Des Professors Wunderstab
Zum Bericht „So hilft die neue Magnetfeldtherapie“ (Wissenschaftsteil):
Ein Professor, vertrauensfördernd im weißen Kittel mit futuristischem Zauberstab in der Hand (es lebe die Gerätemedizin), propagiert eine Magnetfeldtherapie, die, so die Aussage, „leidgeprüfte(n) Patienten“ von Schmerzen befreien „kann“, (nicht etwa „befreit“). Was steckt dahinter? Die „Impulsintensität (des Geräts) übertrifft die des Erdmagnetfeldes um das Tausendfache“. Donnerwetter! Das macht nach Adam Riese tausend mal 50 Mikrotesla (die physikalische Einheit der magnetischen Flussdichte) und ist damit gerade mal halb so stark wie ein gewöhnlicher Hufeisenmagnet, der gerne als Kinderspielzeug dient, und 0,1 Tesla hat.
Ach, liebe geplagte Patienten, legt euch doch einen primitiven Hufeisenmagneten ins Bett und spart euch die 75 Euro pro Behandlung mit dem Wundermagneten. Ihr habt die doppelte Wirkung!
Wenn man bedenkt, dass ein Magnetresonanztomograf, der zur Diagnose eingesetzt wird, 0,35 bis 3 Tesla magnetische Flussdichte erreicht, also circa 70 bis 700- mal so stark sein muss wie des Professors Wunderstab, nur um zu einer Diagnose zu kommen – von Heilung ist da weit und breit nicht die Rede – dann fragt man sich schon, warum über dem reißerischen Artikel nicht das erlösende Wörtchen „Anzeige“ steht.
Komisch, gerade bei Medizinthemen hat das OVB einen verdächtigen Hang zur Wunderheilung, Esoterik und armseligen Geschäftemacherei. Ist das Teil des Geschäftsmodells? Wenn ja, wirft das einen bezeichnenden Blick auf die Qualität unserer naturwissenschaftlichen Schulbildung.
Roland Hinke
Bernau