Graben im Wald beschäftigt Heimatforscher
Grenze oder antiker Weg – Das steckt hinter dem mysteriösen Graben im Töginger Wald
- VonPeter Beckerschließen
Heimatforscher rätseln seit Monaten über den Ursprung einer Vertiefung vom Inn zur Isen. Jetzt sind sie eine Lösung des Rätsels näher gekommen.
Töging – Die Mitglieder des Töginger Heimatbundes beschäftigen sich intensiv mit einem in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Graben nördlich des Innkanals im Töginger Wald. Die Rinne ist rund einen Kilometer lang und nur noch im Harter Wald als etwa einen Meter tiefe und bis zu drei Meter breite Vertiefung zu erkennen.
Abruptes Ende der Rinne
Sie endet abrupt bei den landwirtschaftlich genutzten Flächen nördlich des Hains, was von den Eingeweihten als Indiz dafür gewertet wird, dass sie an der Stelle früher noch weiter bis zur Isen führte.
Denn auch auf den ersten topographischen Karten Bayerns, die vor rund 200 Jahren gefertigt wurden und von denen es ein Exemplar im Töginger Heimatmuseum gibt, ist die Vertiefung noch weitläufiger verzeichnet.
Gemeindegrenzen gibt es schon lange
Bemerkenswert ist aber auch, dass der Graben ziemlich genau entlang der heutigen Gemeindegrenze von Erharting und Töging zu Mühldorf verläuft. Dass er aber offenbar schon in einer Zeit existierte, als sich die Grenze zwischen Bayern und dem zu Salzburg gehörenden Mühldorf noch gut einen Kilometer weiter westlich befand.
Die alten Grenzmarkierungen gibt es dort noch. Daher wurde auch schon die Möglichkeit in Betracht gezogen, es könnte sich um eine Abgrenzung zwischen alten Jagdrevieren handeln. Eine Idee, die aber ebenfalls wieder verworfen wurde. Überlegt wurde auch, ob es nicht eine Art Schützengraben gewesen sein könnte, der beispielsweise im Dreißigjährigen Krieg den Schweden den Vormarsch nördlich des Inns erschweren sollte, nachdem die Brücken über den Inn zerstört waren.
Abgrenzung von Jagdrevieren?
Doch für einen ehemaligen Wall mit Graben verläuft er wiederum zu geradlinig, um gegen eine anstürmende Übermacht eine taktische Überlegenheit zu bieten. Daher gingen die Forscher des Töginger Heimatbundes noch weiter zurück in der Geschichte, bis in antike Zeiten: in etwa bei der gedachten Verlängerung des heute noch ersichtlichen Grabens zum Inn, im Bereich des Sollerholz, befand sich zur Römer- respektive der Keltenzeit ein Übergang über den Inn.
Darüber hinaus soll es laut Bayerischem Denkmalatlas an der gedachten Verlängerung der Vertiefung nach Norden in Richtung Isen südlich der Autobahn bei Maxing eine sogenannte Keltenschanze und darüber hinaus in dem Bereich auch mehrere Siedlungen gegeben haben.
Vielleicht auch ein ehemaliger römischer Karrenweg
Der Schluss, bei der Vertiefung könnte es sich um ein Relikt aus der Antike handeln, während der dort ein Fuß- oder Karrenweg angelegt wurde, auf dem die über den Inn angelieferten Waren weiter nach Norden zu transportiert wurden, ist daher ebenfalls im Bereich des Möglichen. Allerdings mangelt es hierfür bisher an Beweisen, die in Form von Pflastersteinen oder Ähnlichem zu finden sein müssten.
Mittelalterliche Schleifbahn
Der jüngste Hinweis, dem der Töginger Heimatbund gefolgt ist, stammt von einem Hobby-Historiker aus der Oberpfalz, der den Graben für eine mittelalterliche „Schleifbahn“ hält, in der auf Flachbooten Materialien zwischen Inn und Isen transportiert worden sein könnten. Dass solche Bauwerke hauptsächlich aus verrottbaren Materialien, wie Baumstämmen bestanden, würde erklären, dass man dort heute keine Relikte mehr finden kann.
Auf keinen Fall ein natürlicher Wasserlauf
Schließlich ist der Graben im Bereich des Waldes auch zum großen Teil bereits durch natürliche Prozesse eingeebnet, aber immer noch deutlich erkennbar. Ziemlich sicher sind sich die Töginger Heimatforscher, dass es kein natürlicher Wasserlauf war. „Wir hoffen auf weitere Hinweise, um die Herkunft oder den Zweck des Grabens zu klären“, erklärt Ulrich Mariock vom Töginger Heimatbund.