Umständlich und abschreckend
Zum Bericht „9-Euro-Ticket“ (Politikteil): Zu Zeiten des Billig-Tickets war das Auto verpönt.
Es hatte schon fast etwas Elitäres, weiter entfernte Ziele mit dem ÖPNV zu erreichen. Einmal im Monat zum Automaten genügte, um 30 Tage voll mobil zu sein, ob mit Bahn, Bus, U-Bahn oder Tram. Detaillierte Vorplanungen entfielen weitgehend. Nur zum Abfahrtszeitpunkt am Haltepunkt sein, das war’s.
Nun aber geht es wieder darum, kosten- und zeitoptimal ans Ziel zu kommen. Meine kürzliche Tages-Fahrt per öffentlichen Personennahverkehr zum Münchner Rot-Kreuz-Platz soll das veranschaulichen. Die gute DB-App liefert schon mal den Hinweis auf „Teilstreckenpreis“. Die BRB-Fahrt reicht also nicht aus. Wer, wie ich noch ein Alt-Handy hat, kann zwar Bahn-Tickets, aber keine MVG-Tickets buchen. Das Bahn-Ticket erwirbt man entweder zum Ost- (13,60 Euro) oder zum Hauptbahnhof (14,20 Euro).
Wer am Hauptbahnhof den Fußweg von den Gleisen 5 bis 9 zum U-Bahnhof kennt, wechselt lieber bereits am Ostbahnhof zur S-Bahn. Wessen Ticket am Ostbahnhof endet, der benötigt ab da ein MVG-Ticket. Man findet aber so schnell keinen Automaten. Spätestens am Hauptbahnhof braucht man vor Start der U1 dann ein MVG-Ticket. Am Automaten findet man für den Innenbereich München (ist mein Ziel noch in München?) Angebote für Tageskarte (8,20 Euro), Streifenkarte (15,20 Euro), Einzelticket (3,50 Euro) oder Kurzstrecke (1,80 Euro). Für die Zählung von Haltepunkten bei der Kurzstrecke muss man Zeit mitbringen, die hat man nicht immer. Die Streifenkarte scheint daher optimal, aber verdammt noch mal, wie viele Streifen muss man abknicken?
Man kann sich nur wünschen, dass es rasch wieder einfacher wird. Bei einem niedrigen Preis wird das Ticket womöglich jeden Monat gekauft. Bei einem Preis von 49 Euro werden Nicht-Pendler eher monatlich neu entscheiden und ab zwei Fahrenden das Auto erwägen.
Norbert Vogel
Schechen