Reaktionen aus der Region
Plagiatsvorwurf gegen CSU-General Martin Huber: „Das ist fast schon ein Sport“
- VonChrista Lattaschließen
Kaum neuer CSU-Gerneralsekretär ist Dr. Martin Huber aus Töging schon in die Kritik geraten: Er soll bei seiner Dissertation nicht sauber gearbeitet haben. Wir haben erste Reaktionen aus der Region zu dem Vorwurf.
Am Freitag wurde der Töginger Dr. Martin Huber als neuer CSU-Generalsekretär vorgestellt. Am Sonntag steht der 44-Jährige schon im Kreuzfeuer: Hat er seinen Doktortitel gar nicht verdient?
Der frühere CSU-Landtagsabgeordnete Dr. Marcel Huber war nicht überrascht, dass so rasant nach Fehlern in Hubers Vita gegraben wird. „Es ist ja fast schon zu einer Sportart geworden, etwas zu finden“, so Marcel Huber. „Da muss man sich schon überlegen, ob man noch ein öffentliches Amt übernehmen will. Man steht unheimlich auf dem Präsentierteller.“
Er sei fast verwundert, dass seine eigene Doktorarbeit in seinen 19 Jahren politischer Laufbahn nicht kritisiert wurde. „Ich bin froh, dass wir eine freie Presse haben, die dafür sorgt, dass staatlicherseits nichts vertuscht werden kann“, betont er. „Ich frage mich aber, ob die Suche nach Verfehlungen so intensiv betrieben werden muss.“
Tögings Bürgermeister und CSU-Parteikollege Dr. Tobias Windhorst zu den Vorwürfen: „Die Doktorarbeit selbst der Universität zur Überprüfung zu übergeben ist der einzig richtige Weg. Jetzt heißt es, das Ergebnis in Ruhe abzuwarten.“ Er sei sehr überrascht, wie schnell gegen Huber geschossen wird. „Er hat gerade mal sein neues Büro aufgesperrt und schon wird Kritik an der Promotion laut“, so Windhorst. „Politik ist ein hartes Geschäft, das ist klar. Aber es wird immer härter und erbitterter, über alle Parteien hinweg.“ Da wundere es ihn gar nicht, wenn das Interesse daran, politische Verantwortung zu übernehmen, immer weniger werde.
„Generalsekretär Dr. Martin Huber hat vor 15 (!) Jahren in einem ordentlichen Verfahren von der Ludwig-Maximilians-Universität den Doktortitel zugesprochen bekommen“, stellt der Vorsitzende der Landkreis-CSU, Max Heimerl, fest. „Ich finde es schon erstaunlich, dass genau am Tag nach seiner Ernennung zum Generalsekretär Zweifel an der Entscheidung der Universität geäußert werden. Er hat absolut richtig und souverän reagiert, indem er die Universität um nochmalige Überprüfung ihrer Entscheidung gebeten hat.“
Martin Huber selbst erklärte gegenüber den OVB-Heimatzeitungen zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen: „Meine Doktorarbeit wurde von mir nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Mehr als 20 Seiten Literaturverzeichnis und mehr als 600 Fußnoten belegen die Quellenarbeit, die im Jahr 2007 abgeschlossen wurde. Dennoch bitte ich aus Gründen der Transparenz die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Arbeit erneut zu überprüfen.“
Den Ärger für Huber losgetreten hatte der luxemburgische Journalist und Plagiatsforscher Jochen Zenthöfer, der in der „Bild am Sonntag“ von Zitaten ohne oder mit falscher Quellenangabe in der Dissertation sprach. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur sagte Zenthöfer später, die Maßstäbe des guten wissenschaftlichen Arbeitens seien in der Dissertation nicht eingehalten worden. Die Fehler gingen über einzelne Fehler bei der Zitierweise hinaus. Es sei ein Stadium erreicht, an dem die Universität die Arbeit überprüfen müsse. Aber es sei auch noch nicht das Stadium erreicht, in dem man sagen müsse: „Da ist der Doktorgrad auf jeden Fall weg.“