Hilfe in Corona-Quarantäne
Corona-Quarantäne: Wer kauft ein? Im Landkreis Mühldorf helfen Vereine und Privatleute
- VonKatharina Vähningschließen
Der zweite Schock folgt oft auf den ersten: Mit Corona infiziert und dann in Quarantäne. Damit fehlt jede Möglichkeit raus zu gehen, um einzukaufen. Im Landkreis Mühldorf muss niemand verzweifeln
Mühldorf – Was tun, wenn das Netzwerk aus Freunden, Familie und Nachbarn, die im Fall einer Corona-Quarantäne Einkäufe erledigen, zur Apotheke gehen oder auch mal ein warmes Essen vor die Tür stellen, nicht greift?
Das fragte sich auch Tanja Müller (Name von der Redaktion geändert) vor zwei Wochen, als ihre ganze Familie in Quarantäne musste.
Erst der positive Test, dann das Ausgehverbot
Die Verkäuferin aus Waldkraiburg fühlte sich nicht wohl, machte einen Selbsttest zu Hause, der positiv ausfiel. Auch bei ihrem Mann schlug er an: „Ich habe dann beim Gesundheitsamt angerufen, weil ich im ersten Moment nicht wusste, was ich jetzt tun soll“, erzählt sie.
Mit drei Kindern zu Hause. Wer hilft
Daheim betreut sie drei Kinder im Alter von zwei, sechs und zwölf Jahren. Vom Gesundheitsamt kam per Email die Anordnung, sich in Quarantäne zu begeben. Wertvoll war für Tanja Müller der Hinweis auf die Freiwilligenagentur Ehrensache in Mühldorf: „Die haben uns mit Lebensmitteln versorgt. Das hat super geklappt.“
Gemüse, Äpfel, Semmeln, Joghurt, Milchflaschen und auch ein paar Spültabs waren in den Kisten, die sie von den ehrenamtlichen Helfern vor die Tür gestellt bekamen. Das Nötigste, das fehlte, brachte ihre Mutter vorbei. „Aber die konnten wir wegen einer Knieoperation nicht wirklich einspannen“, so Tanja Müller.
Eine Agentur und viele Privatleute
Eigentlich unterstützt die Freiwilligenagentur Ehrensache seit 2013 die Mühldorfer Tafel mit einem Lieferservice für Menschen, die allein leben und keine weiteren Ansprechpartner haben: „Das ist eine einmalige Sache im Landkreis“, sagt Alfons Wastlhuber, der mit seiner Tochter Martina die Freiwilligenagentur leitet.
Die Tafel richtet wöchentlich rund 25 Pakete her, die aktuell von zehn ehrenamtlich Tätigen ausgeliefert werden. Nicht nur die Lebensmittel, auch das persönliche Gespräch sind wichtig. Der Lieferservice ist dabei kein „Service“ im eigentlichen Sinn, sondern eine Nothilfe. 25 Pakete kann die Tafel stemmen, mehr geht nicht: „Die müssen individuell zusammengestellt werden, und auf Besonderheiten wie etwa Diabetes abgestimmt sein“, sagt Wastlhuber.
Unterstützung im ganzen Landkreis
Seit Corona unterstützt Ehrensache zusätzlich auch Menschen, die in Quarantäne leben müssen, so wie Familie Müller. „Aktuell ist es schwieriger, Ehrenamtliche zu finden, da viele, die wegen des Lockdowns Zeit hatten, jetzt wieder im Berufsleben stehen“,sagt Wastlhuber. Dennoch waren auch über die Feiertage die Helfer im Raum Kraiburg, Ampfing, Mühldorf und Waldkraiburg im Einsatz.
Familie Müller bekam dreimal jeweils drei Pakete ins Treppenhaus gestellt. Ein älterer Herr habe die Kisten gebracht, so Tanja Müller: „Ich hätte gerne wenigstens beim Tragen geholfen, die waren ja nicht leicht. Aber das ging ja nicht.“ Zum Kochen war er zu schwach“, erzählt sie. Hilfe kam von Essen auf Rädern vom BRK Mühldorf.
Als „einfach, unkompliziert und wirklich nett“ beschreibt sie die Hilfe: „Das war ein Segen. Die geregelten warmen Mahlzeiten haben sicher auch zu seiner Genesung beigetragen.“ Täglich konnte er aus mehreren Menüs wählen, darunter immer eines, dass für ihn als Diabetiker geeignet war.
System Nachbarschaftshilfe
Neben professioneller Hilfe wie etwa vom BRK gibt es in vielen Gemeinden Nachbarschaftshilfen, die in Notlagen Lebensmittel, Hygieneartikel oder auch Tierfutter einkaufen, Medikamente aus der Apotheke besorgen und manchmal auch eine Begleitung zum Arzt organisieren. Dahinter stehen Gemeinderäte, Vereine oder auch Privatpersonen.
Bereits im ersten Lockdown hatte die Fachstelle für Senioren im Landratsamt eine Liste mit Nachbarschafts- und Einkaufshilfen zusammengestellt.
Auch die Nummer von Gabi Hartmetz findet sich dort, die bei Bedarf Hilfe in und um Ampfing organisiert: „Wir hatten mit mehr Anfragen von Menschen gerechnet, die sich in Quarantäne begeben müssen. Aber hier scheinen die privaten Netzwerke zu funktionieren“, erzählt sie. Angefragt wurden sie etwa von einer Familie, die frisch hergezogen war und einfach noch niemanden kannte. „Für die haben wir dann den Einkauf organisiert“, so Gabi Hartmetz.
Hier gibt es Hilfe
- Ampfing und Umgebung, Gabi Hartmetz, 0151/240 244 52
- Aschau und Umgebung, Sonne e.V., Anna Koblbauer, 080 73/91473 47
- Buchbach, KJLB Buchbach, 08086/947735
- Egglkofen, Johann Ziegleder, 0172/8531612
- Erharting, Maria Huber, 08635/550
- Jettenbach, Monika Hummel, 08638/67646
- Kraiburg, Monika Oberbacher, 08638/887264
- Lohkirchen, Reinhard Retzer, 08637/9893993
- Maitenbeth, 08076/9166 19
- Mettenheim, 08631/167730
- Mühldorf, Ehrensache e.V., 08631/1688572
- Neumarkt-St. Veit, 08639/987215
- Niederbergkirchen, Irene Biedermann, 08635/514
- Niedertaufkirchen, Anneliese Schaber, 08639/469
- Oberbergkirchen, Michael Hausperger, 0151/53743780
- Oberneukirchen, Anna Meier, 0170/4108576
- Obertaufkirchen, Lieselotte Münch, 08082/ 2712918
- Polling, über Pfarrhaus, 08633/310
- Rattenkirchen, Adi Deißenböck, 08082/5494
- Pürten, Florian Zacherl, 0161/5912636
- Reichertsheim, Michael Huber, 08073/919221
- Rechtmehring, Markus Bauer, 08076/499
- Schönberg, Daniel Lanzinger, 0151/52543086
- Schwindegg, SV Schwindegg, Tobias Zollner, 0176/34584561
- Taufkirchen, Franz Fürstenberger, 08638/7661
- Waldkraiburg, Dagmar Greck, 08638/959124
Quelle: Landratsamt Mühldorf