Gegen Ohrensausen
Gemeinsam den Tinnitus bewältigen – Selbsthilfegruppe aus Mühldorf feiert 20-jähriges Bestehen
Selbsthilfe heißt, sich gegenseitig zuzuhören und untereinander zu stärken. Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe und um Austausch von Erfahrungen. Wie es eine kleine Gruppe aus Mühldorf-Altötting seit 20 Jahren schafft, ihre Krankheit gemeinsam zu bekämpfen.
Von Erwin Schwarz
Mühldorf/Altötting – „Gemeinsam schaffen wir es leichter, mit unserem Tinnitus zu leben. Denn wir wissen, wir sind nicht alleine mit dem Symptom.“
So beschreibt Johanna Schmidt, die Leitung der Tinnitusgruppe Altötting/Mühldorf ihren Auftrag und Arbeitsansatz. Vor 20 Jahren, am 29. Juni 2002, wurde die Gruppe gegründet. Gefeiert wurde das in kleinem Rahmen bei einem Gruppentreffen.
Mit Leidensgenossen besser zu meistern
Damals wussten nur wenige, die nicht betroffen waren, was Tinnitus ist, sagt Gruppenleiterin Johanna Schmidt. Doch wer betroffen ist, erlebe eine totale Lebensveränderung, zufriedenstellende Hilfen seien selten. Aber: „Das Symptom Tinnitus mit seinen Begleiterscheinungen ist mit anderen Betroffenen besser zu bewältigen.“
Aus dieser Erfahrung und diesem Wissen speist sich seit 2002 die Selbsthilfegruppe Tinnitus für die Landkreise Altötting und Mühldorf. Sie hat derzeit 19 Mitglieder und trifft sich einmal im Monat. Das Einzugsgebiet geht über die Gründungslandkreise hinaus. Man verstehe sich als offene Gruppe, Betroffene seien jederzeit willkommen.
Die Treffen umfassen viele verschiedene Themen und Aktivitäten: psychotherapeutische und physiotherapeutische Hilfen, allgemeine Gespräche und Fachgespräche mit HNO-Ärzten oder Hörakustikern, Einüben von Methoden zur Entspannung und Stressbewältigung. Aber auch der gemeinsame Spaß und die Geselligkeit kämen nicht zu kurz, sagt Johanna Schmidt.
Dass die Selbsthilfegruppe wertvolle Arbeit leistet, das bestätigen die Mitglieder. Deren anonymisierte Statements hat Johanna Schmidt zusammengetragen.
Ein Teilnehmer erklärt, es gehe um Hilfe zur Selbsthilfe, um Austausch von Erfahrungen; Selbsthilfe heiße auch, sich gegenseitig zuzuhören und untereinander zu stärken. Ein anderes Mitglied ergänzt, durch die vielen Gespräche, Informationen und Erfahrungsaustausche innerhalb der Gruppe sowie durch die gute Begleitung der Leitung könne sie mit dem Symptom besser umgehen und das Geräusch akzeptieren.
Auch die Fachberatungen von Spezialisten seien für die Betroffenen bei der Tinnitus-Bewältigung hilfreich. Und festzustellen sei, dass auch psychische Probleme, die mit der Belastung durch den Tinnitus einhergehen, im Rahmen der Gruppentreffen besprochen und teils auch gelindert werden könnten. Viel Lob gibt es übereinstimmend für die Offenheit in der Gruppe. Die Selbsthilfegruppe unterstütze die einzelnen Mitglieder dabei, die Situation besser zu tragen, und biete viele wertvolle Infos.
Ablenkung schafft große Linderung
Abwechslungsreiche Themen, Fachvorträge oder gemeinsame Unternehmungen würden nicht nur vom Tinnitus ablenken, „teilweise nehme ich ihn gar nicht mehr wahr“, sagt ein Mitglied. Entspannungsübungen, Trommeln, Atemtherapie und Humor würden heilen helfen. „All das sind positive, wertvolle Erlebnisse“.
Weitere Informationen zur Selbsthilfegruppe Tinnitus gibt es unter www.tinnitusselbsthilfegruppe.de/, per E-Mail an Kontakt@Tinnitusselbsthilfegruppe.de oder Telefon 08631/99 05 86 4.
Gegen Ohrensausen ist kein Kraut gewachsen
Tinnitus aurium (deutsch „Klingeln der Ohren“), kurz Tinnitus und auch Ohrensausen genannt, bezeichnet ein Symptom, bei dem der Betroffene Geräusche wahrnimmt, denen keine äußeren Schallquellen zugeordnet werden können.