Kabinett will Maskenpflicht überprüfen
Endlich weg mit den Corona-Masken? Das sagen Altenheim, Krankenhaus und Behinderten-Einrichtung
- VonMarkus Honervogtschließen
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hält ein Ende der Maskenpflicht in Gesundheitseinrichtungen Ende Februar für möglich. Die Reaktion heimischer Pflege- und Betreuungseinrichtungen fällt gemischt aus.
Mühldorf - Die strengsten Regeln gelten derzeit in den Kliniken. Dort müsse die Situation differenziert betrachtet werden, fordert Dr. Gregor Zimmermann, Chefarzt der Lungenheilkunde in Mühldorf. „Sicherlich ist es sinnvoll, in einzelnen Bereichen irgendwann von der Maskenpflicht abzurücken, insbesondere in Klinikbereichen mit jungen und fitten Patienten ohne Risikofaktoren“, sagt er. „Bei Patienten mit Risikofaktoren ist aus meiner Sicht jedoch weiterhin eine erhöhte Aufmerksamkeit und Vorsicht sinnvoll.“
Auch wenn schwere Verläufe jetzt deutlich seltener seien, sei bei manchen Patienten mit Komplikationen zu rechnen. „Es gibt Patienten, die benötigen einfach mehr Schutz als andere.“ Patienten, die durch eine Chemotherapie ein schwächeres Immunsystem hätten oder unter Lungenkrankheit litten, müssten vor Corona geschützt werden.
Corona belastet nicht mehr so stark
Denn Corona ist in den Kliniken weiter präsent, wenn auch nicht mehr so stark belastend, sagt Zimmermann. „Die Situation ist aber bei weitem nicht mehr so dramatisch, wie sie schon war.“ Aufwendig bleibe die Versorgung weiterhin, vor allem weil derzeit mehrere Fälle von Influenza und RSV-Infektionen dazukämen. Nach Angaben der Leitung des „InnKlinikums“ lagen am Donnerstag, 26. Januar, 27 Coronainfizierte in den Kliniken, drei von ihnen auf der Intensivstation, einer wurde beatmet.
Ilona Brunner leitet das Caritas-Altenheim in Mühldorf. Sie hat während der Pandemie schon sehr früh darauf aufmerksam gemacht, wie sehr die Beschränkungen zulasten vor allem der Bewohner, aber auch der Mitarbeiter gehen. Ihr Urteil jetzt fällt eindeutig aus: „Ich finde die Abschaffung der Maskenpflicht seit langem überfällig.“ Trotzdem zeigt sie Verständnis für die Sicht der Kliniken, da dort sehr viele Menschen wirklich krank seien. „Und sie sind dort nur kurz“, glaubt Brunner an weniger gravierende Folgen als im Altenheim.
Statt Vorschrift auf Sicht fahren
Sie schlägt vor, „auf Sicht zu fahren“ und auch die Testpflicht abzuschaffen. „Wir haben alle gelernt, mit Corona umzugehen.“ Wichtig sei eine Umstellung der Hygienepläne auf Symptomkontrolle, das heißt Tests vor allem bei Menschen, die Symptome hätten oder Kontakt zu Infizierten hatten. „Und wer sich unbedingt schützen will, kann das ja auch mit einer Maske tun.“
Test- und Maskenpflicht halten nach ihrer Erfahrung vor allem Spontanbesucher ab. Nachbarn, die nach einem Stadtbummel vorbeikommen, Vereinsfreunde oder Bekannte. „Die sehen von Besuchen ab, wenn sie vorher einen Test machen müssen.“
Starke Einschränkung der Kommunikation
Auch die Stiftung Ecksberg begrüßt das geplante Ende der Maskenpflicht. Die betrifft derzeit vor allem die Mitarbeiter der Behinderteneinrichtung, die sich zusätzlich regelmäßig testen lassen müssen „Die Maskenpflicht ist eine körperliche Belastung für die Mitarbeiter“, sagt Stiftungsvorstand Dr. Alexander Skiba. „Sie ist auch eine soziale Barriere, die insbesondere in der Interaktion mit Menschen mit Behinderungen die Qualität der Kommunikation beeinträchtigt.“ Die Bewohner müssen in ihren Wohnungen zwar keine Masken tragen, treffen dort aber stets auf die Mitarbeiter mit Maske.
Skiba betont den positiven Aspekt und wünscht wie Altenheimleiterin Brunner eine flexible Handhabung: „Die Maske hat einen wichtigen Schutzcharakter, der insbesondere bei Verdachtsfällen und Ansteckungen eine gewisse Sicherheit.“ Deshalb soll sie bei Verdachts- und Infektionsfällen“ in der Stiftung Ecksberg weiterhin Mittel der Wahl bleiben“.
Corona schränkt Kommunikation ein
Derzeit spielt Corona vor allem wegen der Einschränkungen durch die Maskenpflicht eine Rolle, sagt Skiba. „Die Ansteckungen bewegen sich seit Dezember auf niedrigem bis sehr niedrigem Niveau, aktuell sind ein Bewohner und ein Mitarbeiter coronapositiv.“ Als Grund nennt der Stiftungsvorstand den Impfschutz, die Grundimmunisierung durch Ansteckungen und Hygieneregeln.
Das gilt auch für das Caritas-Altenheim, schwere Erkrankungen gebe es dort kaum. Bewohner würden selbst Infektionen wegen Impfungen oder früherem Durchleben der Krankheit besser verkraften.
Kritik an strengen Besuchsregeln im Krankenhaus
Zuletzt haben Leser deutliche Kritik an den Besuchsregelungen in den Krankenhäusern geäußert, jetzt hat die Klinikleitung reagiert und die meisten abgeschafft. Die Besuchszeiten sind aber weiterhin stark eingeschränkt. Besuche sind unter der Woche nur von 12 bis 17 Uhr und am Wochenende von 10 bis 16 Uhr möglich.