Jahresrückblick Mühldorf
Mangelware Personal: Keine Geburten in Mühldorf, Haag sperrt komplett zu - So geht‘s weiter
- VonChrista Lattaschließen
Erst führte Personalmangel zur Schließung der Entbindungsstation am Klinikum Mühldorf. Danach kam die Corona-Pandemie und mit ihr unpopuläre Entscheidungen rund um das Krankenhaus Haag. So geht es dort weiter.
Mühldorf/Haag - Aus der Wiedereröffnung der Geburtshilfe in Mühldorf ist auch im Jahr 2022 nichts geworden. Bereits Anfang März 2020 musste die Geburtsstation am Mühldorfer Krankenhaus wegen Personalmangels geschlossen werden - vorübergehend, wie es damals hieß. Danach haben der Beginn der Corona-Pandemie und die dadurch nötige Umwandlung des Mühldorfer Hauses in eine Corona-Klinik die Wiedereröffnung der Station monatelang verhindert. Es waren nur noch geplante Kaiserschnitte möglich, Spontangeburten übernahm die Klinik Altötting.
Auch Ende 2022 gibt es keine neuen Anzeichen für eine Wiedereröffnung der Mühldorfer Entbindungsstation. Grund sei laut „InnKlinikum“ weiterhin die Schwierigkeit, Fachärzte und Hebammen zu finden. Der Arbeitsmarkt sei leergefegt. Deshalb müsse „die vollständige Reaktivierung der Geburtshilfe in Mühldorf bis zu einer Verbesserung der Situation am Arbeitsmarkt ruhen“, so die Klinikleitung.
Ohne Facharzt keine Entbindungsstation
Mittlerweile sind in der Klinik Mühldorf auch keine Kaiserschnitte mehr möglich. Die rechtlichen und medizinischen Anforderungen für den Betrieb einer Geburtshilfe seien zu stark gestiegen. Erschwerend komme hinzu, dass die personelle Unterstützung durch niedergelassene Frauenärzte nicht mehr ausreiche - ein Facharzt müsse ständig in der Klinik anwesend sein.
Mühldorfs Landrat Max Heimerl musste sich in die Klinikentscheidung fügen: „Leider müssen wir feststellen, dass es vor allem die personelle Situation und die zusätzlichen qualitativen Vorgaben aktuell unmöglich machen. Das müssen wir zur Kenntnis nehmen.“ Jetzt gehe es darum, in Mühldorf geburtsvorbereitende und gynäkologische Angebote für Frauen zur Verfügung zu stellen.
Das Krankenhaus Haag wurde Ende Oktober geschlossen. Grund war die heftige Coronawelle im Landkreis Mühldorf. Der Großteil der noch gesunden Mitarbeiter wurde von Haag ins Krankenhaus Mühldorf versetzt, um dort den Betrieb garantieren zu können. Die Maßnahme war nach Angaben der Klinikleitung für drei Monate bis Ende Januar geplant. Die Versetzung von Personal ist für die Kliniken nicht neu. Bereits in den zurückliegenden Corona-Wellen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Haag in Mühldorf ausgeholfen.
Haag schließt und verschiebt die Mitarbeiter
Der Medizinische Vorstand der Krankenhäuser Mühldorf und Haag, Dr. Wolfgang Richter, bezeichnete die erneute Maßnahme als alternativlos. „ Die anhaltende Personalknappheit, unter der alle Kliniken bundesweit leiden, wird nun noch überlagert von einem erheblichen, sprunghaften Anstieg der Corona-Infektionen bei den Patientinnen und Patienten und bei unseren Beschäftigten.“
Die Bürger und der Gemeinderat des Marktes Haag reagierten entsetzt. Bürgermeisterin Sissi Schätz (SPD) kündigte an, um den Erhalt des Standorts zu kämpfen: „Wir werden uns gegen die Schließung stemmen.“ Sie erinnerte an den Bürgerentscheid vor über 20 Jahren, bei dem sich eine große Mehrheit der Bürger für den Erhalt „ihrer“ Klinik am Ort ausgesprochen hatten.
Klartext und Zukunftspläne
Kurz vor Weihnachten der Paukenschlag: Es wird in Haag ab Februar weitergehen, allerdings mit gewaltigen Veränderungen und für diese braucht es erst mal Bauarbeiten. „Umbauen statt abbauen“, lautet die Devise. Geplant ist ein „ambulant-stationäres Krankenhaus.“ Es solle die haus- und fachärztliche Versorgung in Haag sicherstellen, eine 24-Stunden-Betreuung garantieren und helfen, das Defizit an Pflegemöglichkeiten zu mindern.
In dem bestehenden Gebäude in Haag soll es künfitg eine Physio-, Logo- und Ergotherapie geben, ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) und Praxen für Fach- und Hausärzte, eine Pflegestation und eine Tagespflegeeinrichtung mit 15 Plätzen, die Schmerztherapie und das Schlaflabor.
Ein Krankenhaus gibt es in Haag nicht mehr
Eine geriatrische Reha wird es dort im Landkreis künftig nicht mehr geben, das „InnKlinikum“ bietet sie nur noch in Burghausen an. Die Akutgeriatrie wandert nach Mühldorf, die Parkinsonbehandlung nach Altötting.
Bürgermeisterin Sissi Schätz zeigt sich „schwer enttäuscht“. Die Schließung der Geriatrie sei ein „großer Verlust für Haag“, so die Rathauschefin. „Die stationäre Versorgung in der Marktgemeinde ist nicht mehr gewährleistet“, bedauert sie. Das „InnKlinikum“ soll zwar weiter medizinische Versorgung bieten, aber ein Krankenhaus wird es in Haag nicht mehr geben.