MEINUNG
Steinmeier und Selenskyj: Ein höchst überflüssiger Streit
- VonMike Schierschließen
Was in diesen turbulenten Zeiten voll hektischer Telefon-Diplomatie alles eine Eil-Meldung wert ist: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und sein ukrainischer Kollege Wolodymyr Selenskyj haben telefoniert und sich darum bemüht, die Irritationen der vergangenen Wochen auszuräumen. Es war auch höchste Zeit!
Schließlich ist es völlig unsinnig, sich angesichts der aktuellen Lage in der Ukraine auf – im wahrsten Sinne des Wortes – Nebenkriegsschauplätzen abzuarbeiten. Bei allen Debatten um schwere Waffen und mögliche Fehler deutscher Russland-Politik in der Vergangenheit: Deutschland steht – wie die gesamte Nato – treu an der Seite der Ukraine. Mit militärischer und finanzieller Unterstützung sowie mit der Aufnahme von inzwischen 600.000 Geflüchteten aus dem Kriegsland.
Das kann, das muss auch die Regierung in Kiew anerkennen, selbst wenn die Nerven dort verständlicherweise äußerst strapaziert sind und Berlin wahrlich nicht immer glücklich agierte. Und wem soll es helfen, den eigentlich verbündeten Kanzler als beleidigte Leberwurst abzustempeln? Umso besser nun, wenn Steinmeier und Selenskyj nun die Vergangenheit ruhen lassen. Letztlich sind Reisen nach Kiew ohnehin nur symbolischer Natur.
Viel wichtiger sind harte Schritte gegen Putin. Und sowohl bei Waffenlieferungen als auch bei Sanktionen hat sich Berlin zuletzt massiv bewegt. Vermutlich sehr im Sinne Kiews.