MEINUNG
Trauer um den Emeritus: Letzte Ruhe für den Menschen Benedikt
- VonClaudia Möllersschließen
„Santo subito“-Rufe aus der Schar seiner Bewunderer auf der einen Seite, scharfe Abrechnungen von Kritikern auf der anderen Seite: Benedikt XVI. ist noch „über Erden“, da bricht die alte Polarisierung mit Macht wieder ans Licht.
Bis gestern war unklar, wie die Trauerfeier für den emeritierten Papst gestaltet wird. Der Vatikan setzt mit der Zeremonie am Donnerstag, 5. Januar, nun ein deutliches Zeichen der Wertschätzung: Benedikt XVI. bekommt ein Begräbnis wie ein Papst.
Dass Joseph Ratzinger ein Mensch war, an dem sich andere abarbeiten konnten, hat ihn die meiste Zeit seines Lebens begleitet. Vor allem, seit er 1982 Präfekt der Glaubenskongregation und 2005 zum Papst gewählt wurde. All diese Konflikte in Jahrzehnten, die verpassten Chancen, die Verletzungen auf verschiedenen Seiten und die offenkundigen Fehler stehen neben seiner unbestrittenen theologischen Brillanz, seiner Frömmigkeit und seinem Traum von einer unfehlbaren Kirche.
Und so ambivalent ist auch der Ausdruck der Trauer um den verstorbenen ehemaligen Papst. Was auch immer gewesen ist, wird die Kirche weiter umtreiben. Doch jetzt muss Benedikt erst seine letzte Ruhe finden. Und zwar als Mensch.