OVB-Leserforum
„Bizarre Sonnenkönige“? G7-Gipfel und seine Geldverschwendung frustrieren
Der G7-Gipfel auf Schloss Elmau sorgt für heftige Reaktionen im OVB-Forum. Sogar an Propaganda-Inszenierungen in ganz dunklen Zeit fühlt sich ein Leser erinnert.
Michael Luck (Rosenheim): Aus Anlass des G7-Treffens in Oberbayern titeln Sie: „Die Welt trifft sich auf Schloss Elmau“. Das stimmt nicht. Die Welt schaut vielmehr wie üblich hilf-, hoffnungs- und fassungslos zu, wie sich eine in Zahl und Charakter zwergenkleine Versammlung von mehrheitlich weißen, älteren Männern trifft, um dauergrienend in die reichlich ihnen vor die Nasen gehaltenen TV-Kameras und Mikros zu glotzen und leeres Zeugs von sich zu geben.
Die sieben apokalyptischen Reiter und ihre medialen Steigbügelhalter sind sich natürlich einig: So ein Treffen ist wichtig, da lernt man sich besser kennen. Nur gemeinsam kriegt man die Sachen in den Griff. War ja bis jetzt immer so, dass bei all diesen Treffen Großartiges herauskam, nicht wahr? Das ist schon mal 200 Millionen Euro wert. Es blechen eh wie immer die anderen, also wir und die Welt.
Vor allem die Welt, denn die Gute-Laune-Onkel sind das Problem und eben nicht die Lösung(en), die sie uns verkaufen wollen. Deswegen ja auch die fast schon Riefenstahlsche Propagandainszenierung dieser demokratisch mäßig legitimierten Hasardeure vor schönster feudaler Kulisse – und nicht im zerstörten Donbass, auf einer todbringenden Müllhalde in Afrika oder in einem der ungezählten Armen- und Hungerviertel dieser Welt, die sie mit jedem Tag und jedem ihrer Treffen weiter ruinieren.
„Der Staat bin ich“
Berndt Schönwald (Ramerberg): Amtierende Sonnenkönige, gibt’s die noch? Das Selbstverständnis eines Ludwig XIV. („Der Staat bin ich“) dürfte uns heute bizarr anmuten. Doch was geht vor in den Köpfen der sieben Staatschefs, die sich dieser Tage auf Elmau zu „Konsultationen“ trafen? Und für rund drei Tage etwa 170 Millionen Euro sowie 18 000 Polizisten, Staatsanwälte, Richter, Hubschrauber, gepanzerte Limousinen und so weiter verausgabten? Mitten in einer Tourismus-Hochburg.
Man vergleiche: 170 Millionen Euro betragen zum Beispiel die Betriebskosten eines modernen Flugzeugträgers – aber pro Jahr. Sie könnten sich also auch auf einen solchen einfliegen lassen, zusammen mit ihrem Tross: An Bord auf hoher See gäbe es Sicherheitsmaßnahmen quasi gratis und nur einen Bruchteil des geschilderten Aufwandes. Aber eben auch kaum Publikum und Demonstrationen. Merke: viel Feind, viel Ehr.
Ich weiß, ich weiß, ziemlich weltfremd von mir. Nun, derlei Gipfeltreffen sind wohl notwendig, zur Zeit mehr denn je. Aber noch einmal, wie muss ein abgehobener Politiker ticken, der weiß: Für mich und meine Kollegen werden hier täglich zwischen 35 und 57 Millionen Euro deutscher Steuereinnahmen verschleudert?