Schwarzer Peter statt Joker
Zum Bericht „Stimme der Ökonomen: Einmalzahlungen als Joker“ (Wirtschaftsteil):
Experte Michael Hüther warnt vor hohen Lohnabschlüssen. Laut Sparkassenverband haben immer mehr Menschen am Monatsende nichts mehr übrig.
Unter den Experten gibt es trotz Arbeitskräfte-Defizit wohl noch keinen Mangel. Zuerst kann ich ihn beruhigen. Weniger als die Hälfte arbeitet noch unter Tarifverträgen, wohl auch dank des Instituts des Herrn Hüther.
Folgende Fragen stellen sich den Lohnabhängigen und Rentnern, die keine Rettungspakete schnüren oder die Preise einfach nach unten schrauben können. Was war zuerst da? Steigende Preise oder Löhne? Haben Experten die Regierung auch in den vergangenen Krisen beraten?
Es sei beispielsweise an die Kurzarbeiter-Regelung erinnert. Die multinationalen Unternehmen haben gleichzeitig Rekordgewinne eingefahren. Das unternehmerische Risiko wurde wieder sozialisiert, die Erträge privatisiert. Das Zitat hierzu, ironischerweise auf derselben Seite wie der Bericht: „DAX-Unternehmen schütten für 2022 prächtige Gewinne aus.“ Trägt das nicht auch zur steigenden Inflation bei?
Rettungspakete und Gewinne müssen bezahlt werden, sozusagen zwei Seiten der gleichen Medaille. Irgendwie alles wie zur Finanzkrise, könnte man meinen? Das Resultat ist bekannt: Die Schere ging noch weiter auseinander.
Was hält er eigentlich von der geplanten automatischen Inflationsanpassung der Bezüge der EU-Beamten und Parlamentarier? Herr Hüther unterhält sich doch mit der Politik.
Aber zum Thema, die Angst vor steigenden Löhnen. Sein zitierter Durchschnittsarbeitnehmer würde mit einer Einmalzahlung statt einer echten prozentualen Erhöhung genau selbige Summe in den folgenden Jahren dauerhaft verlieren. Jahr für Jahr bei weiter steigenden Preisen.
Markus Pill
Stephanskirchen