MEINUNG
Prinz Harrys Biografie: Sensationslust statt Relevanz
- VonLeonie Hudelmaierschließen
Eine Autobiografie aus royaler Feder wäre die perfekte Möglichkeit, sich mit der eigenen royalen Existenz auseinanderzusetzen.
Eben Lebensgeschichten, die eine gehaltvolle Botschaft vermitteln. Doch der verstoßene Prinz Harry entschied sich, lieber über seine Drogenerfahrungen und sein erstes Mal Sex zu schreiben. Memoiren im Fokus der Sensationslust statt Relevanz.
Selbstverständlich sind Royals keine Heiligen. Drogen und Sex als Kassenschlager – das erinnert jedoch stark an das Verkaufsmodell der britischen Boulevardpresse. Genau diese Reflexe, unter denen Harry so sehr gelitten hat, bedient er nun. Indem Harry zudem die familiären Abgründe lieber öffentlich breittritt, inszeniert er seine eigene Realityshow – Millionenvergütung inklusive.
Seiner Heimat tut Harry mit dieser schmutzigen Wäsche keinen Gefallen. Großbritannien ist auch so schon angeschlagen genug. Die Regierungskrise schwebt weiter über den Köpfen der Briten. Der Brexit hängt über dem Land wie ein böser Geist: Die Wirtschaftskrise wirkt sich härter aus als in anderen Ländern, Schottland strebt unbeirrt nach Unabhängigkeit. Aber wie soll ein Königreich vereint sein, wenn es nicht einmal die Königsfamilie schafft? Einen scheint die royale Gewitterwolke jedenfalls nicht zu stören: Premierminister Rishi Sunak zählt die Königsfamilie stets zu den Dingen, „auf die ich am stolzesten bin“. Sehr befremdlich angesichts der so zahlreichen Skandale.