Egal, ob Menschen oder Haustiere sterben
Wenn Kinder und Jugendliche trauern: So hilft der Anna Hospizverein
- VonUrsula Huckemeyerschließen
Egal ob es der Tod des Familienmitglieds oder des Haustieres ist - auch Kinder und Jugendliche werden mit dem Sterben konfrontiert und müssen damit umgehen. Allerdings sind es nicht in erster Linie sie, die sich in solchen Fällen im Anna Hospizverein melden.
Polling - Auf die kindliche Frage, ob es im Himmel heute Mittag Fischstäbchen gibt, weiß selbst Klaus Huber nicht gleich die passende Antwort. Ansonsten aber sind er und seine Kolleginnen mit Herz und Verstand für Kinder da, die durch den Tod von nahestehenden Verwandten aus der Bahn geworfen wurden. Auch der Tod eines geliebten Haustieres kann Kindern ziemlich zusetzen.
Kinder trauern anders als Erwachsene, das sollte nicht vergessen werden. „Wir bieten eine Trauergruppe für Kinder von sechs bis elf Jahren an“, erklärt Huber, der im Hospizverein für die Koordination von ehrenamtlich Beschäftigten zuständig ist. Was Huber allerdings sehr bedauert: „Die Gruppe kommt leider nicht richtig in die Gänge. Wir haben selten Anmeldungen“.
Kaum Anmeldungen für die Kinder-Trauergruppe
Über die Gründe kann nur spekuliert werden. „Es gibt eine Flut von Büchern, die sich kindgerecht dem Thema widmet. Vielleicht dient Lesematerial daheim zur Trauerbewältigung“, meint der 42-Jährige, der außerdem vermutet: „Eventuell möchten Eltern ihre Kinder mit Tod und Sterben einfach nicht konfrontieren.“ Im Anna Hospizverein wären jedoch die Kinder, die durch den Tod eines Elternteils, eines Geschwisterkindes oder durch das Sterben der Großeltern erschüttert sind, bestens aufgehoben.
Scheu muss niemand haben, sich an den Verein zu wenden. Das Gegenteil ist der Fall. Erfahrene Kindertrauerbegleiterinnen bieten kreative und spannende Möglichkeiten an, um einen guten Umgang mit der Trauer zu finden. Huber betont in diesem Zusammenhang: „Die Erfahrung, dass auch andere Kinder ähnliches erlebt haben, gibt bereits Halt und Trost.“
Pädagogen werden bei Trauer aktiv
Wer sich im Hospizverein tatsächlich meldet, sind Lehrer und Erzieher und zwar dann, wenn aus der Klasse oder aus der Gruppe ein Kind verstirbt. Bei derartigen Ereignissen wären selbst erfahrene Pädagogen oftmals unsicher, wie diese Situation am besten zu meistern sei. Was Klaus Huber noch feststellt: Großmütter würden ab und zu die Hilfe des Vereins suchen, wenn sie beobachten, wie sehr ihr Enkelkind unter dem Tod eines geliebten Menschen leidet. Die Kindertrauergruppe wäre letztendlich natürlich als Familienbegleitung zu sehen.
„Kinder haben ein Recht auf Wahrheit und auf Antworten. Auch auf solche nach Fischstäbchen im Himmel“, davon ist Klaus Huber überzeugt, dem Folgendes vorschweben würde: einerseits die Kindertrauergruppe und in einem Nebenraum ein sogenanntes Elterncafé. Das Projekt Kinder- und Jugendtrauer darf aber auch aktiv angegangen werden. Beispielsweise beim Klettern in der Kletterhalle oder bei einer Alpaka-Wanderung. In Aktion trat der Hospizverein beim letzten Altstadtfest mit einem Infostand. Kinder wurden aufgefordert, kreativ zu sein.
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Das hat sich gelohnt, wie Huber gerne erzählt: „Wir fragten unsere kleinen Besucher, welchen Namen sie der Kindertrauergruppe denn geben würden. Heraus kam der Begriff „Die starke Bande“, und genauso heißt jetzt dieses Angebot“. Die Hotline für Kinder- und Jugendtrauer ist unter Telefon 08631-1857190 erreichbar.