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Geothermie in Ampfing: Ist das die Heizungs-Lösung für alle Bürger?

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Von: Rita Stettner

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Ein Fernwärmenetz mit Geothermie. Das beschäftigt die Gemeinde, das beschäftigt die Bürger. Sie konnten jetzt auf einer Infoveranstaltung ihre Fragen stellen, unter anderem an Bürgermeister Josef Grundner (linkes Bild, links).
Ein Fernwärmenetz mit Geothermie. Das beschäftigt die Gemeinde, das beschäftigt die Bürger. Sie konnten jetzt auf einer Infoveranstaltung ihre Fragen stellen, unter anderem an Bürgermeister Josef Grundner (linkes Bild, links). © Rita Stettner

Ampfing möchte mit Hilfe der Geothermie ein Fernwärmenetz aufbauen. Bei der Infoveranstaltung dazu herrschte großer Zulauf. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen, welche die Ampfinger in dem Zusammenhang umtreiben.

Ampfing – Energieförderung und Ampfing gehören seit Jahrzehnten zusammen. Nach der Erdölförderung bis in die 1990er Jahre könnte jetzt das Zeitalter der Geothermie kommen. Das Energieunternehmen Oneo – vormals RDG – will dies gemeinsam mit der Gemeinde und ihren Bürgern Realität werden lassen.

Ein Projekt, das viele Fragen aufwirft. Daher gab es jetzt eine Infoveranstaltung, bei der sich die Bürger genau über das geplante Projekt informieren konnten. Die acht Berater – darunter auch Bürgermeister Josef Grundner – freuten sich über den großen Zuspruch. „Wir haben zwar großes Interesse erwartet, aber mit diesem Zulauf haben wir nicht gerechnet“, so Bürgermeister Grundner.

Reges Interesse zeigten die Ampfinger Bürger an der Infoveranstaltung
Reges Interesse zeigten die Ampfinger Bürger an der Infoveranstaltung. © Rita Stettner

Auf Schautafeln konnten sich die Besucher informieren und es wurden viele Fragen beantwortet. Eine immer wiederkehrende Frage war die nach den Kosten. „Derzeit“, so Ernst Burgschwaiger, Projektleiter bei Oneo, „kann man dazu noch keine Aussage machen. Es kommt darauf an, wie viele sich anschließen – je mehr umso günstiger.“

Auch wurde etwa die Frage gestellt, wer zuständig sei, sollte es irgendein Problem geben? Dafür gäbe es Service-Techniker vor Ort– meist also der Heizungsbauer des Vertrauens, hieß es dazu.

Projektleiter Ernst Burgschwaiger und Bürgermeister Josef Grundner gaben gerne Auskunft über das Projekt an Günter Stettner und Anneliese Attlfellner
Projektleiter Ernst Burgschwaiger (links) und Bürgermeister Josef Grundner (Zweiter von links) geben Auskunft über das Projekt an Günter Stettner und Anneliese Attlfellner. © Rita Stettner

Auch wollten Bürger wissen, ob hier das Wasser nicht irgendwann ausgehe und ob die Leute eines Tages im Kalten sitzen. Das konnte entkräftet werden. Da es sich um einen Kreislauf handle, sei es egal, wie viele an dem Netz hängen. „Wir“, so Burgschwaiger, „haben das durchgerechnet, es ist doppelt so viel Potenzial da, als wir brauchen.“

Was den Interessierten außerdem unter den Nägeln brannte: Wie kommt die Fernwärme ins Haus? Der Anschluss ans Fernwärmenetz erfolgt durch den Einbau einer Fernwärmeübergabestation: Diese Station ersetzt den üblichen Heizkessel. Damit werden Brenner, Tanks und Ähnliches nicht mehr benötigt.

Günther Klust
Günther Klust (49): „Ich finde das eine tolle Sache. Würde mich auf alle Fälle für eine Nutzung der Geothermie entscheiden. Wäre schön, wenn das Projekt so schnell wie möglich umgesetzt werden würde.“ © Rita Stettner

Wann wird der Fernwärmeanschluss frühestens kommen?

Aber wann könnte der Fernwärmeanschluss kommen? Bei einem positiven Ergebnis der Machbarkeitsstudie ist die Planung der Bohrung für 2024 vorgesehen. Parallel muss das Fernwärmenetz aufgebaut werden. Sind die Bohrungen fündig, kann die Wärmeversorgung ab 2025/26 angeschlossen werden.

Peter Ebert
Peter Ebert (58): „Ich hätte keine Bedenken für die Nutzung der Geothermie. Würde mich sofort anschließen lassen. Meine Heizung ist bereits 19 Jahre alt, da kann jederzeit etwas kommen.“ © Rita Stettner

Eine weitere wichtige Frage: Kann ich meine (thermische) Solaranlage oder meinen Kachelofen weiter betreiben? Die Antwort ist ja. Die Unterstützung der Wärmebereitstellung durch erneuerbare Energiequellen wie Holz oder Sonnenenergie wird bei einem Fernwärmeanschluss nicht eingeschränkt.

Natürlich wollten die Bürger auch wissen, ob es Fördermittel gibt. Auch hier lautet die Antwort: Ja. Der Austausch wird durch die Bundesförderung effizienter Gebäude (BEG) gefördert.

Bianca Engel
Bianca Engel (47): „Ich hätte keine Bedenken. Die Frage für mich stellt sich eher, wie lange es dauert, bis wir sie nützen können und wie wir uns bis dahin versorgen. Wenn man die Habeck-Pläne umsetzen muss, wäre das ein extremer Kosten- und auch Platzfaktor. Ich bin in der Hausverwaltung von Wohnanlagen tätig, mit Geothermie könnten wir die Mietnebenkosten viel besser kalkulieren.“ © Rita Stettner

„Die Geothermie“, so Bürgermeister Grundner, „birgt für uns als Gemeinde eine große Chance auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wärmeversorgung und diese möchten wir nicht ungenutzt lassen.“ Auch Projektleiter Burgschwaiger zeigte sich begeistert: „Die Erschließung des geothermischen Potenzials, der vorhandenen Erdbohrung ist der wesentliche Baustein für die Realisierung des Projekts. Hier wäre eine Geothermie-Förderung wirtschaftlich.“

Johann Manghofer
Johann Manghofer (56): „Ich bin sowohl aus privaten als auch aus beruflichen Gründen hier. Aus beruflicher Sicht interessiert mich vor allem, wie viel Arbeitsaufwand auf uns zukommt und wie groß der Arbeitsaufwand sein wird und wie wir die Anlagen umgestalten müssen, um sie an das Netz anpassen zu können.“ © Rita Stettner

Derzeit führt die Hochschule Landshut eine Machbarkeitsstudie durch. Sie dokumentiert den Wärmeverbrauch, ermittelt den Bedarf und entwirft ein potenzielles Wärmenetz mit einer Länge etwa von 49 Kilometern und einem Gesamtwärmeverbrauch von über 63.000 Megawattstunden. Bis Dezember findet die Auswertung der Daten, technische Konzeption und Entwurfsplanung und Kostenberechnung statt. Zum Jahresende wird es eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und eine weitere Infoveranstaltung für alle Interessierten mit den Resultaten, der Perspektive für das Projekt und alle Beteiligten geben. Die Machbarkeitsstudie und die Entwurfsplanung werden voraussichtlich bis Februar abgeschlossen sein.

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