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Mit dem Schlimmsten gerechnet: Feuerwehrler sagen im Waldkraiburger Brandanschlag-Prozess aus

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Ein Raub der Flammen wurde das Wohnhaus in der Stadtmitte nach dem Brandanschlag in der Nacht zum 27. April 2020. Die Feuerwehrleute, die noch zahlreiche Bewohner in dem Gebäude vermuteten, rechneten mit dem Schlimmsten. Laut Brandgutachter entstand Schaden in Höhe von fast 1,4 Millionen Euro.
Ein Raub der Flammen wurde das Wohnhaus in der Stadtmitte nach dem Brandanschlag in der Nacht zum 27. April 2020. Die Feuerwehrleute, die noch zahlreiche Bewohner in dem Gebäude vermuteten, rechneten mit dem Schlimmsten. Laut Brandgutachter entstand Schaden in Höhe von fast 1,4 Millionen Euro. © fib/Ess

Sie mussten mit dem Schlimmsten rechnen: die Feuerwehrleute, die beim Brandanschlag auf das Wohn- und Geschäftshaus im April 2020 im Einsatz waren. Jetzt haben sie im Prozess gegen den 26-jährigen Angeklagten vor dem Oberlandesgericht ausgesagt.

Waldkraiburg/München – Im Prozess um eine Anschlagsserie in Waldkraiburg haben am Dienstag Feuerwehrler und ein Gutachter als Zeugen ausgesagt. Der Hauptschaden entstand an einem Wohnhaus mit Gemüseladen. Der Angeklagte, ein 26-Jähriger, der mit dem IS sympathisierte, hat bereits gestanden, den Brandsatz gelegt zu haben – vermutlich aus Hass auf die Türkei.

Alle 26 Bewohner gerettet

Bei dem Anschlag in der Nacht zum 27. April 2020 hatte der junge Deutsche kurdisch-türkischer Abstammung zwei Gaskartuschen, gefüllt mit Spiritus und Grillanzündern, in dem Geschäft entzündet. Die Wirkung war verheerend. Der Laden geriet in Vollbrand. Wie durch ein Wunder konnten alle 26 Bewohner gerettet werden. Teilweise gelangten sie durch die Tiefgarage ins Freie. Das wussten die eintreffenden Feuerwehrleute nicht. Sie gingen vom Schlimmsten aus.

Jede Wohnungstür gewaltsam geöffnet

Zunächst einmal schlugen ihnen aus einem Durchgang, in dem sie den Eingang vernuteten, so starker Rauch und Flammen entgegen, dass sie etliche Minuten warten mussten, bis sie vordringen konnten. Sie durchkämmten das Haus, brachen jede Wohnungstür auf, um nach Personen zu sehen. Drei Bewohner führten sie mit Fluchthauben aus dem Haus, einen Rollstuhlfahrer betreuten sie, bis ein Abtransport möglich war.

Frau mit der Drehleiter aus 2. Stock gerettet

Eine Frau wurde mit der Drehleiter aus dem zweiten Stock geholt. An diesen Einsatz erinnerte sich ein Feuerwehrmann aus Mühldorf noch recht gut. Als er mit dem Korb zum Fenster der Frau hochgefahren war, traf er überraschenderweise auf eine recht entspannte Bewohnerin. „Ich habe lange klopfen müssen, bis mir geöffnet wurde“, erzählte der Zeuge.

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Die Frau habe gefasst gewirkt und in Ruhe ein oder zwei Taschen gepackt, die sie ihm hinausreichte. Anschließend sei sie selbstständig aus dem Fenster geklettert und zu ihm in den Korb gestiegen. „Ich habe gedacht, dass ich sie erst überreden muss“, erinnerte sich der Feuerwehrmann. Aber offenbar hatte sich die Frau wohl auf die Rettung vorbereitet.

Bei dem Brand war laut Gutachter ein reiner Gebäudeschaden von etwa 1,37 Millionen Euro entstanden. Der Prozess dauert an.

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