Planung für die Mühldorfer Altstadt
„Altstadt-Gürtel verloren“? Das fordert die SPD für das Mühldorfer Sümö-Gelände
- VonMarkus Honervogtschließen
Wenn die bisherigen Planungen für das Sümö-Gelände umgesetzt werden, geht es verloren. Dieses harte Urteil fällt die Mühldorfer SPD. Und sagt, wie das aus ihrer Sicht zu verhindern ist.
Mühldorf - Jetzt hat auch die SPD Vorschläge zur Neugestaltung des Sümö-Geländes in der Mühldorfer Altstadt vorgelegt. Dabei lehnt die Stadtratsfraktion die Umsetzung des Wettbewerbentwurfs ab: „Wenn die Planungen zum ehemaligen Sümö-Gelände so umgesetzt werden, wie auf dem favorisierten Architektenentwurf, dann ist dieses wertvolle Gelände zwischen Altstadt und Inn in direkter Nähe zur Schule, ein wesentlicher Teil des Altstadtgürtels, der auch ein Grüngürtel sein soll, für alle Zukunft zugebaut und verloren“, schreibt Fraktionssprecherin Angelika Kölbl im Namen ihrer Fraktion.
Drei Fraktionen haben ihre Stellungnahme abgegeben
Der Stadtrat hatte ein Architektenbüro beauftragt, das Sümö-Gelände zu überplanen. Seit der Vorlage des Siegerentwurfs durch Bürgermeister Michael Hetzl (UM) gibt es eine heftige Diskussion über die Pläne. Nach Aufforderung durch Bürgermeister Hetzl haben jetzt Grüne, CSU und SPD ihre Vorschläge für die Gestaltung des Geländes vorgelegt.
Grundsätzlich hält die SPD die Beseitigung des Parkplatzmangels in der Innenstadt für die wichtigste Aufgabe, die schnell angegangen werden müssen. Kölbl nennt die Analyse des Bedarfs und den Bau von Parkhäusern in Abschnitten als vorrangige Ziele. Verbunden damit ist erneut Kritik am Vorgehen der Stadt: „Bislang fand keine Diskussion in den Gremien zur Parkraumgestaltung rund um die Altstadt statt.“
Kleine Parkhäuser auch an anderen Stellen
Die SPD fordert, Parkplätze nicht nur auf dem Sümö-Gelände, sondern weiter dezentral anzubieten und den Bau kleinerer Parkgaragen an anderen Orten zu prüfen. Als Beispiel nennt die Partei die Fläche gegenüber dem Haberkasten, das Gyn-Zentrum oder die Sparkasse
Anders als Bürgermeister Michael Hetzl sieht die SPD aber keine Möglichkeit, die Kosten für den Bau von Parkhäusern durch den Verkauf von Grundstücken zu finanzieren. „Das historische Erbe und der Grüngürtel um die Stadt sowie die Verbindung zum Inn spielen aber bei den Investoren keine Rolle“, betont die SPD. „Da lockt rein die Rendite. Bisher ist die Stadt sehr gut damit gefahren, im Einklang mit der Regierung zu planen und die Ziele der Altstadtsanierung einzuhalten.“ Für das Parkdeck seien also Finanzierungsmodelle inklusive Städtebauförderung und Bewirtschaftungskonzept zu entwickeln, heißt es vonseiten der SPD. Bei 200 zusätzlichen Parkplätzen wäre das beispielsweise laut SPD-Positionspapier eine Fördersumme von 2,4 Millionen Euro.
Supermarkt und Gastro: Ja, aber...
Zustimmung finden die Pläne, Supermarkt und Gastro-Betrieb anzusiedeln, Kritik gibt es aber an den vorgesehenen Standorten auf dem Gelände. Das Hallenbad soll nach den Vorstellungen der SPD solange erhalten werden, bis ein Neubau fertig ist. Mehr Augenmerk müsse auf die Verkehrserschließung des Geländes gelegt werden, die SPD schlägt einen Kreisverkehr vor. Dazu verlangt sie eine Berücksichtigung des Bus-, Radl- und Fußgängerverkehrs. „Die Gesamtschau des Areals kommt zu kurz“, heißt es in der Stellungnahme der SPD.
In den Blick nimmt die SPD die benachbarte Grundschule, für die nach Ansicht der Fraktion bis 2026 eine Erweiterung notwendig ist. „Die Schule liegt direkt am Wettbewerbsareal“, heißt es in der Stellungnahme. „Wenn schon zusätzliche Gebäude auf dem Gelände entstehen sollen, dürfen das keine Wohnungen sein, sondern Räume für den Gemeinbedarf – für die Ganztages- und Hortbetreuung.“
Keine Wohnungen auf dem Gelände
Grundsätzlich lehnt die SPD den Bau von neuen Wohnungen auf dem Gelände ab. Im Siegerentwurf zur Gestaltung des Geländes sind etwa 6000 Quadratmeter Wohnraum vorgesehen. „Das hat uns mehr als irritiert, insbesondere da seitens der Stadtverwaltung festgestellt wurde, dass 50 Wohnungen in der Altstadt leer stehen.“ Stattdessen sollte der Bereich als Park erhalten und der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden.
Allgemeinheit muss stärker profitieren
„Was uns fehlt sind Ideen und Konzepte für eine Nutzung, bei der die Allgemeinheit profitiert“, schreibt die SPD-Fraktion. „Es fehlen Angebote für öffentliche Sport- und Kulturnutzung.“ Die SPD weist darauf hin, das diese Konzepte in der Ausschreibung gefordert worden seien. Die SPD regt eine Openair-Bühne an, eine Kletterwand oder einen Basketball-Korb an. Ein Schlittenberg oder ein Spielplatz sei ebenfalls denkbar.
Stadt muss Hoheit über das Areal behalten
Um die öffentliche Nutzung sicherzustellen, dürfe das Gelände nicht von Privatfirmen vermarktet werden. „Auf diesem wertvollen Grund sollte die Stadt keine Fremdinteressen wie Wohnungsbau durch Investoren oder Gewerbe zulassen. Und schon gar keine Läden, die eine Konkurrenz für die Geschäfte am Stadtplatz oder in den Gassen wären“, heißt es bei der SPD. „Selbst wenn es kurzfristig kostengünstiger erscheint, so wäre doch langfristig ein nicht wieder gut zu machender Schaden entstanden.“
Vorrang für öffentliche Nutzung
Auf dem Gelände gibt es nach Ansicht der SPD genügend Möglichkeiten, der öffentlichen Nutzung den Vorrang vor privaten Interessen zu geben. „Parken, Lebensmittelhändler, Schulerweiterung für Ganztagesbetreuung, der Erhalt der historischen Ansicht der Stadtplatzrückseite, die Verbindung zum Inn und den Innstadtpark mit einer entsprechenden Aufenthaltsqualität – das ist so viel Flächenbedarf, dass für Privatinteressen kein Platz mehr bleibt.“ Die Stadt müsse auch auf diesem Areal ihre Hoheit über die Fläche behalten.