MEINUNG
Verzögerung beim 49-Euro-Ticket: Ernüchterung statt Euphorie
- VonLeonie Hudelmaierschließen
Die Freude letzten Oktober war so groß: Eine Finanzierung ist gesichert und das 49-Euro-Ticket kommt ab 1. Januar. Die Geldbeutel von ÖPNV-Nutzern und Deutschlands Straßen werden endlich entlastet.
Doch nun ist Ende Januar. Mittlerweile ist die Rede von einem deutschlandweiten Tarif, wenn es gut läuft ab 1. Mai. Aus der einstigen Euphorie wurde pure Ernüchterung.
Die Ausredenliste ist lang: zu viele ungeklärte Fragen, zu viele unterschiedliche Forderungen. Freilich ist ein solches Vorhaben mit viel Organisationsaufwand verbunden. Die Idee für ein Deutschlandticket gibt es aber nicht erst seit gestern. Mit dem Ende des 9-Euro-Tickets, spätestens seit der finalen Ankündigung im Oktober 2022, hätten die Vorbereitungen losgehen müssen. Auf den Erfahrungen des 9-Euro-Tickets hätte aufgebaut werden können. Stattdessen folgten lähmende Debatten über Verantwortlichkeiten und Realisierung. Notwendige Gesetzesänderungen hat der Bund noch nicht einmal beschlossen. Währenddessen kochen mal wieder die Bundesländer ihr eigenes Tarif-Süppchen und kündigen fleißig eigene Sonder-Tickets an. Sei es das 29-Euro-Ticket für bayerische Studierende und Azubis (aber nicht für Schüler) oder das schon gültige 29-Euro-Abo in Berlin.
Der Ticket-Flop ist ein Paradebeispiel für die verkrusteten Behördenstrukturen in Deutschland – für den Widerstand gegen den Fortschritt. Wie kann dieser Apparat überhaupt die wirklich großen Themen (Energie, Klima oder Verkehr) angehen, wenn ein einfaches Ticket schon zur Feuerprobe wird?