MEINUNG
Russland in Afrika: Der Aggressor spielt Antikolonialist
- VonMarcus Mäcklerschließen
Emmanuel Macrons anstehende Afrika-Reise dürfte einem klaren Zweck dienen: retten, was zu retten ist.
Nach Mali und Zentralafrika drängt auch Burkina Faso Frankreichs Soldaten aus dem Land, zugleich bröckelt der politische Einfluss auf dem Kontinent. Dabei spielt auch die schwierige Verbindung zu den Ex-Kolonien eine Rolle, die sich von Paris nicht ohne Grund bevormundet fühlen. Das übergreifende Übel dabei: In die Leerstelle drängt Russland.
Moskau, das sich trotz seiner imperialen Aggression als Anwalt der ehemaligen Kolonien aufspielt, weitet seinen politischen, militärischen und ökonomischen Einfluss in Afrika seit einigen Monaten konsequent aus. Ein Teil des Deals heißt: Wagner-Söldner sorgen für (vermeintliche) Sicherheit vor Terror-Anschlägen, dafür darf Russland Rohstoffe ausbeuten. Dass sich der Kreml auf diesem Wege auch politische Loyalitäten sichert, sieht man bereits am Abstimmungsverhalten afrikanischer Staaten bei den Vereinten Nationen – etwa zum russischen Krieg gegen die Ukraine.
Erst machte sich China in Afrika breit, jetzt Russland. Und der Westen, der sich doch angeblich um den „globalen Süden“ bemühen will, guckt verdutzt in die Röhre. Wo bleibt die europäische Afrika-Strategie, wo das harte Werben um politische Partnerschaften? Wir machen es den Russen in Afrika eindeutig zu leicht.