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Erharting wächst und wächst - aber warum?

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Von: Josef Enzinger

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Am Fischerweg wird fleißig gebaut: Neben einer Reihe von Einfamilienhäusern soll auch betreutes Wohnen sowie eines Tagespflege zum neuen Wohngebiet gehören.
Am Fischerweg wird in Erharting fleißig gebaut: © Enzinger

36 Menschen sind weggezogen, 66 Neubürger konnte UWG-Bürgermeister Matthias Huber in seiner Gemeinde begrüßen. Kein Zweifel: Erharting wächst und gedeiht. Was die Gründe für den Zuzug sind.

Erharting - Zu Beginn der Versammlung im voll besetzten Saal des Pauliwirts lieferte Bürgermeister Huber erst einmal Zahlen. Von neun Geburten berichtete er, eine Eheschließung gab er 2022 bekannt. Die Sterbefälle seien im Jahr 2022 gegenüber den vergangenen beiden Jahren etwas rückläufig. Es seien zwar immer noch 22 Menschen, wobei hier das Seniorenheim „Birkenhof“ eine große Rolle spiele, wo 13 Bewohner verstorben seien.

Betreutes Wohnprojekt am Fischerweg

Wohnmöglichkeiten für ältere Bürger will die Gemeinde künftig auch im Ortszentrum anbieten. Für ein betreutes Wohnprojekt und weitere Wohnblöcke, die optisch als Dreiseithof mit Tiefgarage wirken sollen, musste der Bebauungsplan geändert werden, um die Grundstücke so teilen zu können, dass die Grenze genau in der Mitte des Gebäudes verläuft, sagte Huber.

Pflasterarbeiten am Dornbergweg abgeschlossen

Auch im Baugebiet „Am Dornbergweg II“ sei man nicht untätig gewesen. Die Pflasterarbeiten seien noch im ersten Halbjahr erledigt worden. Der Bauhof habe erst vor zwei Wochen die letzten Bäume gepflanzt.

Schulgebäude wird zum Teil abgerissen

Auf das alte Schulhaus kam Huber ebenfalls zu sprechen. Eine Voruntersuchung in Hinsicht auf die zu erwartenden Stoffe beim Abbruch des Gebäudes sei in Auftrag gegeben worden. „Sobald diese bekannt sind, können wir den Abbruch des Gebäudes ausschreiben!“ Wenn dann der alte Teil des Schulgebäudes erst einmal entfernt sein wird, werde die Gemeinde auf dieser Fläche Parkplätze errichten und das Gebäude sanieren.

Gewerbegebiet hat einen Namen: „Gewerbepark Ost“.

Im April habe die Gemeinde Grundstücke für das Regenrückhaltebecken erworben, den Gestattungsvertrag für das Nahwärmenetz in Schossbach ausgearbeitet und beschlossen. Im Zuge der Leitungsarbeiten für die Nahwärme in Schoßbach habe die Gemeinde auch Leerrohre für den Breitbandanschluss mit verlegt. Außerdem seinen die Kanalarbeiten für das Gewerbegebiet Frixing Ost vergeben worden. Auch einen Namen gibt es bereits für das Gewerbegebiet, wo Bäckermeister Anton Eicher eine Großbäckerei errichten will: „Gewerbepark Ost“.

Gigabitrichtlinie ist ausgelaufen

Es ging auch in die Tiefe: Im April seien die Wasserleitung zum Ritterweg sowie die Abwasserdruckleitung und ein Leerrohr für das Breitbandkabel verlegt worden. Im letzten Punkt - schnelleres Internet - sei die Gemeinde aber inzwischen ausgebremst worden, berichtete Huber: „Die Gigabitförderung wurde leider von der jetzigen Bundesregierung eingestellt.“ Man rechne zwar mit einer neuen Förderung. Doch wann die komme, dazu wisse niemand Konkretes.

Container von der Montessorischule in Emmerting

Viele Zuzüge und eine hohe Geburtenrate: Mit der Erschließung des neuen Wohnbaugebietes am „Fischerweg“ ist die Gemeinde natürlich auch gefordert, rechtzeitig die nötigen Strukturen zur Kinderbetreuung zu schaffen, wie Huber deutlich machte. Der gemeindliche Kindergarten müsse dringend erweitert werden, daher habe der Gemeinderat in seiner Septembersitzung auch den Kauf von neun Containern für den Kindergarten beschlossen. In diesem Punkt handelt die Gemeinde nachhaltig, sie nutzt Container, von der Montessorischule in Emmerting zur Unterbringung genutzt worden seien, so Huber.

Wegen Platzmangels: Übergangslösung für den Kindergarten

„Wir werden sie im Frühjahr 2023 als Übergangslösung am Kindergarten aufstellen. So bekommen wir die Zeit, um uns beim Kindergarten für die Zukunft richtig aufzustellen.“ Einige Ideen würden bereits diskutiert, wie der Bürgermeister verdeutlichte, von der Aufstockung des alten Kindergartens bis zum kompletten Neubau. „Im Moment ist ein Neubau die wahrscheinlichste Lösung.

Bauhof neu ausgestattet

Auch zum Bauhof sagte der Bürgermeister ein paar Sätze. Er berichtete davon, dass die Gemeinde in der Mai-Sitzung den Kauf eines Mulchgerätes und eines Planiergerätes beschlossen habe, die mittlerweile schon im Betrieb seien. Für den Gemeindetraktor gab es neue Reifen: „Die alten gingen höchstens noch als Slicks durch!“

Umrüstung auf digitalen Funk

In die Jahre gekommen ist auch die Ausrüstung der Erhartinger Feuerwehr. Deswegen hat auch in diesem Bereich die Gemeinde Erharting viel Geld in die Hand genommen. Für die Wehr seien neue Endgeräte des digitalen Funks beschafft worden. Für den neuen Versorgungs-Lkw und den Verkehrssicherungsanhänger läuft derzeit die Ausschreibung. Jedoch rechnet Huber in diesem Bereich mit einer deutlichen Preissteigerung.

330.000 Euro für neue Feuerwehrfahrzeuge

Die Kostenschätzung des Fachbüros habe gegenüber dem Jahr 2021 eine Preissteigerung von ursprünglich 265.000 auf jetzt 330.000 Euro ergeben. „30.000 beim Lkw, 25.000 Euro bei der Beladung und Rollcontainern und 10.000 Euro beim Anhänger“, schlüsselte Huber die einzelnen Posten der Mehreinnahmen auf.

Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser bleibt angespannt

Die Klimaerwärmung nimmt zu, die Energiepreise steigen, der Preisdruck ist enorm: „Da ist ordentlich Dampf im Kessel!“ leitete Landrat Max Heimerl (CSU) bei der Bürgerversammlung seine Einlassungen zum Thema regenerative Energiegewinnung ein. Man prüfe derzeit die Realisierung von Fotovoltaikanlagen in Form von Bürger-Energieanlagen entlang der Autobahn A94, die in ihrer Ost-West-Ausrichtung dafür geradezu prädestiniert wäre.

Auch für die Gewinnung von Windenergie seien die Weichen gestellt worden, nicht zuletzt auf Basis des Wind-an-Land-Gesetzes, das selbst bei niedrigen Strom-Erträgen einen wirtschaftlichen Betrieb von Windanlagen sichern würden. Freilich sei man sich aber dessen bewusst, dass der Landkreis Mühldorf nicht mit großer Windhäufigkeit gesegnet sei. „Es wird nicht so sein, dass der Landkreis mit Windrädern verspargelt wird!“

Die Corona-Inzidenz sei zwar rückläufig, doch die Folgen der Pandemie in den Krankenhäusern des „InnKlinikums“ wirtschaftlich deutlich spürbar. Der Bund habe die Ausgleichszahlungen eingestellt, die Erträge seien eingebrochen, planbare Eingriffe müssten immer noch verschoben werden. „Die Defizite explodieren. Wir konnten deswegen auch im Landkreis keinen Haushalt aufstellen.“ man warte vielmehr ab, wie viel von den vom Bund versprochenen sechs Milliarden Euro im Landkreis Mühldorf ankommt.

Nicht die einzige Baustelle: Seit Beginn des Ukraine-Krieges seien im Landkreis Mühldorf über 1200 Flüchtende aufgenommen worden. „Es sind aktuell mehr Flüchtende als zur Flüchtlingskrise 2015, nur fällt es einem nicht mehr so auf“, berichtete Heimerl. „Wir hoffen, dass nicht vermehrt Turnhalle zur Unterbringung herhalten müssen“, deswegen appellierte der Landrat, jeden freien Wohnraum dem Landratsamt zu melden.

Auch die Nachfrage nach Kinderbetreuung werde weiter zunehmen und damit auch der Druck auf die Gemeinden, sagte Heimerl und verwies auf den Rechtsanspruch für die Betreuung von Grundschulkindern ab dem Jahr 2026. Es gebe Fördergeld vom Bund, Heimerl sprach von 430 Millionen Euro. Doch man müsse sich als Kommune schnell darum kümmern, mit der entsprechenden und auch rechtzeitigen Planung ein Stück von diesem Kuchen in die Gemeinden zu schleusen.

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