Dumm gelaufen für Altöttinger (21)
Handschellen klicken in Mühldorfer Apotheke: Polizei nimmt Rezeptfälscher fest
- VonChrista Lattaschließen
Mithilfe eines gefälschten Rezepts wollte sich ein Altöttinger mit Drogen versorgen. Doch er hatte die Rechnung ohne den aufmerksamen Apotheker gemacht.
Mühldorf - Richtig dumm gelaufen ist für einen 21-jährigen Altöttinger der Besuch einer Mühldorfer Apotheke. Der junge Mann hatte am Mittwoch (1. März) ein Rezept für das starke Schmerzmittel Tilidin in der Apotheke vorgelegt. Weil der Apotheker dieses Medikament nicht vorrätig hatte, musst es bestellt werden. Der Altöttinger ließ sich geduldig zu einer Abholung am Folgetag vertrösten.
Der Mühldorfer Apotheker wurde jedoch stutzig und überprüfte das vorgelegte und von ihm einbehaltene Rezept genauer. Er stellte dabei fest, dass es sich hierbei mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Fälschung handelt und verständigte die Polizeiinspektion Mühldorf.
Zivilpolizei überwacht Apotheke
„Der Verdacht einer Fälschung bestätigte sich und auch die Personalien auf dem Rezept waren gar nicht existent“, so Polizeihauptkommissar Uwe Schindler. Die Polizeiinspektion Mühldorf nahm die Ermittlungen wegen Urkundenfälschung auf, zudem wurde am Donnerstag (2. März) die Apotheke von zivilen Polizeikräften überwacht. Ziel der mehrstündigen Überwachung war die Festnahme des Rezeptfälschers und die Feststellung seiner wahren Identität.
Nach längerer Wartezeit - die Abholung des Medikaments war nur recht vage „im Laufe des Tages“ vereinbart, so Mühldorfs Polizeisprecher - klickten um 15.45 Uhr die Handschellen in der Apotheke. Der 21-Jährige konnte widerstandslos von Polizeibeamten der Zivilen Einsatzgruppe Traunstein, der Zentralen Einsatzdienste (ZED) Traunstein, festgenommen werden.
Täter war sichtlich überrascht
„Der Altöttinger war sichtlich überrascht, wirkte deutlich blass und hatte offensichtlich überhaupt nicht mit der Festnahme gerechnet“, schreibt die Polizei im Einsatzbericht. Nach Absprache mit der sachleitenden Staatsanwaltschaft Traunstein wurde der 21-Jährige nach der polizeilichen Anzeigenaufnahme wieder auf freien Fuß gesetzt - das gefälschte Rezept sichergestellt.
„Die Aufklärung dieser Rezeptfälschung ist nur dem wachsamen Apotheker zu verdanken“, stellt Polizeihauptkommissar Uwe Schindler auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen fest. Angesichts des besonderen Medikaments sei wohl hellhörig geworden und habe noch einmal genauer hingeschaut. Die Mühldorfer Polizei habe es fast nie mit gefälschten Rezepten zu tun.
„Tilidin ist ein sehr stark wirkendes Schmerzmittel und gehört ähnlich wie Morphin zu den sogenannten Opioiden“, erläutert der Polizeisprecher. „Tilidin wird in der Regel nach schweren Operationen oder bei Krebserkrankungen eingesetzt und unterliegt einer ärztlichen Verschreibungspflicht. In der Betäubungsmittelszene gilt Tilidin auch als sogenannte Ausweichdroge.“
Rapper preisen „Tili“ in Songs an
„Besonders häufig werden Rezepte über starke Schmerzmittel, Narkotika, Anabolika und Psychopharmaka gefälscht“, meldet auch die Deutsche Apotheker-Zeitung und fordert die Apotheker bei Substanzen wie Tilidin zu besonderer Wachsamkeit auf. „Tili, wie es Konsumenten fast schon liebevoll nennen, wird in sozialen Netzwerken wie Instagram als Statussymbol und Modedroge stilisiert“, heißt es etwa in der Pharmazeutischen Zeitung. „Rapper fungieren vor allem für junge Menschen als Vorbilder im Konsum der Droge, nicht zuletzt wegen der Texte über den Arzneistoff.“