Meinung
Putins wütender, blutiger Trotz
- VonKlaus Rimpelschließen
Putins Worte der vergangenen Tage sprechen eine eindeutige Sprache - und es ist keine der Deeskalation. Vielmehr spricht aus Putins Ankündigungen der wütende Trotz eines Mannes, der lieber sein Volk ins Elend führt als eine Niederlage einzugestehen.
Nicht einmal an Weihnachten will Wladimir Putin den Ukrainern ein wenig Frieden gönnen. Im Gegenteil: Vieles deutet darauf hin, dass Russland eine Winteroffensive plant und über Belarus zum zweiten Mal versuchen wird, Kiew zu erobern. Die aktuelle russische Strategie des Raketen-Terrors gegen die ukrainische Infrastruktur führt zwar zu unermesslichem Leid bei der Zivilbevölkerung.
Aber mit diesen Bombardierungen allein kann der Kreml seine Eroberungspläne nicht voranbringen – zumal die nun angekündigte US-Lieferung des Patriot-Flugabwehr-Systems den Schutz der Ukrainer hoffentlich spürbar verbessern wird. Putin will jetzt seine Armee um 350.000 Mann aufstocken, verspricht die „Wunderwaffe“ Zirkon, und droht einmal mehr indirekt mit der Atom-Keule: Nach Verhandlungsbereitschaft sieht all das nicht aus. Vielmehr spricht aus Putins Ankündigungen der wütende Trotz eines Mannes, der lieber sein Volk ins Elend führt als eine Niederlage einzugestehen.
Die spektakulären Reisen von Wolodymyr Selenskyj erst ins umkämpfte Bachmut und jetzt in die USA solle den vom Krieg erschöpften Ukrainern neue Zuversicht geben. Denn auch auf ukrainischer Seite macht sic angesichts der still stehenden Front Frust breit. Doch der beste Propagandist für den Durchhaltewillen ist Putin: Egal wie schlimm die Kälte im halb zerbombten Wohnhaus sein mag, egal wie groß die Angst vor dem nächsten Raketenhagel: Nach der seit 301 Tagen andauernden russischen Gewaltorgie ist es schlicht undenkbar, dass Ukrainer je wieder unter Moskaus Führung leben können.