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Studierende präsentieren Konzepte

Die 15-Minuten-Stadt - Wie Mühldorf 2053 aussehen könnte

Mühldorf am Inn - Sie waren die Jury im Masterprojekt „Mühldorf 2053“: (von links) Bürgermeister Michael Hetzl, Stadtbaumeisterin Birgit Weichselgartner und Prof. Alain Thierstein.
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Sie waren die Jury im Masterprojekt „Mühldorf 2053“: (von links) Bürgermeister Michael Hetzl, Stadtbaumeisterin Birgit Weichselgartner und Prof. Alain Thierstein.
  • Nicole Petzi
    VonNicole Petzi
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Wie Mühldorf die Herausforderungen der Zukunft meistern könnte, zeigen Studierende der Uni München derzeit in einer Ausstellung im Rathaus auf. Ihre Zukunftsvisionen könnten direkte Auswirkungen auf den Stadtplatz, die Parkplatzsituation, den Stadtbus oder den Bahnhof haben.

Mühldorf am Inn - „Man spürt an allen Ecken und Enden, dass man hier um Veränderungen kämpft“, erklärt Alain Thierstein und hat dabei den großen Veränderungsbedarf Mühldorfs im Blick, der durch viele Krisen befeuert werde. „Hier scheint man immer noch mit dem automobilen Verkehr verheiratet zu sein“, sagt er. „Der Platzbedarf ist enorm. Das muss sich in den kommenden Jahrzehnten verändern.“

Thierstein ist Leiter des Lehrstuhls für Raumentwicklung an der Technischen Universität München. 20 seiner Studentinnen und Studenten haben sich im Rahmen eines Projekts mit einer Vision für „Mühldorf 2053“ befasst.

Komplexe Herausforderungen

Dabei nur die aktuelle Parkplatzmisere vor Augen zu haben, ist allerdings zu kurz gedacht. Es geht vielmehr darum, die globalen Herausforderungen wie CO2-Einsparung oder den demografischen Wandel und damit verbunden Arbeitskräftemangel im Blick zu behalten; beispielsweise in Form neuer Mobilitäts-, Logistik- oder Wohnbaukonzepte. Damit verknüpft sind Fragen der zeitgemäßen Landwirtschaft und Ernährung, aber auch der Aus- und Weiterbildung.

Die Studenten haben die Ergebnisse aus fünf Arbeitsgruppen jetzt vorgestellt, sie sind in einer Ausstellung im ersten Stock des Rathauses bis 24. Februar zu sehen. Herausgekommen sind konkrete Ideen wie eine Tram für Personen- und Warenverkehr, eine Promenade am Inn mit Sitztreppe oder ein Aufzug vom Stadtplatz hoch auf den Stadtberg.

Urbanistik als Ideenwerkstatt

Mitunter „abgehobene Ideen“, wie Thierstein selbst zugeben muss, allerdings auch pragmatisch ausgerichtete Anregungen wie etwa die Schaffung neuer gemischter Wohn- und Büroareale am Bahnhof, wobei die Stadt planerisch in Vorlage gehen könnte. Beispielsweise damit, sich Vorkaufsrechte an bestimmten Arealen zu sichern, nahm Bürgermeister Michael Hetzl den Ball auf. Die „Vision“, den Mühldorfer Bahnhof zu nutzen, etwa im Sinne von Mehrgenerationen-Wohnhäusern und der Ansiedlung von Gewerbe an der Bahnstrecke, ist für Hetzl eine, die er sich „vorstellen“ kann.

Drehpunkt Bahnhof ist einer der Projektarbeiten der Urbanistik-Studierenden an der TUM. Christine Geelhaar (links) und Charlotte Schoeffend stellen ihre Ideen vor.

Bahnhofsquartier als Dreh- und Angelpunkt

Und wieder geht es um Mobilität. „Der Bahnhof der Zukunft ist ein Ort, der immer gut erreichbar ist“, erklärt Christine Geelhaar, die gemeinsam mit Charlotte Schoeffend und Johannes David die Schaffung eines ganzen Bahnhofsviertels ersonnen hat, als Vorbild diente Rosenheim. Ziel müssten gut erreichbare Wohnquartiere, auch für ältere Menschen, sein. Die seien wichtiger als Matratzen- oder Automobilhändler im Nordosten des Bahnhofs. „Das könnte man im Sinne einer 15-Minuten-Stadt, in der alles auch ohne Pkw schnell erreicht wird, anders nutzen“, ist sich Geelhaar sicher.

Der Ball liegt nun bei der Stadtverwaltung und den Mühldorfern. Zumindest Bürgermeister Hetzl und Stadtbaumeisterin Birgit Weichselgartner konnten sich als Jurymitglieder neben Alain Thierstein von der Fülle und der Qualität der einzelnen Projektarbeiten überzeugen. „Fasziniert“ zeigte sich die Stadtbaumeisterin von den Möglichkeiten der Ideenwerkstatt, die ohne Begrenzungen durch Grundstücks- oder Rechtsfragen ihre Ideen frei spinnen konnte. Weichselgartner entdeckte aber auch Gemeinsamkeiten: Zum Beispiel zur Diskussion über ein Rufbus-System als neuen Stadtbus.

Rufbusse und Sümö-Gelände Themen

Und dann wäre da noch das Sümö-Gelände, das in der stadtpolitischen Diskussion großen Raum einnimmt; die Vorstellungen einiger Studierender seien nicht weit vom Ursprungskonzept des Ideenwettbewerbs entfernt, findet Birgit Weichselgartner, für die die Aufwertung der Altstadt und die Verbindung zum Inn ein Kernthema der nahen Zukunft ist. Diese von den Studierenden aufgegriffene Perspektive freut auch Michael Hetzl; so kann die ein oder andere Idee aus den Projekten als Argumentation in den Gremien genutzt werden. Womit sich der Kreis eben doch wieder bei der Parkplatzsituation schließt. „Ich wünsche mir auch einen Stadtplatz mit viel Lebensqualität. Aber wenn wir dort Parkplätze wegnehmen, müssen wir anderswo welche schaffen“, so Hetzl.

Ob sich die teils widersprechenden Projektideen in konkreten Konzepten der Stadtplanung (heute oder in 30 Jahren) wiederfinden, bleibt dahingestellt. Für die Studierenden bedeutet das Masterprojekt ihrerseits eine ganz handfeste Benotung. Zumindest die hervorragende Bewertung von Bürgermeister und Stadtbaumeisterin ist ihnen sicher.

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