Hoch soll sie leben
Johanna Fuchs feiert ihren 101. Geburtstag - die Mühldorferin verrät, wie man so alt wird
- VonMarkus Honervogtschließen
Johanna Fuchs erzählt an ihrem 101. Geburtstag von ihren Träumen von Olympia im Jahr 1940. Was sie von Helgoland nach Mühldorf verschlagen hat. Und sie gibt Tipps für ein hohes Alter.
Mühldorf - Geboren 1921 auf Helgoland, vor 101 Jahren, aufgewachsen und zur Schule gegangen in Hamburg, das Herz erst an einen Mann aus Bayern und dann überhaupt an Bayern verloren: Johanna Fuchs hat ein abwechslungsreiches und interessantes Leben geführt – und noch heute ist die charmante Dame an vielen Themen interessiert und hat jeden Tag Freude am Leben.
Bürgermeister Michael Hetzl überbringt Grüße der Heimatstadt
Ihren 101. Geburtstag feierte sie im Kreis von Freunden und guten Bekannten und auch Mühldorfs Bürgermeister Michael Hetzl war gekommen, um die Grüße der Heimatstadt zu überbringen.
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Johanna Fuchs empfing ihre Gäste wie immer perfekt gekleidet und mit großer Freude und Freundlichkeit: „Ich freue mich über jeden Tag, ich genieße das Leben, auch wenn natürlich schon einmal das eine oder andere Zipperlein mich stört – aber das darf man einfach nicht immer ernst nehmen, es gibt andere Menschen, denen es sicher nicht so gut geht wie mir“, sagt sie bescheiden.
Die Nachbarn, von denen sie sagt, dass es keine besseren Nachbarn geben könnte, haben geholfen, damit die Besucher der Geburtstagsfeier auch gastlich empfangen werden. Als der Bürgermeister kommt, strahlt Johanna Fuchs und bringt ihn persönlich zu seinem Sitzplatz an ihrer Seite.
Sehr selbstständig gestaltet sie ihr Leben heute noch, auch wenn sie dankbar ist für die Hilfe von Freunden und Nachbarn und einer Frau, die ihr hilft, ihren Lebensabend im eigenen Haus in Altmühldorf zu verbringen.
In der Stadt am Inn lebt sie seit den 70er Jahren, mit ihrem Mann ist sie hierhergezogen, weil er hier bei einem bekannten Unternehmen eine sehr gute Stelle bekommen hatte. Johanna Fuchs hat auch in diesem Betrieb angefangen. Zuvor hatte sie über Jahre eine eigene Kanzlei als Steuerberaterin.
Bereits in jungen Jahren als sportliches Talent aufgefallen
Dabei wollte sie eigentlich einen anderen Weg einschlagen: geboren auf der Insel Helgoland, fiel schon in jungen Jahren ihr sportliches Talent auf – sie war sogar als Leichtathletin im Gespräch für die Teilnahme an den Olympischen Spielen, die 1940 in Japan stattfinden sollten – doch dann kam der Krieg und dieser Traum war ausgeträumt.
Doch Johanna Fuchs war nie eine Frau, die nur in die Vergangenheit zurückblickte, sie schaute nach vorne, baute sich ein neues Leben auf, und dann lernte sie ihren Mann kennen. Mit ihm ging sich durch „dick und dünn“, wie sie erzählt. Im Jahr 2007 ist er gestorben, seitdem lebt sie allein in dem Haus, dass sie gemeinsam gebaut haben.
Noch heute schwärmt sie von ihrer Ehe, von den Urlauben am Gardasee, wo sie ein kleines Ferienhäuschen ihr Eigen nannten, von den Reisen zu den Verwandten nach Irland und in andere Länder.
Heute reist sie mehr in Gedanken: sie interessiert sich für die römische und griechische Geschichte und für viele andere Themen, solange die Augen besser waren, hat sie viel gelesen, heute sucht sie sich im Fernsehprogramm interessante Dokumentationen – wenn sie auch nicht alles sehen kann, hört sie doch gerne zu.
„Wir haben Sie es geschafft, so fit zu seien bis ins hohe Alter – dass man Ihnen übrigens überhaupt nicht ansieht?“
„Wir haben Sie es geschafft, so fit zu seien bis ins hohe Alter – dass man Ihnen übrigens überhaupt nicht ansieht?“, möchte Bürgermeister Hetzl wissen und erhält eine bemerkenswerte Antwort: „Man muss immer in Bewegung bleiben, ich war noch bis vor ein paar Jahren in einer Sportgruppe, das hat mich frisch gehalten – und man muss beim Essen ein bisschen aufpassen“, schmunzelt Johanna Fuchs. Das wichtigste allerdings, das sind Lebensfreude und Zufriedenheit, ist die Seniorin überzeugt.
„Ich fühle mich so wohl hier“
Auf der Insel geboren, am Meer aufgewachsen – fehlt ihr die Weite der offenen See da nicht manchmal? „Früher schon“, da ist sie ganz ehrlich. Aber dann kommt ein großes Lob für die Freunde und Nachbarn: „Unsere kleine Siedlung, das ist für mich wie eine Insel, ich fühle mich so wohl hier“, schwärmt sie.
Bürgermeister Hetzel hat mit seinem Geburtstagsgeschenk dann noch den Nerv von Johanna Fuchs getroffen: das lesenswerte Buch über die Bedeutung der Mühldorfer Straßennamen findet sie sehr interessant, und ganz sicher wird ein guter Bekannter daraus vorlesen.