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Endlich wieder „Manege frei“ in Mühldorf - doch dem heimischen Zirkus droht die Heimatlosigkeit

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Von: Raphaela Lohmann

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Danny Brumbach vom Circus Brumbach streichelt die Kamele.
Zum Circus Brumbach gehören auch vier Kamele, die allerdings Haustiere und keine Wildtiere sind. Danny Brumbach kümmert sich um sie. © Mayer

Pünktlich zur Weihnachtszeit schlägt der Circus Brumbach in Mühldorf wieder seine Zelte auf. Ohne Corona-Beschränkungen und mit neuem Programm. Trotzdem stehen den Zirkus-Leuten die Sorgenfalten auf der Stirn.

Mühldorf - Bald geht es wieder los: Dann sitzt Stefanie Frank wieder jeden Tag im Kassenwagen und verkauft Tickets für „Carl Brumbach‘s Weihnachtscircus“. Zum vierten Mal hat die Circus-Familie ihr Zelt am Kingdom Parc in Mühldorf aufgeschlagen und die Circus-Wagen geparkt. Ab 21. Dezember heißt es dann bis zum 8. Januar wieder: Manage frei.

Mit neuem Programm will der Circus nach der Corona-Zeit wieder durchstarten und die Besucher in die Welt des Circus eintauchen lassen. „Zu sehen sind dieses Mal auch Artisten aus Moldawien, die zu unserem Circus hinzustoßen“, erklärt Stefanie Frank. Gemeinsam mit ihrem Mann Danny Brumbach führt sie den kleinen Familienzirkus.

Wieder ohne Einschränkungen ins Zelt

Die Vorfreude unter den Zirkus-Leuten ist groß, denn endlich dürfen sie wieder ihr Publikum ohne Einschränkungen im Zelt begrüßen. Doch ein Risiko bleibt: Wegen der gestiegenen Kosten für Energie und die hohe Inflation könnten vielleicht manche Familien von einem Zirkusbesuch absehen. „Ja, ein Risiko ist vorhanden“, sagt Stefanie Frank. Denn noch bevor die erste Vorstellung überhaupt beginnt, hat die Familie Brumbach schon viel Geld in die Vorbereitungen gesteckt.

Heizöl, Platzmiete, Treibstoff, Reklame, Futter für die Tiere - all das kostet. Wenn dann die Besucher ausbleiben, kann es schnell knapp werden. Dass es manchmal nicht ohne Unterstützung zu schaffen ist, hat sich während der Corona-Pandemie deutlich gezeigt. „Wir hatten keine Auftritte. Ohne die große Hilfsbereitschaft vieler Bürger wäre es für uns nicht zu schaffen gewesen“, blickt Stefanie Frank zurück. In Julbach und Erding war der Zirkus während der beiden Lockdowns gestrandet. Eine Alternative gab es nicht.

Kein festes Winterquartier

Heimatlos - ein Gefühl, das sich während der Pandemie verstärkt hat. „Es ist nicht nur so, dass wir kein festes Winterquartier haben. Wir haben kein Zuhause, keinen Platz, zu dem wir einfach mal für zwischendurch fahren können.“ Viel muss der Platz nicht bieten können, einen befestigten Untergrund, eine Wiese, Wasser und Strom. Die Familie wohnt schließlich in ihren Wägen. Dennoch ist der Zirkus schon länger auf der Suche nach einem Zuhause. „Der Platz muss auch passen für die Tiere.“

Der Kingdom Parc ist für die Familie Brumbach in den nächsten Monaten seine Heimat auf Zeit. Aber mehr als eine Zwischenlösung wird es vermutlich nicht bleiben. Denn das Gelände soll künftig neu genutzt werden, dort ist der Abriss der alten Großraumdiskothek und der Bau einer großen Gewerbehalle geplant. Die Zukunft des Weihnachtscircus am jetzigen Standort ist damit ungewiss. „Wir würden gerne jedes Jahr hier sein, aber vermutlich ist es das letzte Mal hier.“ Viele Alternativen gibt es nicht. Bei der Stadt Mühldorf habe der Zirkus angefragt wegen des Festplatzes. Aber auch hier gab es nur eine Absage.

Ungewisse Zukunft

Denn die Stadt hat schon vor längerem entschieden, dass im Winter generell kein Gastspiel eines Zirkus‘ auf dem Festplatz zugelassen ist. Das erklärte eine Sprecherin der Stat auf Nachfrage.

Damit bleibt weiter ungewiss, wohin es den Zirkus in der Weihnachtszeit verschlägt, wenn der Kingdom Park verkauft ist. Ab Februar geht der Circus mit seinem Mitmach-Zirkus auf Tournee, ein Teil der Zirkusfamilie bleibt mit den Tieren am Kingdom Parc. „Diese Situation belastet uns“, sagt Stefanie Frank. Ihre Familie reise gerne mit dem Zirkus durch das Land, aber man sei immer nur Gast. „Man will auch dazugehören.“

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