: Es ist ein Überfall.“

Am Tatort des Blitzüberfalls in ein Mühldorfer Juweliergeschäft 2015 - Rainer Deutinger war Zeuge.

Kurioserweise sei ihm schnell der Gedanke gekommen, dass die beiden Täter wohl keine Profis sein können, da diese - angesichts der offenbar vorhandenen Überwachungskameras - die Masken im Laden wieder über das Gesicht hoch schoben, erinnert sich Deutinger mit einem Kopfschütteln. „Wir konnten ihre Gesichter einwandfrei sehen“. Einer der beiden Täter habe ihm und der völlig verängstigten Verkäuferin etwas in einer fremden Sprache zugerufen; als sie nicht reagierten, zog er plötzlich eine mitgeführte Waffe, „fuchtelte“ damit wild rum und schoss schließlich zur Decke.

Der Schuss zur Decke gab Entwarnung

„Da keinerlei Putz von der Decke rieselte, musste es eine Schreckschusspistole sein. Meine Aufregung war sofort deutlich verringert“, so der Lehrer. Als der Räuber ihm und der Verkäuferin mit der Waffe in der Hand doch noch klar machen konnte, weg von der Uhrenvitrine in den hinteren Teil des Geschäfts verschwinden zu sollen, habe er die etwas „erstarrte“ Verkäuferin hinter sich her gezogen. Dort wartete bereits ein weiterer Mitarbeiter, der nach eigenen Angaben sofort „den Alarmknopf gedrückt“ hatte, erinnert sich Rainer Deutinger.

Er habe noch mitbekommen, dass die Einbrecher gezielt die Vitrinen mit den Edel-Uhren ausräumten, während für ihn und die anderen „betretenes Warten“ auf das Eintreffen der Polizei begonnen habe. Dass sich die Beamten seiner Erinnerung nach lange Zeit gelassen haben, sei für Deutinger „ein wenig enttäuschend“ gewesen. Die „Blitztat“ selbst habe drei Minuten - nicht nur eine Minute, wie der Sachbearbeiter der Kripo Mühldorf vor Gericht geschildert hatte - gedauert.

Blitztat dauerte drei Minuten

„Der dritte Mann, der vor dem Geschäft Schmiere stand, hat seinen Kumpanen rechtzeitig durch Zuruf mitgeteilt, dass es Zeit zu verschwinden sei. Die wussten genau, dass die Polizei am Wasserturm in wenigen Minuten da sein kann“, ist Deutinger überzeugt. „Wir dachten also, dass die Polizei jede Sekunde kommen müsste.“ Doch es dauerte!

Nachdem es wieder still wurde, haben sich Rainer Deutinger und der Mitarbeiter in den Verkaufsraum gewagt, um die Lage zu sondieren. Weitere 10-15 Minuten hats dann gedauert, bis endlich die Streife eintraf. „Wir sind noch eine geschlagene Zeit in und vor dem Laden herumgestanden.“ Was sagt die Polizei dazu? Aus den polizeilichen Protokollen könne man dazu „keinerlei Auskünfte“ erteilen, so das Polizeipräsidium Oberbayern Süd auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen.

Keine Videoaufzeichnung durch Überwachungskameras

Für den Diplomhandelslehrer bleibt dies genauso ein Mysterium wie die Tatsache, dass trotz vorhandener Kameras keine Aufzeichnungen vom Überfall gemacht wurden, wie es ihm gegenüber der damalige Geschäftsführer Volker Knappe nach dem Überfall äußerte. „Bei so teuren Auslagen wundert mich, dass die Versicherung hier keine Vorgaben gemacht hat“, überlegt Deutinger.

Für Videoaufzeichnungen sei man damals noch nicht ausgerüstet gewesen, sagt der heutige Geschäftsführer Dieter Schießl auf Nachfrage. Eine rechtliche Verpflichtung gebe es nicht. Heute sei der Juwelier - der übrigens das Geschäft mit den Edel-Uhren aufgegeben hat - dagegen in Sachen Sicherheitstechnologie bestens aufgestellt, meint Schießl.

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An posttraumatischen Belastungsstörungen wie beispielsweise die heute 66-jährige Verkäuferin - eine Nebenklägerin vor der Kammer - leide Deutinger nicht. „Vielleicht, weil ich früher schon mal in ähnlich brenzlige Situationen geraten war, die gut ausgingen. Das macht eventuell unberechtigterweise etwas cooler als man sein sollte.“

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