MEINUNG
Endlich Hyperpünktlichkeit
- VonMarkus Honervogtschließen
Das neue Wunderwort der heimischen Bahn heißt Hyperpünktlichkeit. Darunter fallen alle Züge, die vor der angepeilten Zeit in den Zielbahnhof einlaufen. Derzeit, das wissen Pendler, klappt das mit der Hyperpünktlichkeit in Einzelfällen aber noch nicht so ganz.
Doch dafür hat die Bahn gute Gründe: Mal ist es eine Lok (und noch eine Lok und noch eine Lok), die nicht fährt, oder in der Reparaturwerkstatt steht oder der es einfach zu kalt ist. Dafür schmeckt das Wartebier im Münchner Ostbahnhof besonders gut, weil die anderen Bahn oder S-Bahn fahrenden Kollegen auch dort hängen geblieben sind.
Dann hat irgend ein Depp das Bahngleis bei Ramerberg untergraben, seit dem Hangrutsch fahren Busse statt Bahnen. Die können leider nicht warten, nur weil der ankommende Zug wegen knapp verpasster Hyperpünktlichkeit ein paar Minuten später einfährt. Macht nix, im Wasserburger Bahnhof ist es auch an einem trüben Herbstabend nach langem Arbeitstag sehr schön.
Oder in Landshut, wo es nicht so schlimm ist, wenn der alte VT 628 nicht abfährt, weil in einer Stunde ja schon der nächste bereit steht. Und zugig ist es beim Warten auf dem dortigen Bahngleis fast nie.
Schluss mit Bahnbeschimpfung, der Hyperpünktlichkeit tut das keinen Abbruch. Denn die Bahn hat vorgesorgt und die Uhr am Bahnhofsplatz Mühldorf einfach eine Stunde vorgestellt. Wer jetzt also – sagen wir mal – nach Salzburg fährt und kurz vor der Abfahrt auf diese Uhr schaut, stellt fest, dass er nur sieben Minuten später schon in der alten Bischofsstadt aussteigen kann.
Voraussetzung: Der Lok ist es nicht zu kalt.