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Notenbanken sind überfordert: Kampf gegen Inflation - Auch die Ampel muss helfen
- VonGeorg Anastasiadisschließen
Es war großes Kino, das die US-Notenbank Fed da am Mittwochabend zur besten Sendezeit präsentierte: Die Zinsen um einen dreiviertel Prozentpunkt rauf, so viel wie seit 28 Jahren nicht mehr – deutlicher können die Zentralbanker nicht signalisieren, wie ernst sie den Kampf gegen die auf 8,6 Prozent hochgeschossene Teuerung nehmen.
Doch das Spiel der Fed ist gefährlich. Sie bremst in eine sich abschwächende Konjunktur hinein ab. Kippt die Wirtschaft in die Rezession, werden Amerikas Geldhüter nach aller historischer Erfahrung nicht zögern, ihr Experiment zügig wieder abzubrechen.
Noch prekärer ist die Lage in Europa: Da hat schon die Ankündigung der ersten Zinserhöhung zu derartigen Turbulenzen in der Eurozone geführt, dass die EZB eine Krisensitzung einberufen musste, um den raketenartigen Anstieg der Zinsen in Ländern wie Italien zu bremsen.
In Wahrheit sind die Notenbanken gefesselt: Die Zinserhöhungen, die nötig wären, um die Inflation rasch zu stoppen, verbieten sich, weil ihr Ergebnis eine schwere Wirtschaftskrise und/oder der Kollaps der Eurozone wäre. Beides würde vor allem Putin erfreuen. Wahrscheinlicher ist, dass die Bürger noch länger mit höherer Inflation werden leben müssen. Acht Prozent Geldwertverlust wie dieses Jahr müssen gleichwohl die asoziale Ausnahme bleiben.
Die preistreibende Auflösung des coronabedingten Nachfragestaus, gestörte Lieferketten und die kriegsbedingte Energiepreisexplosion haben, zusammen mit der viel zu sorglosen Geldpolitik, einen Giftcocktail ergeben, der so zum Glück nicht jedes Jahr zusammengerührt wird. Der Staat aber muss aufpassen, dass seine Politik – sei es durch noch mehr Klimaauflagen, Bauvorschriften und die Abschaltung der letzten drei Atommeiler – nicht zusätzlich preistreibend wirkt und damit die Ärmsten unter Druck setzt.