Meinung
Viele Corona-Regeln fallen: Das Experiment mit den Lücken
- VonChristian Deutschländerschließen
Die Republik, bisweilen eng verschnürt in Corona-Regeln, erlebt keine sanfte Lockerung, sondern einen radikalen Bruch.
Ab Sonntag gilt nur noch das Prinzip Eigenverantwortung. Das ist zum Teil Omikron angemessen: Ja – die Regeln und Limits für Freizeit, Sport, Kultur, öffentliches Leben können weg, so schnell und weit wie möglich! Weder Vater Staat noch Onkel Söder müssen uns mehr vor der Gefahr eines freiwilligen Kneipenbesuchs behüten. Die Politik kann sich darauf konzentrieren, die Menschen dort zu schützen, wo sie hin müssen.
Doch hier haben die Regeln leider gefährliche Lücken. Auf dem Höchstpunkt der Fallzahlen verbietet der Bund den Ländern eine Maskenpflicht in Schulen, in der Gastro, beim Einkaufen, in noch so dicht besetzten Innenräumen. Das ist ein Fehler, getrieben von einer FDP, die in dieser Frage – wie schon einmal im Herbst 2021 – nicht die Richtung, aber das Zeitgefühl verloren hat. Es ist nicht klug, zu früh alles aufzugeben. Die Maske bei Riesen-Inzidenzen ist nicht Unfreiheit, nicht Zumutung, sondern Rücksichtnahme. Also ein Wert, der Liberalen am Herz liegen müsste. Der Staat sollte das in dieser Pandemie einfordern, zumindest ein paar Wochen noch.
Jetzt kaum noch Masken, gar keine G-Regeln mehr. Das ist ein Experiment, von einem Extrem ins andere, gegen parteiübergreifenden Protest aller 16 Länder. Ein Sicherheitsnetz ist nicht mehr da, denn Söder hat in Bayern nicht mehr die Kraft für einen Sonderweg, und in Berlin ist SPD-Dauermahner Lauterbach ab sofort schlicht politisch kastriert. Nichts davon gibt Anlass für Häme, nur für einen Stoßseufzer: Hoffentlich geht das gut.