Systemisches Versagender katholischen Kirche
Zu „Kein systemisches Versagen“ (Interview mit Professor Dr.
Ulrich Voderholzer im Regionalteil):
Professor Voderholzer meint, es komme nicht zu einem signifikant höheren Missbrauch in der katholischen Kirche als in anderen Institutionen, etwa in Sportvereinen. Dieser Missbrauch durch Kleriker ist aber besonders grausam, da sie Seelsorger sein sollten! Diese Täter sind jedoch das Gegenteil, und das Priestergewand hilft ihnen dabei noch.
In einer Studie des Universitätsklinikums Ulm ist festgehalten, dass 4,4 Prozent aller katholischen Priester – also jeder 23. (!) – von 1946 bis 2014 sexuellen Missbrauch durchgeführt haben. Es wird von 3677 Betroffenen durch 1670 Täter ausgegangen. Die Studie spricht von einer Dunkelziffer von rund 114 000 Betroffenen. Auch die Frage nach einem „Zusammenhang zwischen Zölibat und Missbrauch“ verneint Voderholzer. Er meint dazu, dass man das nicht wissenschaftlich belegen könne. Die Studie der Deutschen Bischofskonferenz kommt zu einem anderen Schluss. Die Untersuchungsergebnisse machen deutlich, dass es sich beim Missbrauch Minderjähriger durch katholische Kleriker nicht nur um das Fehlverhalten Einzelner handelt. Es sind die Strukturen innerhalb der katholischen Kirche, dazu zählt auch der Zölibat, die den Missbrauch begünstigen.
So kann ich mich nur den Forderungen von Maria Hirn, Vorsitzende des katholischen Frauenbundes Rimsting, anschließen: „Aufklärung der Missbrauchsfälle ohne kirchliches Sonderrecht, den Pflichtzölibat abschaffen und die Sexualmoral der katholischen Kirche ehrlicher und menschlicher gestalten.“
Johann Nußbaum
Rimsting