Schöne Bilder einer grausamenWelt voller Müll aus Europa
Zum Bericht „Häuser aus Plastikmüll“ (Weltteil):
Es ist ja toll, dass die Kinder in Indonesien darin unterwiesen werden, wie bei der Verarbeitung von Müll zu verfahren sei. Das eigentliche Müllproblem liegt in Europa. Wir in Deutschland fürchten uns davor, im Winter bei lausigen 18 Grad im Wohnzimmer zu sitzen. Die Vorstellung, Körperhygiene mit Seife und Waschlappen wassersparend zu erledigen (wie vor 70 Jahren) anstatt hektoliterweise Warmwasser zu verplätschern, verursacht Panik. Aber in unserer Tageszeitung wird lobend erklärt, dass es ein großer Gewinn für indonesische Menschen sei, PET-Flaschen mit Plastikmüll zu füllen, um sie einer neuen Verwendung zuzuführen.
Ein Gewinn in doppelter Hinsicht: Der Müll ersetzt teure Baumaterialien und liefert im Gegenzug Nahrung. Wenn nun jemand in Deutschland auf die Idee käme, unseren Plastikmüll gar nicht nach Indonesien zu exportieren, sondern ihn von deutschen Kindern – gegen eine warme Mahlzeit/ Tag – aufbereiten zu lassen, würde er für verrückt erklärt. Der Artikel suggeriert, Indonesien habe das Müllproblem verursacht, weil es keine funktionierende Müllentsorgung habe. Tatsächlich wird unser Müll in Länder verschoben, in denen die Bevölkerung nicht vor Ausbeutung geschützt wird. Der Text manipuliert die Denkweise unserer Kinder. Die schönen Aufnahmen des Kindes, das eine PET-Flasche mit Plastikschnitzeln füllt (natürlich ohne Gummi-Handschuhe), und der pittoresk wirkenden, bunten Hausfront gaukeln uns eine heile Welt vor, die letztlich der reine Überlebenskampf armer Menschen ist. Bei uns ist Baumaterial auch sehr teuer. Ich bin gespannt, welche Behörde in Deutschland ein PET-Häuschen genehmigen würde.
Gabriele Mahler
Flintsbach