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„Zahlen, bitte!“ – Deutschland holt den Rechenschieber raus

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Der Wirtschaftsminister und die Wärmepumpe – eine Kombination, die zurzeit viele Gemüter erhitzt und viele selbst nachrechnen lässt.
Der Wirtschaftsminister und die Wärmepumpe – eine Kombination, die zurzeit viele Gemüter erhitzt und viele selbst nachrechnen lässt. © picture alliance/dpa

Zur laufenden Berichterstattung über die Wärmewende und die Reaktionen darauf:

Die dargestellten „Berechnungen“ im Leserbrief von Jürgen Keil zum Heizungsgesetz vom 12. Mai sind nicht korrekt und daher irreführend. Um es einfach zu sagen: Jeder Körper, egal ob fest, flüssig oder gasförmig, der aufgeheizt wurde, kühlt auch wieder ab und sein Ausgangszustand stellt sich ein. Das heißt, dass nach dem Abkühlen der Körper denselben Energieinhalt hat wie vor dem Erwärmen; dieser bleibt definitiv erhalten. Das gilt natürlich auch für in Umlauf befindliche Medien wie zum Beispiel Wasser in Heizungen. Betrachtet man den Leserbrief, wird dort jedoch (klammheimlich) unterstellt, dass diese körpereigene Energie von 270 Kelvin zum Heizen mitverbraucht wird. Schön wär’s ja – geht aber nicht. Es bleibt die recht einfache Bilanz: Wird das Wasser im Heizkessel um 20 Grad Celsius (oder 20 Kelvin) erhitzt – und davon sind beispielsweise 13 Grad Celsius regenerativ zustande gekommen – beträgt der prozentuale Anteil an regenerativer Energie 65 Prozent. Wirtschaftsminister Habeck hat also trotz Philosophiestudiums nicht immer unrecht.

Prof. Rainer Vettermann

Nußdorf

Aktuell wähnt sich unser Wirtschafts- und Klimaminister auf der Zielgeraden seiner viel diskutierten Wärmewende, die jedoch eher zu Frust als zu Lust zur ganz schnellen Veränderung führt. Vor drei Jahren wurde bei mir Öl durch Strom zum Heizen ersetzt. Photovoltaik (PV) vom Dach lieferte 2022 ganze 13 Megawattstunden (MWh) Strom, wovon sechs MWh selbst verbraucht und sieben MWh eingespeist wurden. In den Wintermonaten mussten aber auch vier MWh eingekauft werden, um die mittlerweile so heiß begehrte Wärmepumpe zu „füttern“. So weit so (un)gut, denn: Für meinen verkauften, absolut sauberen Strom bekomme ich circa zehn Cent, wogegen der zu 50 Prozent fossile – also dreckige – Strom für circa 40 Cent in Rechnung gestellt wird. Wenn nun ein Nachbar sich nach 30 Jahren vom Öl verabschiedet, um nach Habeckscher Vorgabe sich verstromen zu lassen und dies zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien zu organisieren, dann sind sowohl ich als auch der Nachbar im Winter nicht mehr gesetzestreu, weil wir ja die Hälfte unseres Stroms dreckig kaufen.

Wenn der Nachbar auf sein altes Dach keine PV installiert, könnte ich ihm – außer im Winter – meinen sauberen Strom verkaufen, statt ihn einzuspeisen. Das ist eine bilaterale einfache Lösung, die kein neues Gesetz braucht, aber eben nur einen Haken hat: Sie stammt von einem einfachen Bürger, der keine Ahnung hat, statt von einem Minister, der die Goldesel-Lösung sich vom Staatssekretär einflüstern hat lassen. Und wenn sie nicht gerade zurückgetreten sind, so erfüllen sie immerzu eifrig ihren Amtseid – stets zum Wohle des Volkes. Und noch eines: Dem Klima ist das sowas von egal. In diesem Sinne ein dreifaches Hoch auf unsere Regierenden (richtig gegendert!)

Philipp Gießibl

Babensham

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